Die Bibel ist kein Buch, es gibt kein Original davon und der Umfang ist umstritten. Dennoch ist es die bestüberlieferte Schrift der Antike und das weitverbreitetste Buch aller Zeiten – zehn Fakten zum „Welttag des Buches“ am 23. April.
Die Bibel ist kein Buch, sondern eher eine Bibliothek. Die Sammlung besteht aus fünf bis sechs Dutzend von mehr oder weniger umfangreichen einzelnen Werken. Die Mehrzahl zeigt sich auch schon im Namen: „Bibel“ kommt vom griechischen „tà biblía“ (τὰ βιβλία) und das heißt „die Bücher“.
Die Bibel ist nach einer Handelsstadt benannt. Die antike Welt schrieb vor allem auf Papyrus(rollen). Die Rohstoffe dafür – eine Pflanzenstaude aus der Gattung der Zypergräser beziehungsweise der daraus gewonnene Bast – wurden seit dem sechsten Jahrhundert vor allem in der phönizischen Hafenstadt Byblos gehandelt. Das entstand die Bezeichung „biblíon“ (Buch, Büchlein).
Der Umfang der Bibel ist umstritten. Katholiken erkennen 73 Bücher an, Protestanten hingegen nur 66. Der Unterschied liegt in den Büchern, die sich zwar in der Bibel der frühen Christen befanden (Septuaginta), aber nicht in der Sammlung des späteren Judentums (Masoreten), die den Reformatoren als Übersetzungsgrundlage dienten. Wissenschaftler sprechen hier nicht mehr von „Apokryphen“, sondern von den „Spätschriften“ des Alten Testaments.
Die Bibel liegt ursprünglich in drei Sprachen vor. Das Alte Testament ist weit überwiegend auf Hebräisch geschrieben. Einzelne Passagen in den Büchern Esra, Jeremia und Daniel liegen auf Aramäisch vor. Das Neue Testament ist auf Griechisch überliefert, vereinzelt gibt es Zitate Jesu in dessen Muttersprache Aramäisch. Alle drei biblischen Sprachen unterscheiden sich zum Teil deutlich von den heute gebräuchlichen Nachfahren.
Von der Bibel gibt es kein Original, sondern Tausende von handschriftlichen Kopien, sogenannten Textzeugen. Das älteste Dokument fürs Neue Testament ist das Papyrusfragment P52 (um 125 nach Christus) und enthält Teile aus Johannes 18. Der Methusalem unter den Texten des Alten Testaments ist eine Silberrolle aus dem siebten Jahrhundert vor Christus mit dem aaronitischen Segen. Und die älteste Vollbibel ist der Codex Sinaiticus aus dem vierten Jahrhundert nach Christus.
Die Bibel ist die bestbezeugte Überlieferung der Antike. Zum Vergleich: Von Aristoteles‘ Werk liegen nur fünf Handschriften vor, zwischen Original und frühster Kopie liegen 1400 Jahre. Cäsars „Gallischer Krieg“ kennt 100 Abschriften mit einem Mindestabstand von 900 Jahren. Für das Neue Testament gibt es rund 5000 unmittelbare Textzeugen, wobei die frühesten etwa 25 Jahre nach den Ereignissen geschrieben wurden.
Kapitel und Verse gehören nicht zur ursprünglichen Bibel. Die heutige Einteilung der Bibel stammt von dem Kanzler der Universität Paris: Stephan Langton (1150–1228), der später Erzbischof von Canterbury wurde. Die Nummerierung der Verse führte der französische Verleger Robert Estienne im Jahre 1551 mit einer Ausgabe des Neuen Testaments ein. Die Idee dazu übernahm er aus jüdischen Traditionen des Mittelalters zur Einteilung der hebräischen Bibel.
Das erste gedruckte Buch im heutigen Sinne war eine Bibel. Die „biblia latina“ entstand 1452 und 1454 in der Werkstatt von Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg, in Mainz. Sie bestand aus zwei Bänden und umfasste 1282 Seiten mit jeweils 42 Zeilen. Gedruckt wurde zwar auch schon davor, aber die Erfindungen Gutenbergs legten den Grundstein für die bis heute genutzte Technologie. Er löste damit eine Medienrevolution aus, die die weite Verbreitung der Bibel in der Bevölkerung überhaupt erst ermöglichte.
Die Bibel ist das weitverbreitetste Buch der Welt. Mit rund fünf Milliarden Kopien ist die Bibel das meistverkaufte und meistverteilte Buch überhaupt. Allein 2022 brachten die Bibelgesellschaften knapp 36 Millionen Exemplare unter die Weltbevölkerung. Hinzu kommen sieben Millionen Kopien des Neuen Testaments sowie fast 124 Millionen Auszüge von mindestens 24 Seiten Länge. Die meisten Exemplare gingen nach Brasilien (4,8 Millionen), in die USA (2,6 Millionen) und nach Indien (2,5 Millionen). Rund 28 Prozent aller vertriebenen Vollbibeln waren digitale Ausgaben – Tendenz steigend.
Die Bibel ist das meistübersetzte Buch der Welt. Die Heilige Schrift ist bisher in 3600 Sprachen übersetzt. Das geht aus den Statistiken des Weltverbandes der Bibelgesellschaften hervor. So können 6,4 Milliarden Menschen die Bibel in ihrer eigenen Sprache lesen, weitere 850 Millionen allemal das Neue Testament und 500 Millionen zumindest eines der biblischen Bücher. 250 Millionen Menschen haben keine Schriften in ihrer Muttersprache. Zielsetzung des Weltverbands ist es, die Bibel bis 2038 in weitere 1200 der noch fehlenden 3776 Sprachen zu übersetzen.
Foto: Sergey Novinzon