Mosambik: Eine neuapostolische Kirchenkarte entsteht (Teil 3)

Tausende Bilder, Koordinaten, Kontakt- und Adressdaten – in Mosambik erfassen Bischof Alvin Witten und Ehefrau Jean ungeheure Datenmengen. Was passiert mit diesen Daten und wer wird sie einsehen können?

Bischof Witten und seine Frau Jean sind seit Monaten in Mosambik unterwegs. Von mehr als 1300 Gemeinden erfassen sie die Geo-Koordinaten, fotografieren Kirchengebäude und Amtsträger und stellen diese Informationen der zuständigen Kirchenverwaltung in Kapstadt (Gebietskirche Afrika-Süd) zur Verfügung.

Zeit für Gemeinschaft

Zwischen der Arbeit bleibt aber auch Zeit für Gemeinschaft. Wobei dies die Reisenden immer wieder vor besondere Herausforderungen stellt: In jeder Gemeinde möchte man die Gäste bewirten. Das braucht Zeit, die neben den vielen Fahrten und Reisezielen manches Mal eigentlich gar nicht zur Verfügung steht. Und dann möchten die Gastgeber den Besuchern Geschenke zum Abschied machen: Obst, Gemüse, lebende Hühner. Letztere bereiten allerdings auch Probleme, wie sich Bischof Witten lebhaft erinnert: „An einigen Tagen konnten wir neun Gemeinden besuchen. In jeder Gemeinde bekamen wir ein lebendiges Huhn geschenkt.“

Da der Bischof die Geschwister nicht brüskieren wollte, nahm er die Geschenke an. „Am Ende des Tages hatten wir auf dem Rücksitz unseres Fahrzeugs einen kleinen Bauernhof mit Tieren. Während wir fuhren, hüpften die Hühner von einem Punkt zum anderen und machten so viel Unordnung im hinteren Teil des Wagens. Es war schrecklich“, schmunzelt Alvin Witten. Letztlich kamen die Hühner in die Obhut des Apostels.

Militäreinsatz: Blockade auf der Straße

Über 500 Gemeinden haben sie bislang besucht und dabei knapp 100.000 Kilometer zurückgelegt. „Während es in den Dörfern selbst recht angenehm sein kann, ist die Fahrt zu und von den Dörfern gefährlich“, fasst der Bischof zusammen. „Eine der schlimmsten Erfahrungen war, als wir zwischen Gorongosa und Inchope unterwegs waren. Jean und ich waren allein im Fahrzeug“. Und dann rief Apostel Semba an. Er sagte kurz ‚Hallo‘ und sicherte seine besondere Gebetsunterstützung zu. Wenige Augenblicke nach dem Telefonat durchfuhren die Beiden eine der vielen Polizeikontrollen, dann im weiteren Verlauf durch eine Straßensperre und schließlich über den Gorongosa-Fluss.

Für ein Foto halten sie kurz an. Militärfahrzeuge rasen vorbei und kurz drauf geraten der Bischof und seine Frau plötzlich in eine militärische Auseinandersetzung. „Es gab viel Geschrei und Verwirrung. Armeeoffiziere rannten auf uns zu und schrien. Überall AK47-Gewehre. Wir hatten nicht einmal Zeit zum Nachdenken. Ein Bus brannte, und am Straßenrand saßen Leute.“ Die Lage spitzt sich zu. „Der Kommandant eilte schreiend auf uns zu und wollte wissen, was wir hier taten. Sie merkten bald, dass dies ein Missverständnis war. Dann rief er uns zu: ‚Espera, espera!‘ (Warten Sie, warten Sie!). Dann befahl er den Soldaten, in die Büsche zu schießen, und während sie das taten, rief er uns zu: ‚Vamos, Vamos!‘“ (Lauft! Lauft!).

Die Beiden fahren nicht sehr viel weiter: „Wir mussten am Straßenrand zitternd und atemlos anhalten und erst einmal unserem Gott für seinen Schutz danken. Dann wurde uns klar, dass der Anruf des Apostels kein Zufall war.“ Alvin und Jean Witten reisen weiter. Zur nächsten Gemeinde, wieder Geo-Koordinaten und Fotos aufnehmen, Gespräche führen.

Digitalisierung in der Neuapostolischen Kirche Mosambik

3500 Kilometer entfernt arbeitet für die Kirchenverwaltung Kapstadt Bischof i.R. Chris van Wyk. „Er ist der Software-Champion“, erklärt Apostel Robert Worship, denn der weiß auch, dass die Daten aus dem entfernten Mosambik weiterverarbeitet werden müssen. Bischof van Wyk erhält nun zu immer mehr Gemeinden fortlaufend detaillierte Informationen, die er in die kirchenweit genutzte Datenbank OASYS einpflegen kann. Apostel Worship ist sehr zufrieden: „Bis heute wurden fast 600 Gemeinden verifiziert.“

Weil Bischof Witten und seine Frau nicht nur die Gemeinden kartiert haben, sondern den Amtsträgern vor Ort auch Möglichkeiten zur Erfassung von statistischen Daten beigebracht haben, sind die Gemeinden nun in der Lage, Gottesdienstteilnehmer zu melden. Und das tun sie fleißig. Nach jedem Gottesdienst erhält Bischof van Wyk aus den mosambikanischen Gemeinden SMS: „Dadurch erhalten wir eine Häufigkeitsverteilung der Gemeindegrößen in Mosambik“, erläutert Bischof van Wyk. Und die Karten, die der Informatiker erstellt machen die Ergebnisse dann auch sichtbar.

Internationales Teamwork

„Es handelt sich um eine große Teamarbeit von Gemeindevorstehern, Bezirksvorstehern und Aposteln. Und wir haben ein kleines technisches Team in unserem Hauptbüro in Kapstadt“, ergänzt Bischof i.R. Wyk dankbar.

Die Gemeindedaten selbst bleiben aber nicht nur auf den Servern der Kirchenverwaltung in Kapstadt. In der Verwaltung der Neuapostolischen Kirche International in Zürich (Schweiz) stehen die Mitarbeiter in der Abteilung Finanz- und Reporting-Dienste schon bereit. Wenn alle Daten erfasst sind, können diese in die internationale Datenbank aufgenommen, ausgewertet und veröffentlicht werden.

Wo sich die Gemeinden befinden, wann die Gottesdienste stattfinden und wer der Ansprechpartner vor Ort ist, das können Glaubensgeschwister demnächst im internationalen Adressbuch nachsehen: auf der Website http://addresses.nak.org und in der App nacmaps.

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Oliver Rütten
23.09.2020
Mosambik, Medien, Gemeindeleben