Kein Typ für große Gesten, sondern für echte Nähe. Bezirksapostel Mark Woll (Kanada). Er hat Strukturen aufgebaut und Herzen berührt. Jetzt geht er in Ruhestand.
„Hi, I’m Mark!“ – So wie Bezirksapostel Woll das fremde Büro betritt, das mag „the canadian way“ sein. Doch bei ihm wirkt das nicht professionell-aufgesetzt, sondern persönlich-authentisch. Offen, wohlwollend, fokussiert: Das sind seine Stärken.
Von Kitchener nach Toronto
Mark Woll wird im März 1959 geboren und wächst in Kitchener auf, quasi der neuapostolischen Hauptstadt Kanadas – und das auch in der Ära des fast schon legendären Bezirksapostels Krauss. Die Großeltern Woll waren 1929 aus Deutschland eingewandert und 1931 versiegelt worden. Sowohl Großvater als auch Vater waren aktiv im Kirchendienst, der eine zuletzt als Bezirksevangelist, der andere als Apostel.
Wie viele seiner Generation wird auch Mark Woll schon früh ins Amt berufen: mit 16 zum Unterdiakon. Er studiert Betriebswirtschaft in Toronto, wo er auch seine Frau Marion kennenlernt. Die beiden werden drei Kinder bekommen: zwei Töchter und einen Sohn. Nach dem Bachelorabschluss mit Schwerpunkt Rechnungswesen arbeitet er in diversen Unternehmen von der Baustoff-Fertigung bis hin zu Treuhandfonds für betriebliche Sozialleistungen als Finanzvorstand oder Geschäftsführer.
Von Kanada in die weite Welt
Dann nähert sich die Zeit, in der er sein Fachwissen in die kirchliche Arbeit einbringen kann. Im Mai 2000 wird Mark Woll zum Apostel ordiniert, zwei Jahre später zum Bezirksapostelhelfer für Kanada und große Teile Indiens berufen sowie 2010 als Bezirksapostel eingesetzt.
Elf Länder umfasst sein Verantwortungsbereich: von Pakistan bis Kambodscha in Asien und von der Republik Kongo bis zum Tschad in Afrika. Manchmal ist er 180 Tage im Jahr auf Achse. Da kann es vorkommen, dass er direkt von Südasien aus zur Bezirksapostelversammlung in die Schweiz kommt, um unmittelbar danach nach Zentralafrika weiter zu reisen.
Ordnung, Klarheit, Zukunft
Er baut Strukturen um, Bezirk für Bezirk, Gemeinde für Gemeinde, ruhig und analytisch. „Durch seine Ausbildung in Finanz- und Verwaltungsangelegenheiten konnte er im Werk Gottes sowohl im Inland als auch im Ausland bedeutende Unterstützung leisten“, schreibt Stammapostel Jean-Luc Schneider in seiner Mitteilung an die Apostel weltweit. So macht Bezirksapostel Woll die ihm anvertrauten Gebietskirchen fit für die Zukunft.
Seine Kompetenzen bringt er auch international ein. Zum Beispiel in dem Finanzkomitee, aus dem schließlich der Vorstand der Neuapostolischen Kirche International (NAKI) hervorgeht. Oder über zwölf Jahre lang als Vorsitzender der Projektgruppe „Children Teaching Material“.
Der Mensch hinter dem Amt
Mark Woll nur als Zahlenmenschen zu sehen, täte ihm mächtig Unrecht. Er versprüht eine ehrliche, unaufgeregte Freundlichkeit. Egal, was passiert, er findet in seinem Gegenüber immer etwas Gutes, erzählen langjährige Wegbegleiter. Und das ist keine gewollte Methode, sondern einfach seine Art.
Seine Zugänglichkeit ist große Stärke und kleine Schwäche zugleich: kaum ein Telefonat, das er nicht annimmt, kaum eine Mail, die er nicht beantwortet, und erst recht kaum ein Gespräch, für das er sich nicht Zeit nimmt. Manchmal mussten seine engsten Mitarbeiter ihn da ein wenig vor sich selbst schützen.
So zählt er die Zeit als Gemeindevorsteher zu seinen schönsten Jahren. Da „hatte ich die Chance, ein ganz enges und vertrauensvolles Verhältnis zu Bruder und Schwester aufzubauen“, berichtet er. Denn: „Unsere Gemeinschaft in der Gemeinde verleiht uns Stärke.“ Und wodurch entsteht diese Stärke? „Nicht allein durch das Zusammensein, sondern durch das Sich-Mitteilen, das Einander-Aufrichten, das Einander-Mutmachen, indem wir einander trösten, dem Nächsten Fürsorge angedeihen lassen, einander dienen und unterstützen.“
Welche Spuren Bezirksapostel Woll in den Herzen seiner Anvertrauten hinterlassen hat, zeigt auch das Dankeschön und die guten Wünsche aus den Gemeinden, die im Anschluss an seinen letzten Gottesdienst an diesem Mittwoch ausgestrahlt wurden: