Den Glauben auf den Campus bringen
Den Glauben mit anderen gemeinsam leben, das Evangelium weitertragen und die Kirche von morgen mitgestalten. Das wollen neuapostolische Studierende in Südafrika, die sich dazu in Studentenvereinigungen organisieren.
Morgens zur Uni, nachmittags lernen, abends Treffen mit Freunden – ein typischer Tag im Leben eines Studenten. Glaube und Kirche finden am Abend und am Wochenende statt, Berührungspunkte mit dem Studium gibt es kaum. Um das zu ändern, haben neuapostolische Studenten in Südafrika die New Apostolic Church Student Society (NACSS) gegründet.
Gemeinschaft Gleichgesinnter
Die neuapostolische Studentenvereinigung ist an unterschiedlichen Universitäten und Hochschulen im Land aktiv, die Gruppen stehen allen neuapostolischen Studierenden und Ehemaligen offen. Jeder Gruppe gehört zudem ein Amtsträger an.
Ziel der NACSS ist es, Glauben und Leben der Studenten miteinander in Kontakt zu bringen. Studierende sollen ermutigt werden, sich aktiv im Werk Gottes einzubringen, nicht nur innerhalb der Universitäten, sondern auch in ihren Heimatgemeinden. „Jeder und jede Studierende soll in die Lage versetzt werden, den Kommilitonen das Evangelium nahezubringen, ein lesbarer Brief Christi zu sein und damit dem dreieinigen Gott zu dienen“, so steht es in der Selbstbeschreibung der NACSS. Die Vereinigung will die geistliche Entwicklung der Studierenden unterstützen und ihren Glauben stärken. Sie bietet ihnen sowohl seelsorgerliche als auch emotionale Unterstützung und hilft auch bei Fragen, die das Studium betreffen. Jessica ist Vorsitzende des NACSS an der Universität Stellenbosch. Die 28-jährige Studentin erklärt, wie die Vereinigung funktioniert: „Die NACSS bringt neuapostolische Studenten miteinander in Kontakt, die sich sonst an dieser großen Uni kaum kennengelernt hätten. Sie finden Halt in der Gemeinschaft mit Gleichgesinnten, unterstützen einander beim Studium und planen zusammen Freizeitaktivitäten.“
Mit diesen Aktivitäten und Veranstaltungen will die NACSS Gemeinschaften bilden, in denen sich Studierende gegenseitig sowohl in ihrem Studium als auch in ihrem Glauben weiterbringen, sagt Jessica. Um das zu erreichen, bieten sie regelmäßig Mentorenprogramme an, Büchertauschclubs, soziale Aktivitäten, aber auch Gebetsversammlungen sowie Studentenchöre, zu denen alle Kommilitonen eingeladen sind. Die Mitglieder tragen aber nicht nur ihren Glauben in die Universität, sondern bringen ihr Knowhow auch in der Kirche ein, zum Beispiel organisieren sie für Jugendliche in ihren Gemeinden Berufsmessen oder Glaubensseminare.
Die Arbeit für NACSS kostet Jessica neben ihrem Studium eine Menge Zeit, denn seit 2020 ist sie Vorsitzende der Vereinigung in Stellenbosch und damit verantwortlich für Planung und Umsetzung der Aktivitäten. Wie groß diese Herausforderung werden würde, ahnte sie nicht. Denn kaum hatte sie das Amt übernommen, kam die Corona-Pandemie auch in Südafrika an, und nichts konnte mehr stattfinden wie geplant. „Wir konnten uns nicht mehr treffen, viele Studierende fühlten sich isoliert. Obwohl wir in einen virtuellen Raum umgezogen sind, war es schwierig Studenten zu motivieren, sich uns anzuschließen oder teilzunehmen“, so Jessica.
Tradition und Perspektive
Diese Form der Gemeinschaft hat in Südafrika eine lange Tradition, neuapostolische Studentenvereinigungen gibt es dort bereits seit den 1990er-Jahren. Momentan existieren Gruppen an der Universität in Stellenbosch, der University of the Western Cape und der Cape Peninsula University of Technology in Bellville, der University of Cape Town in Rondebosch (alle im Großraum Kapstadt), der University of the Freestate in Bloemfontein und der North West University mit Hauptsitz in Potchefstroom. Und es sollen mehr werden – vor kurzem hat die Kirchenleitung ein Projektteam damit beauftragt, die Einführung des NACSS-Konzepts an weiteren Hochschulen in Südafrika zu unterstützen.
Außerdem sollen die Studierenden stärker in die Weiterentwicklung der Kirche einbezogen werden. Deshalb traf sich Bezirksapostel John Leslie Kriel am 7. März 2020 mit einigen Mitgliedern der NACSS an der University of the Freestate im Botanischen Garten in Bloemfontein. Ziel des Treffens war es, die vorgeschlagenen Pläne vorzustellen und sie mit den Vorstellungen des Bezirksapostels abzustimmen. Bezirksapostel Kriel präsentierte seine Vision für ein geplantes Symposium: Die Studenten sollen mit neuapostolischen Fachleuten zusammenkommen und mit ihnen gemeinsam Konzepte entwickeln, wie die Kirche sich in Zukunft ausrichten soll. Um die Kirche zukunftsfähig zu machen, möchte man die Studenten gemäß ihrer Qualifizierung in der Kirche einsetzen. Zudem sollen die Studierenden Ideen entwickeln, wie man neuapostolische Kommilitonen zur Mitwirkung motivieren könnte, die sich nicht mehr aktiv in der Kirche einbringen oder sich von der Kirche entfernt haben.
Engagement, das sich lohnt
Jessica sieht ihr Engagement positiv: „Als Vorsitzende habe ich viel von anderen gelernt und konnte Führungsqualitäten entwickeln. Vor allem aber ist es einfach schön zu wissen, dass wir als Kinder Gottes alle dasselbe Ziel anstreben und einander dabei unterstützen und füreinander beten. Außerdem macht es mich sehr dankbar, dass ich in der NACSS viele gute Freundschaften schließen konnte.“
Dieser Artikel ist in einer längeren Fassung ursprünglich in der neuapostolischen Kirchenzeitschrift spirit, Ausgabe 02/2022, erschienen.
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Annette Conrad
15.08.2022
Südafrika,
Soziales Engagement,
Gemeindeleben