Er ist der eigentliche Gründervater der Neuapostolischen Kirche in den USA, die heute rund 170 Gemeinden zählt: Eduard Mierau, der an diesem Samstag vor 100 Jahren starb.
Beinahe hätte es mit Nordamerikas Apostel Mierau ein jähes Ende gehabt, doch ist er „wie durch ein Wunder Gottes von einem großen Unglück bewahrt geblieben“, berichtet die Neuapostolische Rundschau 1912. Was war geschehen mit dem Mann, der die apostolische Gemeinde in Nordamerika mehr als wiederbelebt?
Erste Anfänge und Rückschläge
Friedrich Eduard Mierau wurde am 9. Januar 1869 in der Nähe von Tilsit, Ostpreußen geboren. Schon als Jugendlicher schloss er sich der apostolischen Bewegung in Westfalen an und diente seit 1890 in Elberfeld und Umgebung als Evangelist.
Die Anfänge der apostolischen Bewegung in den USA sind in den 70er und 80er Jahren des 19. Jahrhunderts zu verorten. Heinrich Ferdinand Hoppe wirkte als erster Apostel in Nordamerika. Als er „keinen sichtbaren Erfolg seiner Arbeit sah, löste er sich von der Apostellehre“, befand die Zeitschrift „Unserer Familie“ (19/1983). Ihm folgte Priester Kohlhage, der ebenfalls eigene Wege ging.
Amerika braucht einen Apostel
Übergangsweise sandte Stammapostel Krebs die beiden Priester Hoekstra und Ermonis, um die Arbeit Ende der 1890er Jahre fortzusetzen. Apostel Gustav Ruff wurde zeitweise über den großen Teich geschickt, um Versieglungen durchzuführen.
Schließlich versammelten sich 1901 in Hamburg alle Apostel, um gemeinsam für einen Apostel zu beten. „Es wurde der Evangelist Mierau zum Apostel ausgesondert, dessen Erwählung durch den Heiligen Geist kräftig bezeugt wurde“, heißt es in dem Buch „Alte und neue Wege“.
Geburtsstunde der Gebietskirche
Apostel Mierau hatte Amerika bereits ein Jahr zuvor besucht und siedelte nun im April 1901 mit seiner Familie nach New York über. Mit seiner Vision „Das Werk Gottes in Nordamerika wird wachsen und sich von Küste zu Küste ausbreiten“ ging er an die Arbeit. Nach kurzer Zeit fanden bereits Versiegelungen statt. Unter der Hand des Pioniers blühte das Werk Gottes sichtbar auf, sodass etwa 30 Gemeinden unter anderem in New York, Buffalo, Brooklyn, Chicago, Detroit, Philadelphia, Cleveland und Milwaukee entstanden.

Gegen Ende des Jahres 1909 erwarb der Apostel das erste eigene Kirchengebäude in Brooklyn, wo sich bis 1924 Geschwister zum Gottesdienst versammelten. Der Höhepunkt in diesem Jahr war der erste Besuch eines Stammapostels auf dem amerikanischen Kontinent. Stammapostel Niehaus besuchte alle Gemeinden in den Vereinigten Staaten und „entfachte in den Herzen der Gläubigen ein Feuer, das ein immer größer werdendes geistliches Feuer entfachen sollte“.
Gottes schützende Hand
Bereits 1910 zog Apostel Mierau von New York nach Detroit, denn von dort aus konnte er sämtliche Gemeinden leichter erreichen und besser betreuen. Doch war dieses Unterfangen nicht ganz ungefährlich. Vorgesehen war, dass der Apostel in Begleitung des Priesters aus Detroit am Abend mit dem Zug in die neue Heimatstadt fahren sollten. Das Reisegepäck war bereits verladen, der Zug fuhr los und verunglückte – 40 Tote und über 60 Schwerverletzte.
Extrablätter verkündeten das Unglück, auch in Detroit. Angehörige und die Gemeinde waren in großem Aufruhr. Was war mit ihrem Apostel geschehen? Apostel Mierau und sein Begleiter waren mit einem anderen Zug gefahren und in Buffalo ausgestiegen, um einer Einladung des Ältesten Erb zu folgen. Durch eine Depesche erfuhren sie von dem Unfall und gaben Entwarnung an die besorgten Geschwister in Detroit: „Das Gepäck ging nach dem Unglückszuge, aber der Tod konnte den Apostel nicht erhaschen.“
Das Fundament ist gelegt
Apostel Mierau diente fast ein Vierteljahrhundert lang als Apostel, bevor er krankheitsbedingt in den Ruhestand trat. Er schaffte das Fundament der Neuapostolischen Kirche in Nordamerika und vereinte die verstreuten Mitglieder unter einem Dach. „Er war ein wunderbares Werkzeug in Gottes Hand“, schrieb Apostel John W. Fendt im Jahr 1983: „ein überzeugender und glaubwürdiger Diener des Geistes, der viele Seelen für Christus gewann.“