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Sonne, Strand, Gottesdienst

12 08 2025

Author: Nils Kickert

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Auf den kanarischen Inseln gibt es fünf neuapostolische Gemeinden. Hier treffen sich Urlauber, Überwinterer und Zugezogene.

Vor allem in den Wintermonaten (der Nordhalbkugel) stehen die Kanaren als Urlaubsziel hoch im Kurs. Die Inselgruppe im Atlantik gehört zu Spanien und liegt nicht weit von der Küste Afrikas entfernt. Die sieben Inseln, auf denen etwas mehr als zwei Millionen Menschen leben, werden jährlich von rund 16 Millionen Touristen besucht. Die meisten bleiben ein oder zwei Wochen, einige verbringen hier aber auch mehrere Monate im Jahr.

Die Neuapostolische Kirche bietet daher an, dass Geschwister, die sechs Monate oder mehr dort verbringen und die Gottesdienste besuchen, im Kirchenbuch die Kanaren als Zweitwohnsitz eintragen lassen können. „Wenn Geschwister sechs Monate lang keine Seelsorge erfahren, weil sie nicht in ihrer Heimatgemeinde sind, sondern hier, ist das zu lang“, sagt Claus Ruthardt. Er ist Vorsteher der Gemeinde Teneriffa-Nord und als stellvertretender Bezirksvorsteher zudem für die vier weiteren Gemeinden auf den Kanaren zuständig. 


Weitreichende Entscheidung

Mit seiner Frau Sabine lebt Claus Ruthardt seit 2009 auf Teneriffa. Schon zuvor verbrachten die beiden dort jedes Jahr ihren Urlaub. 2007 sagte ihm der damalige Vorsteher bei einem Besuch, die Gemeinde brauche dringend einen Orgelspieler, einen Dirigenten und einen Priester. Zwei Jahre später ist der Entschluss gefasst, das Paar beginnt ein neues Leben auf Teneriffa. „Nachdem wir die Entscheidung getroffen hatten, auszuwandern, hat Gott die Wege auf wunderbare Weise bereitet“, sagt Claus Ruthardt.

2012 wird er für Teneriffa zum Priester ordiniert, 2015 zum Evangelisten und Vorsteher von Teneriffa-Nord berufen, seit 2017 ist er Bezirksevangelist. Die Wochenenden sind von Reisen geprägt: sonntags Gottesdienst auf Teneriffa, davor oder danach ein Gottesdienst in einer der anderen Gemeinden. Da es mit dem Schiff viel zu lange dauern würde, nutzt er das Flugzeug als Transportmittel. Zurück ist er oft erst am Montag.


Neuanfang auf Teneriffa

„Für die Zukunft wünsche ich mir, dass unser Vorsteher Unterstützung bekommt“, so Gerhard Frischknecht, den alle Hardy nennen. 1972 kauften seine Schwiegereltern für die Familie während eines Urlaubs auf Teneriffa ein Apartment auf der Insel. Mit seiner Frau Hedy verbringt er seit 1993 jedes Jahr seinen Urlaub in Spanien. Im Jahr 2011 ziehen die beiden dann von der Schweiz nach Teneriffa.

Der heute 82-Jährige war 44 Jahre lang als Amtsträger tätig, davon 33 Jahre als Priester. Sein Rat – nicht nur für Urlauber: „Von Anfang an mitmachen, zum Gottesdienst gehen, sich vorstellen, miteinander sprechen.“ Wenn man nach dem Gottesdienst gleich wieder gehe, könne man keinen Anschluss an die Gemeinde bekommen. Die Nachbarn von Hedy und Hardy wissen, dass die beiden neuapostolisch sind. „Aber zur Kirche gehen die Canarios kaum.“ 


Sprache ist kein Hindernis

Bevor Marina und Rainer 2015 das erste Mal nach Teneriffa kamen, hatten die beiden bereits einige Jahre in Venezuela verbracht und sprachen fließend Spanisch. Auf der kanarischen Insel gefiel es ihnen so gut, dass sie im selben Jahr noch einmal hinflogen und eine Wohnung kauften. Seit Rainers Ruhestand 2016 – zuvor diente er als Hirte und Vorsteher der Gemeinde Berghausen-Pfinztal – verbringen die beiden meist sieben bis acht Monate im Jahr auf Teneriffa.

In zwei kanarischen Gemeinden sind die deutschsprachigen Gläubigen in der Mehrheit: in Teneriffa-Nord und auf La Palma. „Wenn kein Spanier im Gottesdienst ist, finden bei uns Gesang und Predigt auf Deutsch statt“, berichtet Claus Ruthardt. „Man muss flexibel sein. Canarios besuchen neuapostolische Gottesdienste nicht. „Meist kommen die Spanisch sprechenden Geschwister aus Argentinien, Uruguay oder anderen Ländern Südamerikas“, so Claus Ruthardt. Es sind Einwanderer, die auf den Kanaren arbeiten und leben. 


Die Gemeinschaft: klein, aber fein

Seit wenigen Wochen ist Frank Haselier offiziell Einwohner der Kanaren. Seinen ersten Kanaren-Urlaub verbrachte der heute 55-Jährige 2018 auf Fuerteventura, und weil es so schön war, folgte der nächste Trip dorthin gleich vier Monate später. Seine Gemeinde in der Eifel ist sehr klein, er wurde dort 2021 zum Diakon ordiniert und will den Vorsteher nicht mit der Arbeit alleinlassen. Doch dann wird die Gemeinde geschlossen. Da er als Selbstständiger von überall arbeiten kann, verlässt Frank Haselier Deutschland.


Die Gemeinde auf Fuerteventura beschreibt Frank Haselier als kleine, aber sehr schöne Gemeinschaft. Im Vergleich zu anderen Gemeinden auf den Kanaren ist sie mit Amtsträgern besser ausgestattet: Es gibt den Vorsteher, der auch für die Gemeinde auf Gran Canaria zuständig ist, einen Priester, eine Priesterin und einen Diakon, Frank. Es gibt nach jedem Gottesdienst ein Kirchencafé, regelmäßige Gesprächsabende und einen kleinen Chor.

Wie schaut er heute auf sein Leben? „Manche Dinge in meinem Leben habe ich nicht verstanden, als sie passierten. Aber im Nachhinein habe ich erkannt, dass Gott schon vor 25 Jahren meine Wege so bereitet hat, dass ich heute auf Fuerteventura bin.“ Für die Zukunft wünscht sich Frank Haselier, dass die Gemeinde weiter wächst. Er hat sich vorgenommen, öfter von der Kirche und vom Glauben zu erzählen.

Hintergrund: Die NAK auf den Kanaren

Die Geschichte der Neuapostolischen Kirche auf Teneriffa begann 1983. Anfangs fand einmal im Monat Gottesdienst statt, auf Deutsch. Die Amtsträger reisten dazu aus der Schweiz an, später übernahm ein Priester aus Valencia die Betreuung. 1985 weihte Bezirksapostel Richard Fehr die erste Kirche ein, das heutige Teneriffa-Nord. 2008 wurde im Süden der Insel, wo einige (spanischsprechende) Geschwister in Hotels arbeiteten, eine Station errichtet. 2013 entstand daraus die Gemeinde Teneriffa-Süd. Weil zwischen den beiden Gemeinden 85 Kilometer Distanz liegen, haben die Geschwister kaum Kontakt untereinander. Neben den beiden Gemeinden auf Teneriffa gibt es inzwischen noch je eine auf Gran Canaria, La Palma und Fuerteventura. 

Dieser Artikel wurde in einer ausführlicheren Version ursprünglich in der Zeitschrift neuapostolisch, Ausgabe 01/2025, veröffentlicht.

12 08 2025

Author: Nils Kickert

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