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Christus vollendet, wir dienen

29 10 2025

Author: Simon Heiniger

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Was predigt man eigentlich in einem Ämtergottesdienst? Über 250 kg Silber – aber ganz anders als gedacht. Keine Bilanz-Show, sondern Treue-Check. Wer’s hören will: Es ermutigt.

Am 12. Oktober 2025 wurde der Ämtergottesdienst aus Karlsruhe (Süddeutschland) europaweit übertragen. Stammapostel Jean-Luc Schneider wählte als Basis für seine Predigt den Bibeltext aus Matthäus 25,21: „Da sprach sein Herr zu ihm: Recht so, du guter und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen; geh hinein zu deines Herrn Freude!“ Nach Worten des Dankes, folgte eine Predigt über Dienst und Treue – fern von Erfolgszahlen, nah an der Verheißung Christi.

Menschenfischer, Hirten, Knechte

Der Stammapostel ordnete den Dienst der Geistlichen in die Bildsprache Jesu ein: Menschenfischer, Arbeiter in der Ernte, Pflüger, Hirten, Haushalter – und der Knecht, dem etwas anvertraut wird. „Das sind alles so Bilder, mit denen der Herr Jesus einen Aspekt des Dienstes beschrieben hat.“ Alle von Jesus Christus verwendeten Bilder hätten ein Grundprinzip gemein: „Er macht die Sache ganz klar: Ich bin der Herr, ich bin der Meister; ihr seid die Arbeiter, die Knechte, die eine besondere Aufgabe zu erfüllen haben.“ Zwar seien die Diener und Dienerinnen involviert in die Vermittlung des Heils „aber er ist der Urheber des Heils – wir können kein Heil bewirken – und er ist der Vollender des Heils.“

Ob Menschenfischer, Haushalter oder Arbeiter auf dem Felde – das Bild der Ernte suggeriere das Vorhandensein einer sichtbaren Entwicklung, einer sichtbaren Vermehrung und einer sichtbaren Reife. Das Netz ist voll, das Geld vermehrt, die Frucht gereift. Doch die Realität sei eine andere.

Weniger sichtbar, nicht weniger wert

„Ich war jahrelang Vorsteher, Bezirksvorsteher, Bezirksapostel, nun jetzt schon seit einiger Zeit Stammapostel. Ja, wie sieht das aus?“ Jedes Jahr sei ein Rückgang in den Gottesdienstbesuchen zu verzeichnen. „Das ist ein Leiden, das mich schon jahrelang begleitet,“ gestand der Stammapostel. Trotz aller Unvollkommenheiten „gibt man sich Mühe, stellt sich selbst in Frage, sucht andere Wege, macht alles Mögliche.“ Beim Blick auf den Rückgang liege der Gedanke nahe: „Du bist eigentlich ein Schlechter; du bist kein Guter.“ Diese Gedanken seien nachvollziehbar, aber man sollte genauer hinsehen und so stellte der Stammapostel zunächst die Frage: „Was glaubst du denn?“

Wer an die Ordination in ein geistliches Amt glaubt, glaubt auch an den Ruf Gottes – und „der weiß genau um meine Schwäche, meine Unvollkommenheit, aber er hat mich berufen. Also so ganz falsch kann es doch nicht sein.“ Das Bewusstsein, dass Gott nicht auf die Fähigkeiten der Menschen angewiesen ist, sei zusätzlich entlastend: „Er kann Großes tun mit ganz unvollkommenen Menschen. Sein Heilsplan ist nicht von unserer Schwäche oder unserer Stärke abhängig“.

Diesen Punkt griff Stammapostelhelfer Helge Mutschler in seinem Predigtbeitrag auf und stellte die Frage „Was heißt eigentlich: wenig?“ Im Gleichnis erhält der Knecht fünf Talente – umgerechnet 250 Kilogramm Silber. „Wir denken immer: Es sind so wenige, es ist alles zurückgegangen. Wenn wir es mal recht besehen, dann sind das 250 Kilogramm Silber. Ein unschätzbarer Wert ist das, mit dem wir da zu tun haben. Jede einzelne Seele, die so wenig erscheint, ist unendlich viel wert.“

Ob Aufschwung oder Abschwung im christlichen Glauben – der Stammapostel unterstrich: „Daran können wir die Vollendung nicht messen.“

Was Vollendung bedeutet

Doch was bedeutet nun Vollendung? Stammapostel Schneider führte mit Jesus Christus und Apostel Paulus zwei prägnante Beispiele an. „Am Ende seines Lebens konnte Jesus sagen: ‚ Es ist vollbracht! ‘ Wie hat es denn ausgesehen? Er hing am Kreuz ganz allein. Menschlich gesehen von Vollendung keine Spur.“ Oder Paulus: „Dem ging es ja ständig schlecht. Wurde kritisiert, wurde verhaftet, wurde schlussendlich getötet.“ Auch in den Gemeinden sei die Situation nicht besonders schön gewesen: „Die Gemeinden waren gespalten, da waren immer mehr Irrlehrer, die haben aufeinander rumgehauen. Das kann man ganz klar in den Briefen lesen.“ Und dennoch sei im Nachhinein klar: „Was Jesus Christus gemacht hat, das war fantastisch, ein Riesenerfolg. Paulus, der hat die Basis gegründet für den christlichen Glauben.“

So sei es auch heute: Die Vollendung des Heilsplans Gottes ist nur im Glauben zu erfassen und nicht an äußeren Umständen festzumachen. Gerade „wenn es anfängt zu kochen, wenn das Herz blutet, weil alles schief geht, weil es nicht so geht, wie man will“ solle man sich an den Ausspruch Jesu erinnern: „Ich komme zu einer Zeit, in einem Moment, in der ihr es nicht meint“.

Treue statt Erfolg

Das verwendete Gleichnis selbst lenke weg von Erfolgsmetriken: „Der Herr belohnt nicht die Leistung, den Erfolg, die Vermehrung. Er belohnt die Treue! Was der Herr belohnt, ist unsere Nachfolge.“ Diese Treue habe dann auch Einfluss auf die Motivation für den Dienst: „Wir predigen den Willen Gottes, nicht um zu glänzen. Wir leisten Seelsorge, um zu helfen, nicht um zu kontrollieren. Und wenn uns eine Leitungsfunktion anvertraut ist, dann leiten wir im Sinne Jesu Christi und herrschen nicht. Wir wollen einfach ein zuverlässiger Knecht sein, dem der Herr vertrauen kann.“ Wer so diene, dem gelten die Worte Jesu: „Und ich werde dich über viel setzen.“ In dieser Verheißung wird erkennbar, dass wahre Größe im Dienst nicht im Ergebnis, sondern in der Christusähnlichkeit und Treue liegt: „Ich will werden wie Christus. Und je mehr wir werden wie Christus, desto mehr sind wir motiviert zu dienen, das Evangelium zu predigen, Seelsorge zu leisten, Sakramente zu spenden.“


Fotos: Neuapostolische Kirche Süddeutschland

29 10 2025

Author: Simon Heiniger

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