Johannestaufe oder Jesustaufe? Gibt es da einen Unterschied? Ja, einen großen und es gab mal eine Zeit, da spielte der Unterschied eine gewichtige Rolle. Der eine taufte „zur Buße“, der andere zum Heil.
Die Taufe, die Johannes der Täufer am Jordan an den Menschen vollzog, wird von Paulus im Gespräch mit den Jüngern des Täufers als „Taufe zur Buße“ bezeichnet: „Und er fragte sie: Worauf seid ihr denn getauft? Sie antworteten: Auf die Taufe des Johannes. Paulus aber sprach: Johannes hat getauft mit der Taufe der Buße und dem Volk gesagt, sie sollten an den glauben, der nach ihm kommen werde, nämlich an Jesus“ (Apostelgeschichte 19,3.4).
Demnach war die Johannestaufe nicht das Sakrament, das in den Kirchen heute als Startsakrament für die Christlichkeit gefeiert wird, sondern galt eher als Ausdruck der menschlichen Bußfertigkeit. Paulus schreibt zurecht, dass Johannes sich seiner Stellung bewusst war, lediglich der Wegbereiter für den Messias gewesen zu sein. Sein Zeugnis ist so überzeugend, dass sich immer mehr Menschen taufen lassen (Matthäus 3,5). Er gewinnt eine große Menge – für Jesus. Sein Programm in einem Satz: „Er [Jesus] muss wachsen, ich aber muss abnehmen“ (Johannes 3,30). Dennoch war er nicht irgendein Wüstenasket – er hatte durchaus Einfluss und einen Namen.
Buße als Ausdruck der inneren Einstellung
Seinen Anspruch, „zur Buße“ zu predigen, machte er zuerst an sich selbst geltend: Er handelte nach seinen Worten! Wenig Erbauliches kam aus seinem Mund, seine Predigten waren eher gekennzeichnet von Warnungen vor Überfluss und Dekadenz. Er selbst lebte asketisch und hielt sich von jedem Luxus fern. So zumindest schreibt es Flavius Josephus, ein jüdischer Historiker in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts.
Das mag mit ein Grund dafür gewesen sein, warum seine Anhängerschaft recht ausgedehnt war. Und solche Übereinstimmung von Reden und Handeln zieht auch heute noch Menschen in den Bann.
Nach dem gewaltsamen Tod des Johannes gab es weiterhin Anhänger von ihm, wohl nicht nur in Palästina, sondern auch in Ephesus, also in Kleinasien. Die Mandäer, eine monotheistische Religionsgemeinschaft, gibt es im südlichen Irak und im angrenzenden Iran noch immer. Größere Auslandsgemeinden existieren in Australien und in Schweden. Was sie verbindet sind strenge Reinigungsvorschriften und ein Leben in Askese.
Taufe als Sakrament des Heils
Jesus wusste von Johannes. Er ging zu Johannes und ließ sich von ihm taufen – im Jordan, ganz am Anfang seiner Wirkungsgeschichte. Das war sowohl Ausweis für die Verbindlichkeit eines kultischen Reinigungsaktes als auch Respekt gegenüber dem entstehenden Messiasauftrag. Wer Großes vorhat, braucht zuvor eine Wegweisung. Und die kam vom Himmel selbst: „Dies ist mein Sohn, den sollt ihr hören!“
Zum christlichen Sakrament wird die Taufe mit Wasser und im dreieinigen Namen erst später, da waren bereits einige Jahrhunderte ins Land gegangen. Heute ist die Taufe die grundlegende Verbindung zu Gott. Indem die Erbsünde abgewaschen wird, wird der Täufling aus der Gottferne herausgeführt: Er gelangt in die Nähe Gottes. Er wird Christ. Durch seinen Glauben und sein Bekenntnis zu Christus gehört der Getaufte der Kirche Christi an.
Das ist fundamental. Im KNK 8.1.3 wird die Heilige Wassertaufe als heilsnotwendig deklariert: „Die Heilige Wassertaufe ist unerlässlich, um des Heils teilhaftig zu werden. Sie ist der erste Schritt auf dem Weg zur völligen Erlösung. Von daher eröffnet die Heilige Wassertaufe den Weg zur ewigen Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott.“ Während also die Taufe des Johannes als Bußtaufe verstanden wird, ist die Taufe auf Jesus Christus ein Akt der Errettung. Die christliche Taufe ist ein Geschenk Gottes und kein Werk des Menschen. In ihr verbürgt der Dreieinige dem Menschen sein Nahesein.
Der Anfang der Letzten Dinge
Auch wenn die Taufe den Startpunkt auf dem Weg zur Erlösung markiert: In ihr ist auch schon das Ziel verankert. Das ist der Kern von Römer 6: Wer auf Christus getauft ist, der ist mit ihm der Sünde gestorben. Und ihm gleich geworden in seinem Tod, der wird ihm auch gleich sein in der Auferstehung – damit „auch wir in einem neuen Leben wandeln“.
Foto: Wirestock – stock.adobe.com