Es begann mit einer Liebesgeschichte: Die Neuapostolische Kirche in Malaysia feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Die Vorgeschichte führt von Malaysia über England nach Deutschland und wieder zurück.
Es ist Nachmittag in den Semesterferien des Jahres 1958. Am Hauptbahnhof Bremen (Deutschland) ist viel los. Doch einer fällt auf: Harbhajan Singh Chhabra trägt Vollbart und einen Turban. Damit zieht der Malaysier unter anderem auch die Aufmerksamkeit einer jungen Frau auf sich. Waldtraut und er kommen ins Gespräch, tauschen Adressen aus, es entsteht eine Freundschaft. Bald wird daraus Liebe. Und sogar der Anfang der Neuapostolischen Kirche Malaysia.
Dort gab es zu der Zeit keine neuapostolischen Christen. Damals wie heute war ein Großteil der Bevölkerung Moslems oder auch Buddhisten. Da das Land viele Jahre lang unter britischer Kolonialherrschaft stand, war dort aber das Christentum bereits vertreten.
Von Deutschland nach Malaysia
Harbhajan Singh Chhabra kam aus West-Malaysia. Er gehörte dem Sikhismus an, eine monotheistische Religion, die in Malaysia verbreitet ist. Zum Studieren ging er nach England. Dort begann er, sich für das Christentum zu interessieren. In den Semesterferien während einer Europareise lernte er Waldtraut kennen.
Als sie in Malaysia heirateten, trat der Ehemann dem Christentum bei. Bald zog das junge Paar zurück nach Europa. In Delmenhorst (Deutschland) suchten die beiden die anglikanische Kirche, dabei kamen sie mit der Neuapostolischen Kirche in Kontakt. Dort fühlten sich Harbhajan Singh und Waldtraut Chhabra gleich wohl und sie besuchten die Gottesdienste immer öfter.
1965 wurden beide versiegelt und bereits ein Jahr später empfing Bruder Chhabra das Amt des Unterdiakonen. Für die damalige Gebietskirche Bremen war Bezirksapostel Hermann Schumacher zuständig. Dieser erkannte den gläubigen Eifer des jungen Bruders als Chance, den Neuapostolischen Glauben in Malaysia zu verbreiten. Gerne stimmten die Eheleute zu und so zog die Familie 1969, nachdem Bruder Chhabra das Priesteramt empfangen hatte, in die malaiische Hauptstadt Kuala Lumpur.
Bibel, Kelch und Opferkasten
Mit wenig Hilfsmitteln, aber zuversichtlichen Glaubens begann die Familie Chhabra damit, den Menschen in Malaysia vom neuapostolischen Glauben zu erzählen. Beim ersten Gottesdienst am 30. November 1969 waren schon sieben Gäste anwesend, die dem Dienstleiter, Priester Chhabra, und dem einzelnen Gesang seiner Tochter lauschten.
Zu Beginn waren es Freunde und Bekannte, die Priester Chhabra zu sich nach Hause, wo er die Gottesdienste hielt, einlud. Schon am26. Oktober 1971 wurden die ersten drei Seelen in Malaysia versiegelt und das Land wurde der Gebietskirche Kanada/USA, damals unter der Leitung des Bezirksapostels Michael Kraus, anvertraut. Die Zahl der Glaubensgeschwister wuchs und auch die Zahl der Gemeinden.
Die erste Gemeinde wurde in Rawang, 30 Kilometer entfernt von Kuala Lumpur, gegründet. Bald wurde Harbhajan Singh Chhabra zum Bezirksältesten ordiniert und am 17. April 1991 hielt Stammapostel Richard Fehr als erster Stammapostel in Malaysia einen Gottesdienst in Kuala Lumpur. Zu diesem kamen rund 600 Glaubensgeschwister aus dem ganzen Land – teils nahmen sie dafür einen ganzen Tag Urlaub und reisten mehrere Stunden mit dem Bus an.
50 Jahre später
Heute gibt es auf Malaysia 18 Gemeinden mit ungefähr 600 Mitgliedern. Seit 2009 gehören die Gemeinden zum neu organisierten Bezirksapostelbereich Südostasien. Dieser wurde von Bezirksapostel Urs Hebeisen bis zu seinem Ruhestand 2018 geleitet, seitdem ist Bezirksapostel Edy Isnugroho für die Seelsorge der Geschwister in Malaysia zuständig.
Bezirksapostel Edy Isnugroho war es eine große Freude, am 2. Mai 2021 mit ganz Südostasien das Goldene Jubiläum der Neuapostolischen Kirche in Malaysia zu feiern. Wegen der Corona-Pandemie hielt er den Gottesdienst in Denpasar (Bali). Er brachte den Geschwistern ein Bibelwort aus Kolosser 1,12.13 mit: „Sagt Dank dem Vater, der euch tüchtig gemacht hat zu dem Erbteil der Heiligen im Licht. Er hat uns errettet aus der Macht der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich seines geliebten Sohnes“. Der Bezirksapostel rief die Glaubensgeschwister in Malaysia ebenfalls zur Dankbarkeit auf. Er betonte auch, wie dankbar er für Gottes Arbeit in Malaysia sei und auch dafür, dass die Geschwister dort trotz der Pandemie- und Krisenzeit dem Herrn treu bleiben.