Herausforderung angenommen: Indien feiert

Alles fing an mit einer einzelnen Frau, die auf einer Dänemark-Reise neuapostolisch wurde. Vor 50 Jahren behielt diese Glaubensschwester in Indien ihren Glauben nicht für sich, sondern erzählte anderen von Jesus und lebenden Aposteln. Allen Widrigkeiten zum Trotz leben heute in Indien etwa 45.000 neuapostolische Christen.

Wie alles begann

1968 reiste Angel Robinson, eine indische Staatsbürgerin, nach Dänemark. Sie traf dort auf die Familie von Herbert Mauritz, die ihr von der Neuapostolischen Kirche erzählte. Angel Robinsons Interesse war geweckt und sie besuchte die Gottesdienste. Kurze Zeit später wurde sie von Bezirksapostel Karl Weinmann in Tønder (Dänemark) versiegelt.

Nach ihrer Rückkehr erzählte sie ihrem Sohn viel von der Neuapostolischen Kirche. Dieser interessierte sich sehr dafür und wünschte sich bald, auch neuapostolisch zu werden. Als Bezirksapostel Michael Kraus im Mai 1970 nach Indien reiste, wurde John Robinson versiegelt und zum ersten Priester in Indien ordiniert.

Entschlossen machten sich die ersten neuapostolischen Christen in Indien daran, anderen von ihrem Glauben zu erzählen. Menschen versammelten sich von nah und fern, in Hallen und auf offenen Plätzen, um vom Altar das Wort Gottes zu hören. In Gottesdiensten, die in großen Hallen stattfanden, gab es teilweise tausend Versiegelungen auf einmal.

Diese vielen neuapostolischen Christen brauchten Kirchengebäude und Amtsträger. Das erste Kirchengebäude in Indien wurde 1972 in Kamalnagar geweiht. Weitere Kirchengebäude folgten auf Grundstücken, die die Geschwister in Indien der Kirche teilweise geschenkt hatten. Im ganzen Land fanden Ordinationen statt und neue Gemeinden entstanden. Am 20. Juli 1975 ordinierte der damalige Stammapostel Ernst Streckeisen die ersten sechs Apostel für Indien, einer von ihnen war John Robinson.

Christentum in Indien

80 Prozent der indischen Bevölkerung sind heute Hindus, 13 Prozent Muslime und nur etwa zweieinhalb Prozent sind Christen. Davon ist nur ein sehr kleiner Teil neuapostolisch. In Indien gibt es viele verschiedene Sprachen: 22 Hauptsprachen und ungefähr 800 unterschiedliche Dialekte. Auch wenn die neuapostolischen Christen nur aus neun verschiedenen Sprachräumen sind, sind die Sprachbarrieren eine Herausforderung. Außerdem macht die schlechte Infrastruktur es den Amtsträgern teilweise schwer, ihre Glaubensgeschwister in allen Teilen des Landes zu besuchen. Apostel Christranjan Nanda (seit Januar 2019 im Ruhestand) erzählt: „Einige Orte sind nicht so gut zugänglich und dort brauche ich mit dem Motorrad etwa drei Stunden, um 80 Kilometer zurückzulegen.“

Trotzdem sind die Kirchenmitglieder in Indien zuversichtlich. Die Neuapostolische Kirche hat dort Mitglieder aus allen Gesellschaftsschichten und einen großen Anteil an jungen, engagierten Christen. Diese Jugend ist technikaffin und spricht Englisch; schafft es also, die Sprachgrenzen zu überwinden. Junge Menschen waren es auch, die in der Corona-Krise Chancen erkannten und handelten.

Im Jahr 2000 gehörte die Neuapostolische Kirche in Indien noch zu fünf verschiedenen Gebietskirchen, heute ist nur noch die Gebietskirche Kanada für ganz Indien zuständig. Rund 9oo Amtsträger kümmern sich um 45.000 Kirchenmitglieder in 550 Gemeinden. Es gibt einen Bezirksapostelhelfer und sechs Apostel, die von sechs Bischöfen unterstützt werden.

Aktivitäten trotz – oder gerade wegen Corona

Für das Jubiläumsjahr 2020 wurde ein Kalender erstellt, der jeden Monat eine kurze Zusammenfassung der Geschichte Indiens bietet. Viele weitere Details werden passend zum Thema des Monats das ganze Jahr über auf Facebook veröffentlicht.

Zum Jubiläum waren zahlreiche Aktivitäten geplant. Leider verbot die Regierung wegen der Pandemie kirchliche Versammlungen. Junge Priester aus Nordindien machten sich Gedanken darüber, wie man die Geschwister trotzdem erreichen kann. Schnell kamen sie auf die Idee, ein virtuelles Treffen zu organisieren. Diese Idee konnte für die Gottesdienste angewendet werden: Bald schon fanden jeden Sonntag Gottesdienste in mehreren Sprachen über Videokonferenz-Apps statt.

In Mumbai waren es auch junge Priester, die die Kampagne „Members to Members support“ starteten. Diese sollte diejenigen, die helfen können mit denjenigen, die wegen der Krise Hilfe brauchen, verbinden.

Robert Maier, nac.today-Korrespendet in Indien, sagt dazu: „Was als große Herausforderung begann, ist fast wie ein wahrgewordener Traum, den wir seit vielen Jahren hatten: Endlich können sich unsere Geschwister im Land über Staats- und Sprachgrenzen hinweg verbinden. All diese Menschen an einem physischen Ort zusammenzubringen, war in der Vergangenheit immer eine große logistische Herausforderung. Dank des Eifers und des Enthusiasmus vor allem unserer technikbegeisterten Jugend sind wir jetzt in der Lage, trotz dieser Pandemie in Verbindung zu bleiben.“

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Katrin Löwen
28.08.2020
Indien