Seit 23 Jahren lebt Christophe im Flüchtlingslager. Der 51-Jährige sorgt für seine zehnköpfige Familie und kümmert sich als Priester um seine Glaubensgeschwister. Ein Leben mit großen Herausforderungen und einem noch größeren Traum.
„Uns geht es gut und wir ertragen die Umstände in der Liebe Jesu“, schreibt Ayumba Eca Christophe. Der kongolesische Flüchtling ist Ehemann, achtfacher Vater und Priester. Seit zwei Jahrzehnten lebt er im Nyarugusu Refugee Camp in Tansania. Mit seinem kleinen, alten Handy hält er Kontakt – zur Heimat, zu Freunden, zu Glaubensgeschwistern. Hier im Lager arbeitet Christophe, hier feiert er mit seinen Glaubensgeschwistern Gottesdienste.
Monatelang auf der Flucht
Damals mussten sie flüchten, raus aus der vertrauten Heimat. Im Osten des Kongos kämpften Rebellen mit Unterstützung von drei Nachbarländern gegen die Mobuto-Regierung. Ein langwieriger, grausamer Konflikt, der Existenzen zerstörte, Familien auseinanderriss und Vielen das Leben kostete. Wochenlang waren sie auf der Flucht, bis sie von Offizieren der United Nations High Commissioner of Refugees (UNHCR), dem Kommissariat der UN für Flüchtlingsfragen, und tansanischen Behörden ins Flüchtlingslager Nyarugusu geleitet wurden.
Kein Gefängnis, aber auch nicht frei
Es sei kein Gefängnis, sagt Christophe, aber „wir sind auch nicht frei, alles zu tun, was wir tun wollen. Auch können wir nur ganz wenig Einkommen generieren, um zu überleben.“ Seine Träume hat der Ehemann und Familienvater trotz allem nicht aufgegeben: „Wir würden gerne in Drittländer umsiedeln, beispielsweise in die USA, Kanada, Großbritannien, Australien oder Deutschland. Dort könnten wir friedlich leben.“ Und dieser Traum hat eine gute Hoffnung: „Einige Glaubensgeschwister konnten das Flüchtlingslager bereits verlassen“, weiß Christophe. Durch den Umsiedlungsprozess des UNHCR konnten sie ins Ausland gehen.
Sieben Quadratkilometer groß ist das Flüchtlingslager Nyarugusu in Kasulu Kigoma. „Mit rund 150.000 Flüchtlingen ist das Lager eines der größten und bekanntesten Flüchtlingslager des 21. Jahrhunderts“, erklärt das Onlinelexikon Wikipedia. Das Lager wurde 1996 vom UNHCR und der tansanischen Regierung eingerichtet. Seinerzeit überschritten etwa 150.000 kongolesische Flüchtlinge aus der Demokratischen Republik Kongo die Grenze nach Tansania, um dem Bürgerkrieg zu entkommen. Schnell musste Hilfe geleistet werden.
Kirchengebäude selbst gebaut
Christophe hat aber nicht nur sich und seine Familie im Blick. „Ich bin Priester und betreue dreizehn Familien im Lager. Zu unserer Gemeinde gehören drei weitere Priester, ein Evangelist und ein Hirte.“ Und diese Gemeinde ist nicht die einzige im Lager. „Insgesamt gibt es acht Gemeinden in Nyarugusu: 3200 Glaubensgeschwister teilen sich auf die Gemeinden A, B, C, D, E, F, G und H auf“, erklärt der Amtsträger.
Zwei Drittel der neuapostolischen Christen weltweit haben kein eigenes Kirchengebäude. Sie kommen unter freiem Himmel oder in gemieteten Räumlichkeiten zusammen. Hier, in Nyarugusu, haben die Glaubensgeschwister Kirchen. Und dafür sind sie dankbar und zugleich auch ein wenig stolz: „Alle Kirchen wurden mit eigenen Mitteln gebaut. Wir haben uns angestrengt und wir haben aus den USA kleine Spenden erhalten; von unseren Brüdern, die durch den Umsiedlungsprozess ausgewandert sind und uns nun hier im Lager finanziell unterstützen.“
Heiliges Abendmahl – jeden Sonntag
Zuversicht und Hoffnung nehmen Christophe und seine Glaubensgeschwister aus den Gottesdiensten. „Jeden Sonntag kommen wir zusammen. Wir beten und wir feiern regelmäßig das Heilige Abendmahl. In allen Gemeinden!“, betont der Priester. Und das ist jedes Mal ein festlicher Rahmen. Zum Gottesdienst kommen viele Gemeindemitglieder schwarz-weiß gekleidet; das ist ihnen wichtig.
Auch einen Gemeindechor haben sie. 20 bis 25 Sänger ist der Kreis der Musiker groß. „Wenn ein Trauergottesdienst ansteht oder der Apostel zu Besuch kommt, dann verstärkt sich der Chor aber schnell einmal auf 150 Sänger“, berichtet der Priester. Letztes Jahr hatten sie Besuch von Bezirksapostel Joseph Ekhuya, der für Kenia, Uganda und Tansania zuständig ist. Dieser Besuch hat große Freude bei den Glaubensgeschwistern im Flüchtlingslager ausgelöst.
Vertrauen auf Gott
Christophe ist mit Kisiya Bushiri Clementine verheiratet; die beiden haben acht Kinder – „ein Segen!“, wie Christophe sagt. Sohn Uhana Patient (21), die Töchter Louise (16), Wakati (14), Vumilia (13), Johari (11), Masoka (7), Durcas (3) und der jüngste Sohn, Jack (1).
Ayumba Eca Christophe ist Französischlehrer und unterrichtet Kinder in der Schule Neema. Er spricht Suaheli, Kibembe, Französisch und Englisch. 20 Dollar verdient er – im Monat. Es reicht hinten und vorne nicht.
„Ich bete innig zu meinem allmächtigen Gott, dass er mir hilft“, sagt Christophe. Sein größter Wunsch ist, mit Hilfe des Umsiedlungsprogramm des UNHCR auswandern zu können. „Darüber hinaus bin ich glücklich, den Weg der Erlösung in Jesus Christus zu kennen.“ Und er setzt fort: „Auch, wenn wir vor einer unerträglichen Situation stehen: Wir vertrauen auf Gott und eines Tages wird er unsere Tränen aus den Augen wischen und wir werden die Herrlichkeit Gottes sehen“.