Buß- und Fastenzeit – Ostern steht vor der Tür
Bald ist Ostern – am 27. März 2016 feiert die Christenheit ihr wohl wichtigstes Fest. In der alten Kirche und in vielen Kirchen auch heute noch beginnt 40 Tage vor Gründonnerstag eine der zwei großen jährlichen Fastenzeiten.
Fastenzeit – Quadragesima – 40 Tage Fasten und Beten. Das tun viele Christen weltweit, weil sie sich auf Hochfeste vorbereiten: Ostern und Weihnachten sind das, denn auch die Adventszeit ist eine traditionelle Fastenzeit.
Die vorösterliche Bußzeit oder auch Passionszeit beginnt in diesem Jahr am 10. Februar. Seit dem 2. Jahrhundert ist allgemeines Fasten bekannt, im 3. Jahrhundert wurde es in die gesamte Karwoche übernommen und seit dem 5. Jahrhundert schließlich ist daraus das 40-tägige Osterfasten entstanden.
Buße tun und Asche streuen
Zur Buße kam in der Westkirche bald die Asche dazu – das Bestreuen des Hauptes mit Asche als äußeres Zeichen der Buße. Liturgischer Ort dafür wurde der Aschermittwoch. Das hat dem Auftakttag der 40-Tagesfrist seinen Namen gegeben. Die Fastenregeln – wenn sie denn eingehalten wurden – waren streng: eine Mahlzeit am Abend, kein Fleisch, keine Milch, kein Alkohol, keine Eier.
40 Tage vor Ostern – von Aschermittwoch bis Gründonnerstag – dies war die Zeit für Buße. Zugleich bereiteten sich die Taufbewerber oder Katechumenen auf ihre Taufe vor, deren sakramentale Spendung es früher nur in der Osternacht gab.
Versuchungen in der Wüste
Jesus hat auch 40 Tage lang gefastet. Es war für ihn eine Zeit der Prüfung, bevor er sein großes Werk begann. Er war in der Wüste und wurde vom Satan heimgesucht. Im vierten Kapitel des Matthäusevangelium heißt es sehr eindringlich: „Da wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt, damit er von dem Teufel versucht würde. Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn.“ Er blieb standhaft und ohne Sünde, widerstand den Verlockungen und beendete das böse Schauspiel siegreich: „Da verließ ihn der Teufel. Und siehe, da traten Engel zu ihm und dienten ihm.“
Eine liturgische Fastenzeit kennt der neuapostolische Katechismus nicht. Ganz in der reformierten Tradition bleibt es dem Einzelnen selbst überlassen, wie er sich den Hochfesten im Jahr nähert. Auch Luther hat dies empfohlen. Kein Christ sei zu den Werken, die Gott nicht geboten hat, verpflichtet, sagte er. Jeder dürfe zu jeder Zeit jegliche Speise essen.
Dennoch gibt es gemeinschaftliche Ansätze in den evangelischen Kirchen heute: „Sieben Wochen ohne.“ In den katholischen und orthodoxen Kirchen ist das Fasten vor Ostern strenger Brauch. Auch in der Anglikanischen Kirche, bei den Methodisten und zum Teil auch bei den Baptisten spielt der Aschermittwoch eine liturgische Rolle.
Gottesdienst am Aschermittwoch
„Er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, damit die Kraft Christi bei mir wohne.“ Dieser Bibeltext aus 2. Korinther 12,9 wird weitgehend den Gottesdienst in den neuapostolischen Gemeinden am Abend des Aschermittwochs bestimmen. Das Wort belegt: Paulus, der große Missionar und Apostel des Herrn, musste sich finden und neu bestimmen. Sein Weg war ein Weg der Buße. So sollen auch wir heute dazu beitragen, dass der Herr in uns und in der Kirche mächtig wirken kann, indem wir die Gnade Gottes erkennen und dankbar sind, unsere Schwäche erkennen und uns dem Willen des Herrn unterwerfen.
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Datum:
Peter Johanning
03.02.2016