Für jemanden einstehen – ein wahrhaftiger Freundschaftsdienst! Vier Menschen taten es und ermöglichten einem Kranken durch ihren Glauben Heilung.
„Jesus ist in Kapernaum!“ – diese Kunde verbreitet sich wie ein Lauffeuer in der Stadt. Die Menschen strömen herbei, es zieht sie zum Gottessohn. Indes platzt das Haus, in welchem Jesus verweilt, bereits aus allen Nähten. Menschen über Menschen und der Zulauf nimmt kein Ende: Ein leises Stimmengewirr, Hitze, Schweiß, stehende Luft, Freude, erwartungsvolle Spannung. Jesus spricht und „sagte ihnen das Wort“ – andächtige Stille, ein lauter werdendes Hämmern, ein Ächzen, Stimmen, Lehm bröckelt. Vier Seile gebunden an die vier Enden einer Matte. Vorsichtig gleitet sie durch ein aufgedecktes Loch im Dach. Sie hält inne direkt vor Jesus, in der Matte ein Gelähmter, niedergelassen von „vieren“.
Die Bedeutung von Krankheit
Verfügte ein Kranker nicht über ein gewisses Vermögen, bedeutet dies im Altertum meist, dass er arm war und von Almosen leben musste. Der Broterwerb war ihm nicht möglich. Zum körperlichen Leiden gesellte sich oft auch soziale Isolation. Wer von einer das Leben beeinflussenden Krankheit geplagt war, den konfrontierten sozialer Abstieg und Ausgrenzung.
Mit Blick auf das Alte Testament werden Krankheiten immer als Folge gesellschaftlicher oder persönlicher Verfehlung angesehen. Sie ist demnach ein Zeichen eigener Schuld, Gottesferne und einer Strafe Gottes.
Im Neuen Testament hingegen ändert sich die Sichtweise. Dort ist eine Krankheit nicht die Folge individueller Sünden, sondern davon unabhängig. Manchmal wird sie positiv verstanden, denn durch sie kann sich die Wirksamkeit Gottes zeigen.
Fürsorge gegen jedwede Hindernisse
Dem Gelähmten schien das Schicksal der sozialen Isolation erspart geblieben zu sein. Eine kleine Schar von Menschen nahm sich seiner an: Familie, Freunde, Nachbarn. Sie scheuten keine Mühe, suchten hartnäckig einen Weg zu Jesus und fanden ihn schließlich über das Dach.
Die Häuser zur damaligen Zeit verfügten über eine Außentreppe, die auf ein Flachdach führte. Das Dach bestand häufig aus Zweigen, Schilf und Heu, die zwischen die tragenden Holzbalken eingeflochten und mit einer festen Lehmschicht überzogen waren. Es aufzudecken war daher gut möglich.
So überwanden die „viere“ das Hindernis des Menschenauflaufs und wählten den Weg über das Dach, um dem Gelähmten zu helfen. Sie waren fest davon überzeugt, dass der Kranke bei Jesus Heilung erfahren würde.
Glaube, der zur Heilung führt
Das Vertrauen, das die „viere“ in Jesus setzten, blieb auch ihm nicht unbemerkt. Ihre Geste, Beharrlichkeit und Kühnheit, um für den Kranken einzutreten, rührte ihn. Sie handelten aus ihrem Glauben heraus. „Als nun Jesus ihren Glauben sah, sprach er zu dem Gelähmten: Sei getrost, mein Kind, deine Sünden sind dir vergeben“ (Matthäus 9,2).
Ihre Tat ist wortlose Bitte und Vertrauensäußerung, die zuerst die Sündenvergebung für den Gelähmten bedeutet. Doch dies erweckte den Unmut sowie kritische Fragen nach der Vollmacht zur Sündenvergebung bei einigen anwesenden Schriftgelehrten. Um dem entgegenzuwirken und seine Vollmacht zu demonstrieren, „Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Macht hat, auf Erden Sünden zu vergeben“, sprach Jesus „zu dem Gelähmten: Steh auf, hebe dein Bett auf und geh heim! Und er stand auf und ging heim“ (Matthäus 9,6.7).
Durch die Heilung des Kranken konnte dieser vollständig zurück in seine soziale Gemeinschaft. Durch die Sündenvergebung war es ihm möglich, wieder voll und ganz in die heilvolle Gemeinschaft mit Gott aufgenommen und eingegliedert zu werden. Das Heilwerden des ganzen Menschen ist vollzogen worden, der Leib von Krankheit und der Geist von der Sünde.
Fürbitte im Dies- und Jenseits
Sich stellvertretend für jemanden aus dem eigenen Umfeld einsetzten, für ihn bitten, hoffen, vertrauen und glauben, das ist fürbittender Glaube. Meist drückt sich dies im Gebet aus, einer helfenden Hand oder einem offenen Ohr.
Doch wie sieht es mit der jenseitigen Welt aus? Mit den schon entschlafenen Seelen? Auch sie können vor großen Hindernissen stehen, benötigen Hilfe und Beistand, um Erlösung und das Heil Jesu zu erlangen. Auch sie brauchen Freunde wie die „Viere“ – mit ihrer tatkräftigen Fürbitte.
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