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Am Ende lacht das Wunder

Juni 18, 2024

Author: Katrin Löwen

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An die göttliche Verheißung zu glauben, wurde für diese Frau immer schwerer: Die Erfüllung dauerte viel zu lange und die Zeit wurde immer knapper. Um so größer war das Wunder, das Gott ihr schenkte.

Es war eine Katastrophe. Kinderlosigkeit zu meiner Zeit war mit sozialer Ächtung verbunden. In einer Zeit, zu der man nur durch seine Kinder im Alter überlebt und nach dem Tod weiterlebt, war das Leben einer unfruchtbaren Frau nicht nur sinnlos, sondern auch ungeliebt.

Zerreißprobe zwischen Verheißung und Erfüllung

Ich wollte ja an die Verheißung glauben, die Gott meinem Mann gegeben hatte und wegen der wir von Ur, wo wir es echt gut hatten, ins Land Kanaan zogen, wo wir Fremde waren.

Nur, da bekam ich auch keine Kinder und wegen einer Hungersnot mussten wir dann schon wieder weiterziehen, nach Ägypten. Hier bekam mein Mann Angst: Herrscher können sich schöne Frauen, die sie begehren, einfach aneignen. Wenn sie verheiratet sind, töten sie den Ehemann. Und ich war eine schöne Frau. Ich hatte einen helleren Teint als die meisten Ägypterinnen, und der Pharao war also gleich scharf auf mich. Die Aussage, dass wir Geschwister sind, stimmte ja auch zum Teil, denn mein Mann und ich hatten den gleichen Vater – diese Art von Geschwisterehe war damals auch vollkommen in Ordnung.

Dass der Plan aber sehr kleingläubig war und gegen Gottes Plan verstieß, wurde uns klar, als Gott Plagen schickte, um mich aus dem Harem des Pharaos zu befreien. Trotz unseres Versagens ließ Gott uns nicht im Stich und bewahrte uns weiterhin vor Gefahren und segnete uns. Kinderlos blieb ich trotzdem.

Sterne am Himmel

Und Gott sagte meinem Mann, er wolle ihm so viele Nachkommen wie Sterne am Himmel schenken. Ich, inzwischen aus den Wechseljahren raus, dachte dass ich eben nicht die auserwählte Stammmutter sein würde und tat, was ich für sehr vernünftig hielt: Ich gab meinem Mann die junge Sklavin Hagar als Leihmutter für unseren Sohn. Und obwohl es meine Idee war, war ich ziemlich eifersüchtig. Und als sie dann auch noch schwanger war und sie in ihrem Triumph mir gegenüber überheblich war, war ich ganz schön gemein zu ihr. Mein Mann tat nichts, um den Konflikt zu lösen und so floh Hagar mit seinem ungeborenen Kind in die Wüste. Ein Todesurteil. Aber Gott sah sie, segnete sie und schickte sie zurück.

Gott blieb uns trotz unserer ganzen Fehler treu. Ismael kam zur Welt und Gott sagte zu meinem Mann, er solle Vater vieler Völker werden und führte als Zeichen der Verbundenheit die Beschneidung ein. Außerdem gab er uns beiden einen neuen Namen und mir wurde klar, dass er uns beide gleich sah.

Gott hat Humor

Naja, lange hielt dieses Vertrauen nicht. Als Gott uns in Gestalt von drei Männern erschien, die wir selbstverständlich nach allen Regeln der Gastwirtschaft bewirteten, mussten wir über die Aussage lachen, dass ich bald ein Kind bekommen würde. Und als noch der König Abimelech Gefallen an mir fand, machten wir den gleichen Fehler wie damals beim Pharao. Doch Gott halft trotzdem.

Und dann endlich, ich war schon 90 Jahre alt, bekam ich endlich den lang ersehnten Sohn. Wir nannten ihn Isaak, das heißt: „Er lacht.“

Die Verwandtschaft

Anhand meiner Geschichte wird in der Bibel die genealogische Verbundenheit der Ismaeliten und Israeliten erzählt, aber auch ihre Feindschaft. Obwohl dass ich ein eigenes Kind hatte, war ich weiterhin auf Hagar eifersüchtig und nahm schließlich eine kleine Neckerei Ismaels zum Anlass, meinen Mann zu bitten, Hagar und Ismael fortzuschicken. Er wollte es nicht, aber Gott legitimierte diesen Wunsch von mir. Auch sie bekamen ein Versprechen von Gott, dass er sie zu einem großen Volk machen würde. Mein Man ist der Stammvater der drei großen monotheistischen Religionen.

So lange habe ich auf diesen Sohn gewartet und dann sagte Gott zu meinem Mann, er solle den geliebten Sohn opfern. Schrecklich. Aber eine Probe, wie fest sein Glaube war. Im letzten Moment verhinderte Gott, dass Isaak getötet wurde und gab ihn wieder in unsere Arme.

Gott gewährte mir die Gnade, noch einige Jahre meinen Sohn aufwachsen zu sehen, bevor ich mit 127 Jahren starb.

Glaubensvorbilder müssen nicht perfekt sein

Nach meinem Tod wird nicht nur Gottes Versprechen wahr und mein Mann und ich bekommen unzählige Nachkommen: Das Volk Israel. Auch wird mein Name in den Schriften, die später als Bibel zusammengefasst werden, trotz meiner vielen Zweifel und Fehlschritte mit Gehorsam (1 Petrus 3,6), Glaube (Hebräer 11,11 f.) und Vertrauen in den Glauben, der wirklich befreit (Römer 9,8f. und Galater 4,22 ff.) in Zusammenhang gebracht.

Ich bin Sara, der Gott allen Naturgesetzen zum Trotz das Lachen einer Mutter schenkte.

Foto: Maksim Bukovski – stock.adobe.com

Juni 18, 2024

Author: Katrin Löwen

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