Vor 80 Jahren: Bomben über Dortmund

Der Name Magney ist vor allem in Westdeutschland bekannt: Dort gab es gleich zwei Apostel Magney. Der eine wurde vor rund 80 Jahren konfirmiert und zwar durch den anderen, der heute vor 80 Jahren bei einem Bombenangriff starb. Ein Auszug aus seinem Leben.

Es ist ein kalter Frühlingstag Anfang April 1923. In Bielefeld (Deutschland) hat es an diesem Morgen kaum fünf Grad Celsius. Trotzdem stehen viele neuapostolische Christen an diesem Morgen früh auf, um nicht zu verpassen, was Stammapostel Hermann Niehaus, inzwischen 75-jährig, als „sein Arbeitsfeld bestellen“ angekündigt hat – er kann sich nicht mehr alleine um die Vielzahl der Glaubensgeschwister im Nordwesten kümmern.

Hilfsapostel war damals noch die Bezeichnung, unter dem die bisherigen Bezirksältesten Paul Dach und Hermann Dietrich Magney ordiniert wurden, letzterer für den Bereich, der ab diesem Zeitpunkt Apostelbezirk Dortmund genannt wurde.

Vom Schuster zum Priester

Hermann Dietrich Magney ist als zweites von fünf Kindern am 14. Mai 1875 in Dröschede (Deutschland) in ein evangelisches Elternhaus hineingeboren. Während seiner Schuhmacherausbildung wohnte er bei seinem Lehrmeister Ernst Weehrt, der damals schon neuapostolisch war und später Bischof wurde. Er weckte in Hermann Dietrich Magney den Wunsch, selbst neuapostolisch zu werden. Und so empfing Hermann Dietrich Magney 1891 mit 16 von Apostel Friedrich Wilhelm Menkhoff das Sakrament der Heiligen Versiegelung.

Der „freudige Mitarbeiter im Werke Gottes“ empfing fünf Jahre später sein erstes Amt und 1898 wurde er als Priester nach Dortmund geschickt.

Erfolgreich in der Fremde

Dort fand der damals 23-Jährige eine Handvoll Glaubensgeschwister vor und die Möglichkeit, eine Schnellsohlerei zu gründen. Und außerdem fand er dort seine Frau: Am 25. Januar 1900 heiratete er Auguste Lörch. Die beiden hatten sieben Kinder.

Nicht nur privat lief es gut in Dortmund, auch für die Kirche wirkte sich Hermann Dietrich Magneys Anwesenheit in der Stadt positiv aus. Zahlreiche Gemeinden entstanden bald in Dortmund und Umgebung und schon 1905 konnte der Ältestenbezirk Dortmund gegründet werden, den Hermann Dietrich Magney dann auch leitete. Bald konnten eigene Kirchengebäude gebaut werden, zum Beispiel in der Braunschweiger Straße, in dessen angeschlossenem Wohnhaus Hermann Dietrich Magney bald auch mit seiner Familie wohnte.

Um die Wette neuapostolisch

Am 8. April 1923, vor etwas mehr als 100 Jahren, empfing Hermann Dietrich Magney dann das Apostelamt von Stammapostel Niehaus, der aufgrund der stetig wachsenden Kirche entschieden hatte, die Zuständigkeiten umzustrukturieren. Stammapostel Niehaus blieb zunächst für den Bereich Westfalen zuständig. Sieben Jahre später trat er schließlich in den Ruhestand und Hermann Dietrich Magney wurde am 21. September 1930 beim Gottesdienst in Berlin Bezirksapostel von Westfalen.

Als Apostel und später Bezirksapostel lieferte Hermann Dietrich Magney sich einen brüderlichen „Wettbewerb“ mit Nachbarapostel Paul Dach von Düsseldorf, sodass in beiden Städten die Zahl der Glaubenden wuchs.

Segenslinie Magney

Apostel Magney, inzwischen Großvater, war weiterhin aktiv im Werk Gottes. Als „Mann voller Energie“ und „äußerst lebendig und rüstig“ wird er bezeichnet und kann als 68-Jähriger noch selbst seinem Enkel Hermann Magney am 21. März 1943 den Segen zur Konfirmation spenden.

Genau 80 Jahre ist es nun her, als im Zweiten Weltkrieg in der Nacht zum 5. Mai 1943 Bomben über Dortmund fielen. 684 Menschen starben in dieser Nacht in der Stadt. Auch das Kirchengebäude in der Braunschweiger Straße wurde getroffen. Die Bewohner konnten sich zwar in den Luftschutzkeller retten, dennoch kamen 6 neuapostolische Christen in dieser Nacht ums Leben, darunter auch Hermann Dietrich Magney und sein Sohn Hermann Magney. Apostel Magney soll noch einmal zu sich gekommen sein und gesagt haben: „Holt die anderen aus den Trümmern“ bevor er starb.

Sein Enkel, den er wenige Wochen zuvor noch konfirmiert hatte, überlebte. Er zog mit seiner Mutter zu deren Eltern. 33 Jahre später, auch im April, wird Hermann Magney ebenfalls zum Apostel ordiniert.

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