Jeden Sonntag begleitet ‚Richard F‘ etwa 20 Glaubensgeschwister zum Gottesdienst. Sie werden zuhause abgeholt und fahren dann gemeinsam in die Gemeinde Delta.
Namensgeber für das etwa acht Meter lange Motorboot in Argentinien ist der frühere, internationale Kirchenleiter, Stammapostel Richard Fehr (1939–2013). Im Kirchendienst ist das kleine, weiße Schiff mit kräftigem Außenbordmotor bereits seit dem 17. August 2002. Sonntag für Sonntag schippern mit ihm bis zu 18 Gottesdienstteilnehmer im Landkreis Tigre – etwa 30 Kilometer entfernt von der Metropole Buenos Aires (Argentinien) – zusammen zu ihrer Kirche.
Ein zweites Boot, auf dem bis zu 55 Personen Platz finden, trägt den Namen „Maranatha“, übersetzt: „Unser Herr kommt“. In großen, schwarzen Buchstaben steht der Leitspruch von Stammapostel Fehr auf der Backbord- und Steuerbordseite. Die Bootsführer sind ausgebildete Gemeindemitglieder der Gemeinde, allen voran der Gemeindevorsteher, Priester Miguel D’Addario.
Über das Wasser zum Gottesdienst
„Für die Gemeindemitglieder beginnt die Fahrt zum Sonntagsgottesdienst um 7.30 Uhr“, erklärt Viviana Aloy, nac.today-Korrespondentin in Südamerika. „Die Familien warten frühmorgens vor ihrer Wohnung auf die Ankunft eines dieser Boote, um dann gemeinsam in die Kirche zu fahren.“ Die Fahrt geht über einige der 350 Flüsse und Bäche in der Region Delta: unter anderem über den Tigre, den Luján und den Abra Vieja.
Die 20 Kinder der Gemeinde genießen auf der sonntäglichen Flussfahrt einen besonderen Luxus: „Sie bekommen auf dem Schiff ihr Frühstück gereicht“, berichtet Schwester Aloy. Das entspannt den Sonntagmorgen bei den Familien zu Hause.
Vor der Kirchentüre liegt die Anlegestelle
Das Kirchengebäude in Delta ist ein typischer Bau der Region aus Ziegeln und Holz. Aufgrund der Nähe zum Ufer ist das Gebäude auf Hartholzsäulen gegründet, für die man Quebracho- und Curupayholz verwendet. Die besondere Lage der Kirche am Abra Vieja ist vorteilhaft, aber auch herausfordernd, wenn der Wasserstand allzu sehr steigt oder fällt. Bei sehr niedrigem Wasserstand ist eine Fahrt in den Kanälen und Seitenarmen der Flüsse nur noch mit dem kleinen Boot möglich, dann muss ‚Richard F‘ mehrfach fahren.
Dass die Glaubensgeschwister mit dem Schiff recht komfortabel zum Gottesdienst kommen, gewährleistet auch eine Besonderheit der Gemeinde Delta: Sie ist eine der wenigen neuapostolischen Kirchen, die eine eigene Anlegestelle für Boote besitzt. Die Gottesdienstteilnehmer können so aus dem Boot aussteigen und direkt in die Kirche hochlaufen.
Wasserspritzer und Wellen
„Wer da fährt nach hohem Ziel, lern am Steuer ruhig sitzen …“, zitierte Stammapostel Fehr bei seinem Amtsantritt am 22. Mai 1988 in Fellbach (Deutschland). Ganz bestimmt hatte er damals noch nicht das kleine weiße Boot vor Augen, dass nun über viele Jahre hinweg in Südamerika die Geschwister zum Gottesdienst bringt und das seinen Namen trägt. Allen voran und mit ruhiger Hand: der Kapitän und Priester.