Zwischen Wasser und Wein: fließend dreisprachig
Der Weinkenner aus Frankreich kommt nach Deutschland und bekommt dort nur Wasser. Dennoch gehen ihm die Worte flüssig über die Lippen – und das dreisprachig: Die Neujahrsansprache 2022 mit Stammapostel Jean-Luc Schneider ist in Arbeit.
Kaffeeduft und herzlich lächelnde Gemeindemitglieder empfangen das Kommunikationsteam in der Neuapostolischen Kirche in Sachsenhausen. Einladend zeigt sich noch mehr: Auf den Fenstern der Kirche steht „Komm“. Und das Kirchenschiff ist freundlich und lichtdurchflutet. Es ist in zeitlosem Bauhausstil gebaut.
Pandemiebedingt konnte die Gruppe nicht nach Zürich reisen, um die Aufnahmen für die Neujahrsansprache zu drehen. Doch der Stammapostel war sowieso nach Neu-Isenburg gefahren – für die Beiratssitzung des Bischoff Verlags. Und so lag es nah, in dieser Gegend drehen. Verlagsbüros standen wegen Umbaumaßnahmen aber nicht zur Verfügung. Stattdessen bot sich die moderne Kirche in Frankfurt-Sachsenhausen an. Diese Gemeinde feierte am gestrigen Sonntag ihr hundertjähriges Jubiläum.
Der Aufbau
Bereits um 10 Uhr trifft sich das Kamerateam in Sachsenhausen. Der richtige Platz für den Dreh muss gefunden werden, die Kamera mitsamt Stativ und der Teleprompter aufgebaut werden. Selbst der Blumenschmuck ist zu arrangieren. Stundenlang ist das Team mit den Vorbereitungen beschäftigt: Bild und Ton, Licht und Schatten, Vordergrund und Hintergrund – und dann wird alles noch ausführlich getestet.
Rund 16 Grad Celsius ist das Gotteshaus kalt. Einen Tag vorher war die Heizung ausgefallen. Für die Jungs bedeutet dieser Wert gerade Wohlfühltemperatur – für die einzige Frau beim Dreh allerdings nicht. Wie gut, dass Kameramann Kevin eine beheizbare Jacke dabeihat, sodass sich alle wohlfühlen.
Der Stammapostel hat kein Problem mit solchen Temperaturen. Er ist gut drauf. Nach kurzem Wortgeplänkel wird die Neujahrsansprache gedreht. Deutsch, Englisch, Französisch – in dieser Reihenfolge. Das Heimspiel kommt zum Schluss. Obwohl der französischsprachige Text auf dem Papier viel länger ist, schafft der Stammapostel ihn in fast der halben Zeit.
Pleiten und Pannen
Kaum eine professionelle Produktion verzichtet heute noch auf ihn: den Teleprompter. Ein Monitor projiziert den Text auf einen Spiegel, sodass der Gefilmte den Text ablesen kann, ohne dass der Text im Bild zu sehen ist und ohne das der Blick an der Kamera vorbei geht.
Schon in den vergangenen Jahren erwies sich das Gerät als widerspenstig. Mal erschien der Text spiegelverkehrt, mal auf dem Kopf. Dieses Mal lässt sich der Text nicht immer in der gewünschten Geschwindigkeit durchscrollen. Erst spricht der Stammapostel immer schneller, bis er plötzlich in Lachen ausbricht, weil er wirklich nicht mehr mitkommt – während das Team hinten vergebens versucht, den Text zu stoppen.
Kein Problem, dann fangen wir eben noch einmal an. Der Stammapostel braucht nichts zu essen zwischendurch. Ein paar Versprecher später seufzt er nach einem Glas Rotwein. Doch hier gibt es nur Wasser und Kekse.
„Gemeinsam in Christus“ – so lautet das Jahresmotto 2022. Was das bedeutet, das zählt der Stammapostel im Video an einer Hand ab. Doch wie zeigt man erstens, zweitens, drittens und viertens? Fängt man mit dem Daumen an zu zählen oder mit dem Zeigefinger? Das hängt nicht nur von der eigenen Fingerfertigkeit ab, sondern vom Kulturkreis, aus dem man kommt. Doch der Kirchenpräsident beherrscht das Kunststück und zählt souverän ab – und das passend zur jeweiligen Sprache. Ob das den Zuschauern auffällt?
Gemeinsam geschafft
Das ging schnell, alles ist im Kasten. Genauer gesagt auf zwei unabhängigen Speichermedien, denn sicher ist sicher. Jetzt beginnt der Abbau. Alles muss richtig transportsicher verstaut werden. Der Stammapostel fährt zurück nach Frankreich, wo hoffentlich ein guter Schluck Feierabend-Wein auf ihn wartet.
Doch die Arbeit ist noch längst nicht getan: Jetzt steht der Videoschnitt an, Untertitel sind zu platzieren und Vor- und Nachspann zu kreieren. Wie das Ergebnis ausschaut, das lässt sich am 1. Januar 2022 mit der Neujahrsansprache ansehen – auf nac.today, nak.org, Facebook und YouTube.
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Katrin Löwen
15.11.2021
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