Vor 25 Jahren: Der tödliche Heimweg

Ein Unglück, das Schock und Trauer auslöste in der Welt: Vor 25 Jahren wurden fünf Glaubensgeschwister, darunter drei Apostel bei einem Verkehrsunfall in Angola getötet. Ein Rückblick im Gedenken an die Verstorbenen.

Es ist Samstag, der 13. September 1997. Viele Glaubensgeschwister aus Angola sind voller Vorfreude: Am folgenden Tag soll die neue Kirche in Lubango eingeweiht werden. Dazu kommt Apostel Armin Brinkmann aus Deutschland und die fünf angolanischen Apostel Miguel Joaquim Jadó, Paulo Kambinda, Dominique Makindu, Eduardo Mbuta und Chicomba Rocha Tomás.

Das Programm ist voll: Am Freitag feierten sie in Namibe einen Gottesdienst und am Samstag einen Gottesdienst für Amtsträger. Anschließend findet ein Zusammensein mit Jugendlichen auf dem neuen Kirchengrundstück statt. Danach will Apostel Kambinda noch einiges für den Weihegottesdienst vorbereiten. Die anderen fahren zurück zur Unterkunft in Lubango. Das sind die Apostel Jadó, Makindu und Mbuta sowie ihre Ehefrauen, die Apostel Rocha Tomás und Brinkmann, die Frau von Apostel Kambinda, Bezirksevangelist Ndofunso Toko und ein Kameramann. Gefahren werden sie von einem Diakon.

Der Unfall

Sie fahren auf einer asphaltierten Straße, die noch etwas feucht ist vom Regen, als ihnen in einer Linkskurve ein Fahrzeug entgegenkommt. Der Diakon weicht aus, wodurch sich das Heck des Wagens nach außen schiebt. Der Fahrer bekommt den Wagen nicht mehr unter Kontrolle, er überschlägt sich. Später wird als Ursache ein Schraubenbruch an der Lenkung vermutet. „Es war ein einziger infernalischer Lärm von Metall, Schreien und splitterndem Glas“ – so schreibt es Apostel Brinkmann kurze Zeit später an den Stammapostel.

Er selbst ist nicht so schwer verletzt, kriecht ins Freie und hilft Apostel Mbuta, der trotz einem Oberarmbruch bei Bewusstsein ist. Es bietet sich ihnen ein schreckliches Bild: Die Apostel Jadó und Rocha Tomás sowie der Bezirksevangelist Toko sind aus dem Auto herausgeschleudert worden und nicht mehr am Leben. Mayola Wampuna Mbuta, genannt Jacky, liegt eingeklemmt unter dem Wagen. Mithilfe herbeigelaufener Menschen können die beiden Apostel sie bergen, aber Apostel Mbuta schafft es nicht, seine Frau wiederzubeleben. Auch Apostel Makindu stirbt noch am Unfallort. Die anderen sind teilweise schwer verletzt.

Trauer überschattet das Freudenfest

Der Weihegottesdienst am darauffolgenden Tag, der eigentlich ein Freudenfest werden sollte, wird in tiefer Trauer gefeiert. Schon am Abend vorher war die Nachricht des Unglücks übers Radio in ganz Angola verbreitet worden.

Am Montag, 19. September, findet der Trauer- und Trostgottesdienst in der Kirche Luanda-Palanga statt. Bezirksapostel Horst Ehlebracht übermittelt Apostel Brinkmann dazu das Wort aus Offenbarung 14,13: „Selig sind die Toten, die in dem Herrn sterben von nun an. Ja, der Geist spricht, dass sie ruhen von ihren Mühen; denn ihre Werke folgen ihnen nach.“ Apostel Brinkmann würdigt die Apostel, die er alle versiegelt und jahrelang gekannt hatte. „Alle Toten und Überlebenden kannte ich gut, wir waren Schwestern und Brüder, Freunde und Freundinnen“, erzählt er 25 Jahre nach dem Unfall.

Apostel Chicomba Rocha Tomás

Apostel Chicomba Rocha Tomás wurde nur 34 Jahre alt. Er hinterließ seine Frau und vier Kinder. Chicomba Rocha Tomás kam am 30. Januar in Luau zur Welt. Seine Eltern waren arm und so konnte er keine weiterführende Schule besuchen. Trotzdem fand er eine Anstellung als Gehilfe eines Schriftsetzers in einem kartographischen Institut. Als er 1983 vom Militärdienst zurückkehrte, war er erstaunt, dass seine Mutter und Geschwister regelmäßig die Gottesdienste der Neuapostolischen Kirche besuchten. Bald ging er mit und wurde selbst neuapostolisch. Am 4. September 1994 wurde er Apostel.

Apostel Miguel Joaquim Jadó

Nur 43 Jahre alt wurde Apostel Miguel Joaquim Jadó. Er hinterließ seine Frau und vier Kinder, die mit ihm am 7. März 1984 neuapostolisch wurden. Der am 15. März 1954 in Maquele geborene Apostel lebte mit seinen Eltern wegen des Bürgerkriegs eine Weile im Nachbarland Zaire (heute Demokratische Republik Kongo), wo er auch eine landwirtschaftliche Ausbildung machte. Zurück in Angola brachte ihn sein alter Freund Sukami Ronsard zum neuapostolischen Glauben. Es war ein herber Schlag für ihn, als dieser am 27. August 1989 bei einem Überfall ums Leben kam. Am 12. November 1989 wurde er selbst zum Apostel ordiniert.

Apostel Dominique Makindu

Apostel Dominique Makindu starb wenige Tage nach seinem 45. Geburtstag am 17. August. Er hinterließ seine Frau Helena, seine sieben Töchter und seinen Sohn. Dominique Makindu wurde in ein christliches Elternhaus hineingeboren. Durch seinen Bruder und seinen guten Freund Miguel Jadó lernte er die Neuapostolische Kirche kennen und trat ihr am 22. August 1984 bei. Ab 1988 arbeitete er ausschließlich für die Kirche und betreute viele Gemeinden im Norden Angolas, die er oft nur durch lange Fußmärsche erreichte.

25 Jahre danach

Bezirksapostel i.R. Armin Brinkmann erinnert sich heute, 25 Jahre nach dem Unfall, noch gut an die Verstorbenen: „Apostel Makindu war der Bruder des ersten von Apostel Schwarzer versiegelten Unterdiakons in Angola und arbeitete im äußersten Norden des Landes. Apostel Jadó war ein immer freudiger, ja echter Motivator und hat den großen Bezirk Uige im Norden aufgebaut und geleitet. Apostel Rocha Tomás arbeitete im Osten des Landes, er war treu und sehr gewissenhaft. Nicht zu vergessen die Gattin von Apostel Mbuta, die eine große Stütze in der Arbeit der „Mamas“ war. Ohne unsere Schwestern wäre die Arbeit in Angola nicht möglich gewesen, Jacky Mbuta hat in dieser Arbeit Großes geleistet. Bezirksevangelist Toko, der in meinen Armen starb, war ein treuer, demütiger und liebevoller Seelsorger.“