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„Niemand kann einem anderen die Tränen trocknen, ohne sich selbst die Hände nass zu machen“, sagt ein Sprichwort. Wie Trauernden geholfen werden kann, die schwere Zeit durchzustehen.
Was nicht hilft
- Aussagen oder Fragen wie: „Ich weiß, wie du dich fühlst“, „Du bist jung genug, du kannst ja weitere Kinder kriegen“, „Ist es denn immer noch nicht besser?“ wirken taktlos und lassen wenig Mitgefühl erkennen.
- Um die eigene Hilflosigkeit gegenüber Trauernden zu überspielen, sagen viele Menschen einfach irgendetwas, ohne groß darüber nachzudenken. Zum Beispiel erklären sie, dass Gottes Kinder schließlich in jeder Lebenslage Grund zur Freude hätten angesichts ihres schönen Glaubens. Die Trauernden, die noch ganz in der Unfassbarkeit des Verlusts und des Schmerzes gefangen sind, ziehen sich dann zurück und verschließen sich noch mehr.
- Ratschläge, und seien sie noch so gut gemeint, kommen nicht immer gut an. Vor allem dann nicht, wenn sie mit „Du musst …“ beginnen.
- Allgemein gehaltene Hilfsangebote wie: „Du kannst mich jederzeit anrufen“ laufen meist ins Leere. Sie erscheinen nicht ernst gemeint und fordern vom Trauernden ein Maß an Eigeninitiative, das er kaum aufbringen kann.
- Sätze wie: „Wir sehen uns ja wieder“, „Du schaffst das schon“ oder „Der liebe Gott macht keinen Fehler“ wirken auf Trauernde oft, als wolle man sie vertrösten oder ihre Trauer kleinreden.
- Auch ein gut gemeinter, aber unüberlegt ausgesprochener Wunsch, zum Beispiel nach einem Wochengottesdienst: „Noch einen schönen Abend“, kann einen Trauernden verletzen. Wie könnte der Abend ohne den geliebten Partner schön sein?
Was hilft
- Gesprächsbereitschaft signalisieren, zum Beispiel mit teilnehmenden Fragen: „Was ist jetzt gerade für dich wichtig?“ Der Trauernde kann dann selbst entscheiden, ob er reden möchte oder nicht.
- Zuhören. Wer auf die Fragen des Trauernden hört und dessen Gefühlen nachspürt, zeigt echte Anteilnahme. Trauernde brauchen Menschen, denen sie vom geliebten Verstorbenen und von ihrer Trauer erzählen können.
- Da sein. Viele Menschen vermeiden Begegnungen und Gespräche mit Trauernden aus Ratlosigkeit und Angst, etwas falsch zu machen. Doch wenn Trauernde bemerken, dass man ihnen aus dem Weg geht, fühlen sie sich erst recht allein gelassen.
- Den Trauernden annehmen, ohne zu werten. Die Trauer aushalten, ohne sie möglichst schnell umleiten zu wollen. „Aber sieh doch, wie schön die Blumen sind“, hilft dem Trauernden nicht. Stattdessen sollte man ihm zeigen, dass man an seiner Seite bleibt, auch wenn die Trauerphase noch lange andauern wird.
- Sich durch Absagen nicht entmutigen lassen und sie nicht persönlich nehmen. Wer heute Zeit für sich selbst braucht, freut sich vielleicht morgen über einen Freund mit einem offenen Ohr.
- An Gedenk- oder Feiertagen, die für Trauernde besonders schmerzlich empfunden sind, freuen sie sich über einen Anruf, ein Kärtchen, ein Blümchen.
- Auch Witwen oder Witwer einladen. Viele Freundeskreise bestehen aus Paaren. Witwen und Witwer scheuen oft davor zurück, allein zu den gewohnten Treffen zu gehen. Die Freunde sollten daher deutlich sagen und zeigen, dass die oder der Hinterbliebene selbstverständlich weiter dazugehört.
- Auf Trauernde zugehen mit konkreten Hilfsangeboten, zum Beispiel: „Wenn du möchtest, bringe ich dir morgen Suppe vorbei.“ Zuwendung, Nähe und Begleitung können wohltuend für einen Trauernden sein und ihm ein Gefühl von Sicherheit und Halt vermitteln.
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