„Danke, dass es euch gibt, dass ihr da seid! Ich weiß nicht, was alles noch kommt, doch eines weiß ich: Gott ist treu! Er wird mit uns sein – habt keine Angst.“ Mit diesen Worten beendete der Stammapostel einen bemerkenswerten Gottesdienst in Calgary (Kanada).
Besonders für die Neuapostolische Kirche in den USA wird dieser Gottesdienst unvergesslich bleiben, ordinierte der Kirchenleiter doch gleich vier neue Apostel für die nordamerikanische Gebietskirche: Mark Fuerbach, Lonnie Klein, John Schnabel und Brett Streinbrueck. Leider klappte die Gottesdienstgemeinschaft in die USA nur per Livestream – der eigentlich geplante Besuch von Stammapostel Jean-Luc Schneider in Chicago Mitte Dezember war wegen Corona ausgefallen. Also hatten jetzt am 9. Januar 2022 gleich zwei große Landeskirchen etwas davon: Kanada und Nordamerika.
„Was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir auch euch, damit auch ihr mit uns Gemeinschaft habt; und unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus“ (1. Johannes 1,3). Wie schon im Jahresmotto für 2022 angekündigt, geht es um die Gemeinschaft in Christus. Niemand ist bei Gott vergessen: „Ich möchte diese Botschaft vor allem an diejenigen richten, die durch Nöte und Leiden gehen. Viele Brüder und Schwestern müssen mit Krankheiten leben, andere trauern, wieder andere haben mit Problemen im Beruf, in der Familie, in der Partnerschaft zu kämpfen. Andere haben finanzielle Probleme. Niemand ist von Gott vergessen. Er kennt deine Gedanken, er kennt dein Problem, er teilt deinen Schmerz: Vertraue ihm, er wird helfen!“
Auch an die Glücklichen wandte sich der Stammapostel mit einem Gedanken: „Ich möchte diese Botschaft auch an diejenigen richten, die viele schöne Dinge erleben. Vielleicht schämen sie sich ein wenig, dass sie keine Probleme haben. Doch sie brauchen sich nicht zu schämen. Jesus teilt ihre Freude.“ Auch in dieser schwierigen, ganz besonderen Zeit habe sich nichts an der Priorität geändert: „Wir wollen auf die Wiederkunft Christi vorbereitet sein. Das ist der Grund, warum wir heute hier sind.“ Das sei der Sinn des christlichen Glaubens. Echte Christen hätten den starken Wunsch, ewige Gemeinschaft mit Christus zu haben. Sonst sei Christus umsonst gestorben.
Was die Apostel gesehen und gehört haben
Der Bibeltext erläutere die Aufgabe des Apostelamtes, predigte der Stammapostel. Er führte fünf Botschaften an, welche die Apostel von Jesus Christus empfangen haben:
- „Jesus Christus ist Mittelpunkt der Heiligen Schrift. Das Alte Testament muss von ihm ausgehend ausgelegt werden. Aussagen des Alten Testaments sind nur insoweit für unser Heil entscheidend, als sie in Übereinstimmung mit dem Evangelium stehen.“
- „Jesus Christus ist nicht gekommen, um die Sünder zu bestrafen – ganz im Gegenteil: um sie zu erretten. Sogar seine Jünger hatten das anfangs falsch verstanden. Niemand kann behaupten, von Christus gesandt zu sein, um zu bestrafen oder zu töten. Natürlich muss sich eine Gesellschaft Gesetze geben und für ihre Beachtung sorgen, gegebenenfalls durch Bestrafung von Tätern. Aber sie kann dies niemals im Namen Jesu Christi tun.“
- „Das Reich Jesu ist nicht von dieser Welt. Er ist nicht gekommen, um irdische Macht auszuüben. Er sprach vielmehr von dem Gesetz der Liebe zu Gott und zum Nächsten. Sein Ziel war es nicht, alle Probleme der Menschen zu lösen oder sie zu lehren, wie sie diese lösen können. Es gibt nur einen Erlöser: Jesus Christus. Er löst unser Problem, indem er uns vom Bösen befreit. Der Herr möchte die Menschen erretten, indem er ihnen Zugang zur Gemeinschaft mit Gott in der neuen Schöpfung gewährt. Dort gibt es das Böse oder Leid oder den Tod nicht mehr.“
- „Der Sohn Gottes kam auf die Erde und wurde wahrer Mensch. Er verließ die Herrlichkeit Gottes, um wie sie zu leben und zu sterben. Als wahrer Mensch überwand er Sünde und Tod. Er ist bereit, seinen Sieg mit denen zu teilen, die an ihn glauben und ihm vertrauen. Und er weiß, dass wir es als Menschen nicht allein schaffen werden. Darum spricht er uns zu: Das macht nichts – ich brachte das Opfer für euch – ihr könnt an meinem Verdienst teilhaben. Nur eines müsst ihr tun: Ihr müsst an mich glauben. Ihr müsst mir vertrauen. Um in Ewigkeit mit mir zusammen zu sein, müsst ihr heute schon Gemeinschaft mit mir haben.“
- „Um in Gemeinschaft mit Christus zu sein und ewiges Leben zu erlangen, müssen wir aus Wasser und Geist wiedergeboren sein, aber auch den Leib Christi essen und sein Blut trinken – das ist keine Erfindung der Neuapostolischen Kirche. Wenn du ewiges Leben haben willst, brauchst du die Sakramente.“
Diese Punkte, so Stammapostel Schneider, seien eine kurze Zusammenfassung der Lehre der Apostel. Nun gelte es aber auch, eigene Lehren daraus zu ziehen. Diese – so der Stammapostel – lägen ihm sehr am Herzen:
Gemeinschaft miteinander pflegen: „Die Gemeinschaft mit Gott ist untrennbar mit der Gemeinschaft der Gläubigen untereinander verbunden.“ Es reiche nicht, allein die Gemeinschaft mit Gott zu suchen. „Ihr könnt nicht Gott lieben, wenn ihr euch nicht auch untereinander liebt.“ Wer mit Christus verbunden sein will, müsse auch in Christus verbunden sein! Das hätten die Apostel von Jesus gelernt: ‚Was ihr einem der Meinen tut, das tut ihr auch mir.‘
Raus aus der Komfortzone: „Wenn wir auch so werden wollen wie er, dann haben wir auch ein Gefühl für den Zustand unseres Nächsten“, betonte der Kirchenleiter. „Wenn wir sehen, dass unser Nachbar leidet, dass er etwas braucht, sind wir bereit, unsere Komfortzone zu verlassen, um ihm zu helfen. So bequem ist das nicht. Es ist einfacher, denjenigen zu ignorieren, der leidet. Manchmal sieht es so aus, dass Leiden ansteckend sein muss, denn sobald jemand unglücklich ist, machen die anderen einen großen Bogen um ihn. Doch Leid ist nicht ansteckend. Verlassen wir unsere Komfortzone, um uns zu unserem Nächsten zu begeben und seinen Schmerz, sein Leiden zu teilen, ihn zu trösten und ihm zu helfen.“ Schließlich sei es das große Gebet Jesu für die Seinen gewesen: ‚Vater, lass sie eins sein, wie du und ich eins sind.‘ Das gelte auch heute: „Durch das Apostelamt erhalten wir alles, was wir brauchen, um Gemeinschaft mit Gott zu haben und um Gemeinschaft miteinander zu haben, um eins mit Gott zu werden und um eins miteinander zu werden. Ich bin so dankbar, dass wir in der Neuapostolischen Kirche die eine Lehre haben. Wir haben einen Glauben, ein Glaubensbekenntnis, einen Katechismus. Ich sage euch, wo der Heilige Geist wirklich am Werk ist, wirkt er für die Einheit.“
Gemeinsamkeiten betonen statt Unterschiede: Heute poche jeder auf seine Andersartigkeit. „Manchmal scheint es mir, dass die Menschen mehr und mehr ihre Unterschiede kultivieren, um zu zeigen: Nein, ich bin nicht wie du. Ihr müsst mich respektieren, ich bin anders. Das ist sicher in Ordnung, wir müssen die Andersartigkeit unseres Nachbarn akzeptieren. Das ist ohne Diskussion. Aber es sollte nicht unser Ziel sein, unsere Unterschiede zu betonen und darauf zu bestehen. Ein Brot, ein Leib. Betonen wir, was wir in Christus gemeinsam haben. Betonen wir das, was wir gemeinsam haben. Es ist nicht wichtig, dass wir unterschiedlich sind. Wichtig ist, dass die Lösung für uns alle dieselbe ist. Der Weg, den wir gehen müssen, ist für uns alle derselbe.“