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Lichtblick mitten im Meer

26 08 2025

Author: Nils Kickert

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Ein Kinderheim auf einer Insel im Indischen Ozean soll Zukunftsperspektiven für Mädchen schaffen.

Über 1,2 Milliarden Menschen leben in Indien, und davon sind fast 30 Prozent Kinder unter 14 Jahren. Die meisten von ihnen wachsen in Armut auf und haben wenig Chancen, aus eigener Kraft ein besseres Leben zu erlangen. Besonders schwierig ist das für Mädchen, die in Indien vielerorts geringer geachtet werden als Jungen.

Kinderheim auf der Insel

Zum flächenmäßig siebtgrößten Land der Welt gehören die Andamanen, eine Gruppe von über 200 Inseln östlich von Indien im Golf von Bengalen. Die Bewohner gelten als sehr gläubig, die meisten sind Hindus. Es gibt aber auch Christen und Muslime – und viele Angehörige anderer Religionen. Mehr als 400 Konfessionen und Religionen sind vertreten. In Port Blair, der Hauptstadt der Andamanen mit etwa 100.000 Einwohnern gibt es zwei neuapostolische Gemeinden: Garacharma und Dairy Farm.

Das Kinderheim Needy Home (frei übersetzt: Heim für Bedürftige) in Garacharma wurde 1995 gebaut. Die Finanzierung erfolgt durch NAK-karitativ in enger Zusammenarbeit mit der Hilfsorganisation der Neuapostolischen Kirche in Indien, der National Organization of the New Apostolic Church India (NONACI). Die Mädchen, die derzeit dort leben, sind nicht neuapostolisch. Wer möchte, kann aber an den Gottesdiensten und anderen Gemeindeaktivitäten in Garacharma teilnehmen.

Ein Angebot, das auch angenommen wird. Bis zum Beginn der Corona-Pandemie bot das Heim während des Schuljahrs bis zu 30 Kindern ein Zuhause und in Kooperation mit der benachbarten Schule auch eine solide Schulbildung. Seit die indische Regierung ein neues Gesetz erlassen hat, das es dem Kinderheim verbietet, Mädchen und Jungen unter einem Dach zu beherbergen, haben die Verantwortlichen entschieden, nur noch Mädchen im Heim unterzubringen, da sie die Förderung dringender benötigen als Jungen.

Zäsur durch Corona

Aufgrund der Corona-Pandemie mussten die Kinder im Jahr 2020 das Heim verlassen und zu ihren Eltern zurückkehren. Im Juni 2021 wurde das Heim wiedereröffnet. Seitdem wohnen nur noch wenige Mädchen im Needy Home. In den vergangenen beiden Jahren war das Heim jedoch wieder geschlossen, weil es grundlegend renoviert werden musste.

Lea König, Koordinatorin des Projekts bei NAK-karitativ ist zuversichtlich, dass nun wieder mehr Mädchen im Kinderheim leben werden. Um das Heim wieder zu beleben, „wird es nun auf die offiziellen Listen gesetzt“, sagt Lea König. „Verstärkte Werbung und Öffentlichkeitsarbeit sollen dafür sorgen, dass im kommenden Jahr weitere Mädchen aufgenommen werden können.“

Eine Chance für Mädchen

Diyani hat als Kind zehn Jahre im Needy Home verbracht. Heute besitzt sie einen Bachelorabschluss, ist verheiratet und hat einen Sohn. Die 40-Jährige arbeitet als Hausmeisterin im Kinderheim, hilft im Büro und unterweist die Mädchen bei den Hausarbeiten. Die Diakonin besucht sonntags zusammen mit Kindern aus dem Heim die Gottesdienste in der Gemeinde Garacharma. Das Heim hat ihr die Chance auf ein gutes Leben geschenkt, und sie hat sie genutzt.

Lea König wünscht sich, dass noch viele Mädchen durch Schulbesuch und -abschluss eine Chance auf dem Arbeitsmarkt und im Leben erhalten können. „Der Fokus liegt darauf, den Mädchen ein Zuhause zu geben, das sie in ihrer schulischen und beruflichen Entwicklung fördert“, sagt sie. Die Kinder besuchen den Unterricht an der öffentlichen Schule. Dort sind überfüllte Klassen und überforderte Lehrkräfte die Regel, sodass die Leiter des Kinderheims Nachhilfelehrer engagiert haben, die den Unterrichtsstoff mit den Mädchen nacharbeiten. Das Kinderheim bietet den Kindern zudem die Möglichkeit, bis zu ihrem Schulabschluss in einer sicheren Umgebung zu leben – in ihren Familien wäre das nicht immer der Fall.

Doch auch mit einer soliden Schulbildung haben es Mädchen im ländlichen Indien nicht leicht, sich ein gutes Leben aufzubauen. Neben der Unterstützung bei den schulischen Leistungen werden ihnen im Needy Homedaher auch soziale und handwerkliche Fähigkeiten wie Nähen oder Schreinern vermittelt. Das kann ihnen dabei helfen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und gut zu gestalten – so wie Diyani.

26 08 2025

Author: Nils Kickert

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