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Wenn der Heiland (zweimal) erscheint

06 11 2025

Author: Oliver Rütten

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Viele glauben, die Wiederkunft Christi sei ein einmaliges Ereignis. Die Wahrheit ist: Es gibt zwei markante Stationen – und jede verändert alles, was wir über Himmel und Erde wissen. 

Die Heimholung der Brautgemeinde, die Hochzeit des Lammes im Himmel und das sichtbare Friedensreich auf Erden sind eng miteinander verbunden und prägen den Glauben der neuapostolischen Christen. Die Apostel spielen dabei eine zentrale Rolle, denn sie halten Jesu Verheißung wach und bereiten die Gläubigen auf das Kommen des Herrn vor (Katechismus der Neuapostolischen Kirche (KNK) 10.1.1; 10.1.3, Katechismus in Fragen und Antworten (KNK-FA 557). Wann das genau sein wird, ist weder Menschen noch Engeln, sondern allein Gott bekannt: „Darum wachet; denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt“ (Matthäus 24,42; Lukas 21,36).

Die Brautgemeinde besteht aus jenen Gläubigen, die die Wiedergeburt aus Wasser und Geist empfangen haben und „die an Jesus Christus glauben und ihm nachfolgen“ (KNK-FA 561). Sie bildet den Kern der Kirche und ist – trotz aller menschlicher Vielfalt – durch einen lebendigen Glauben und konsequente Nachfolge Christi geprägt. In dieser Gemeinschaft zeigt sich, wie Gottes Verheißungen heute umgesetzt werden. Dabei geht es nicht nur um theoretisches Wissen, sondern um gelebten Glauben und konkrete Vorbereitung auf die Heimholung durch Christus (KNK 10.1; 10.1.1).

Entrückung: plötzlich, überraschend – bist du bereit?

Die Entrückung führt die Brautgemeinde – das ist die Station Nummer eins – direkt in die Gegenwart Gottes. Diese Gemeinde wird in Offenbarung 12,5 symbolisch als „der Knabe“ dargestellt, also als Kind des Herrn, das geboren wird, um Christus zu dienen. Dieses Bild verdeutlich die Schutzfunktion und die Berufung der Gläubigen. Unmittelbar daran schließt sich die Hochzeit des Lammes an, in dem Christus sich mit der Braut vereint (KNK 10.2; KNK-FA 566; 567).

In Gottesdiensten und in Andachten wird dieser Glaube und diese Hoffnung durch den Ruf im Gebet „Amen, komm, Herr Jesus!“ und durch Bitten um Annahme bei der Wiederkunft immer wieder hörbar. Diese Bitten finden sich nicht nur im frei gesprochenen Eingangs- und Schlussgebet, sondern auch in Teilen des Vaterunsers (Liturgiebuch der Neuapostolischen Kirche (LNK) 1.2.1; 1.2.3; 3.1). 

Friedensreich auf Erden – ungehinderte Evangelisation

Nach der Hochzeit des Lammes erscheint Jesus Christus – das ist die Station Nummer zwei – auf der Erde und richtet das Friedensreich auf. „Für alle sichtbar offenbart Jesus Christus nunmehr auf Erden seine göttliche Macht (Offb 1,7)“ (KNK 10.4, KNK-FA 571-578). Das Friedensreich beendet die Zeit der großen Trübsal. 

„Christi Königsherrschaft, an der er die Seinen als königliche Priesterschaft beteiligt, wird ‚tausend Jahre‘ dauern – ein Symbol für eine lange, aber begrenzte Zeit (Offenbarung 20,6)“ (KNK 10.6). In diesem Reich ist die Macht des Teufels gebunden. „Satan und sein Anhang, die widergöttlichen Kräfte, werden gemäß Offenbarung 20,1–3 ‚gefesselt‘ und ‚in den Abgrund geworfen‘“ (KNK-FA 572) und die Gläubigen können das Evangelium ohne Hindernisse verkünden. 

Wer hält das alles zusammen? Das Apostolat

„Jesus Christus kommt wieder – das ist eine Hauptaussage des Evangeliums. Seit seiner Himmelfahrt verkündigen die Apostel alter und neuer Zeit die Wiederkunft des Herrn“ (KNK 10.1). Und neuapostolische Christen bekennen es im Glaubensbekenntnis: „Ich glaube, dass der Herr Jesus seine Kirche regiert und dazu seine Apostel gesandt hat und noch sendet bis zu seinem Wiederkommen mit dem Auftrag, zu lehren, in seinem Namen Sünden zu vergeben und mit Wasser und Heiligem Geist zu taufen“ (KNK 2.4.4). 

Dabei ist die „Ausrichtung der Gemeinde auf die Wiederkunft Christi ein weiteres wesentliches Charakteristikum des Apostelamts“ (KNK 7.4.1). Es wird deutlich, wie göttliche Verheißung und kirchliche Praxis ineinandergreifen. Die Apostel stellen sicher, dass die Hoffnung auf die Wiederkunft Christi nicht an den Rand gedrängt wird. Auf der anderen Seite machen sie deutlich, dass wir Aspekte der Wiederkunft Christi schon heute in Wort und Sakrament erfahren können. Vor allem im Heiligen Abendmahl ist Jesus Christi real gegenwärtig. Und in der Predigt können wir heute seine Stimme vernehmen. 

„Herr, komm!“ – wie es den Alltag verändert

Christen warten seit fast 2000 Jahren auf die Wiederkunft Christi, doch Gottes Zeitverständnis unterscheidet sich von menschlicher Zeit (2. Petrus 3,8). Das Warten ist kein passives Abwarten, sondern eine aktive Haltung: Glaube, Gebet und Lebensführung verbinden sich zu einer ständigen Bereitschaft für die Wiederkunft (KNK 10.1ff; 10.1.6).

Dieses zentrale Ereignis ist Gegenstand des neuapostolischen Glaubensbekenntnisses; im neunten Glaubensartikel heißt es: „Ich glaube, dass der Herr Jesus so gewiss wiederkommen wird, wie er gen Himmel gefahren ist, und die Erstlinge aus den Toten und Lebenden, die auf sein Kommen hofften und zubereitet wurden, zu sich nimmt“ (KNK 2.4.9). 

„Herr, komm! – ist die Quintessenz unserer Gebete, es fasst alles zusammen. Die Frage ist: Glaubst du noch daran? Wenn wir daran glauben, hat dieses Gebet eine Auswirkung, eine ganz konkrete Auswirkung auf unser tägliches Verhalten, auf die täglichen Gedanken, Worte, Taten?“, betonte Stammapostel Schneider. „Ich weiß, ich sage da absolut nichts Neues, aber etwas Wichtigeres habe ich echt nicht zu sagen. Herr, komm!“


Foto: driendl – stock.adobe.com

06 11 2025

Author: Oliver Rütten

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