Blantyre, die älteste Stadt in Malawi, erwartet den Stammapostel
Malawi ist die Wiege der Neuapostolischen Kirche im zentralen Afrika. Der spätere Apostel George Henwood wurde hier 1901 geboren, einer der großen Pioniere kirchlicher Missionsarbeit. Er baute die Kirche in Sambia, Simbabwe und Malawi. Zum Entschlafenensonntag wird Stammapostel Jean-Luc Schneider in Blantyre erwartet.
Es ist das erste Mal, dass der Stammapostel nach Blantyre kommt. Er kommt in eine Gegend mit langer Geschichte. Die Großstadt im Süden des Landes mit knapp 1,9 Millionen Einwohnern hat seit 1885 Stadtrechte und ist damit die älteste Stadt in Malawi. Auch die neuapostolische Geschichte hat hier einen frühen Anfang. Sie ist verbunden mit dem späteren Apostel Henwood, der als George Mkandawire in Mzimba aufwächst. Ziemlich ungewöhnlich zu jener Zeit, besucht er die Missionsschule in Livingstone. Sein Lehrer heißt Henwood. Er erkennt die außergewöhnlichen Talente dieses jungen Mannes. Nach seiner Ruhesetzung geht der Lehrer nach Kapstadt zurück und nimmt seinen Schüler George mit. Die Eheleute Henwood adoptieren George, der von nun an Henwood heißt.
Henwood, der Pionier
In Kapstadt lernt George Henwood seine Frau kennen. Sie ist neuapostolisch; er konvertiert ihr zuliebe und wird neuapostolisch. 1928 empfängt er das Diakonenamt und geht auf Geheiß seines Apostels nach Livingstone/Nord-Rhodesien, das heutige Sambia. Später, als Bezirksältester, sollte er einen ähnlichen Weg wählen, indem er 1944 fünf Männer nach Nyasaland schickt, das heutige Malawi. Drei Monate lang durchqueren sie das Land, geben Zeugnis von ihrem Glauben. Sie schicken ermutigende Kunde an ihren Bezirksältesten. Der lässt zwei weitere Diakone folgen – mit dem Auftrag, die Neuapostolische Kirche auch in seiner alten Heimatregion aufzubauen.
1954 wird George Henwood zum Apostel ordiniert – als erster Schwarzer in der Geschichte der Neuapostolischen Kirche.
Heute gibt es in Malawi rund 240.000 neuapostolische Christen in mehr als 2000 Gemeinden. Gemeinsam mit den Gebietskirchen Sambia und Simbabwe zählt die Kirche in Malawi zum Arbeitsbereich von Bezirksapostel Charles S. Ndandula, weltweit eine Hochburg des neuapostolischen Glaubens.
Geld für eine Kirche
Der Weg dorthin war mühevoll und oft beschwerlich, wie immer eigentlich in der Rückschau auf Geschichte. Auch nette Geschichten kommen in Erinnerung: Etwa, als Bezirksapostel Hubert Howes Fernandes Ende der 1960er Jahre einen Land Rover ausgeliehen bekommt. „Bisher war es nicht möglich, sämtliche Gemeinden in Malawi zu besuchen. Denn die sogenannten Straßen, die zu ihnen führen, sind mit gewöhnlichen Wagen nicht befahrbar“, berichtete damals sein Amtskollege Karl Gut. „Außerdem ist es in manchen Gegenden ausgeschlossen, eine Unterkunft zu bekommen“, lobte er die Kombination von Wohn- und Geländewagen.
Oder wie die Gemeinde Mzuzu Ende der 1990er Jahre zu einer Erweiterung kam: Staatspräsident Dr. Bakili Muluzi hatte dort bei seinem ersten neuapostolischen Gottesdienst miterlebt, dass ein Großteil der Gottesdienstbesucher aus Platzmangel nicht in die Kirche konnte. Wenig später besuchte daraufhin die Präsidentengattin Anne Muluzi die Gemeinde und überreichte im Auftrag ihres Mannes einen Scheck in Höhe von 250.000 Malawi-Kwacha.
Immer wieder Rückschläge
Heute ist die Kirche im Land etabliert. Rückschläge gibt es durch regelmäßig auftretende Naturkatastrophen. Wie etwa in 2015: 174.000 Menschen hatten durch Hochwasser in Malawi ihre Häuser verloren, es kam zu vielen Todesfällen. Die Flut riss ganze Dörfer mit sich und der Wasserpegel erreichte bis zu drei Meter. Überfüllte Notunterkünfte, fehlende Sanitäranlagen und die damit verbundenen mangelhaften Hygienebedingungen machten eine schnelle Hilfe notwendig. Und hier kommt wieder der Name Henwood ins Spiel: Jahrelang gab es die Henwood-Foundation, eine Hilfsorganisation der Neuapostolischen Kirche in Sambia, die erst in 2014 ihren Namen in New Apostolic Church Relief Organisation (NACRO) änderte.