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Brückenbauer zwischen Tradition und Entwicklung

20 02 2025

Author: Simon Heiniger

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Feinfühligkeit, Freundlichkeit, Bescheidenheit: Stammapostel Hans Urwyler war ein Mensch besonderer Qualitäten. Am 20. Februar wäre er 100 Jahre alt geworden – Teil zwei des Rückblicks in Dankbarkeit.

Seine Fähigkeit, Menschen mit seiner warmherzigen Art zu erreichen, war eine Kernkompetenz des Schweizers. Und so kommt, wer über Hans Samuel Urwyler berichtet, nicht an seiner sanften und liebevollen Art vorbei. Sein Nachfolger Richard Fehr schrieb über ihn: „Sein Dienen und Wirken, das von großer Liebe getragen war, ist bei uns allen unvergessen. Seine große Herzenswärme strahlte in alle Seelen, die er pflegte und bediente“.

Warmherzig, mit Nebenjob

Seine Familie war dem Stammapostel sehr wichtig und er gestand: „Ich habe noch einen Nebenberuf. Der ist Großvater. Aber ich übe ihn nur teilzeitmäßig aus.“ Unvergessen ist die Geschichte um seinen Enkel, der das Bein seines Großvaters umklammerte, als seine Eltern ihn abholen wollten, und seine Präferenz in einem Wort klarmachte: „dabliibe“ – dableiben.
Mit diesem Bild wünschte der Stammapostel den Gläubigen, in der Kirche eine Heimat für ihren Glauben zu finden: „Und wenn wir alle in dieser Gesinnung stehen, dass wir im Gottesdienst und wo je wir uns bewegen im Werke Gottes, immer das kleine Wort in Schwyzerdütsch auf der Seele haben – ‚dabliibe‘, dann ist es um uns gut bestellt.“

„Es ist überall genau wie bei uns, aber ganz anders“, so beschrieb Hans Urwyler seine Eindrücke, welche er auf seinen weltweiten Reisen sammelte. Die Liebe der Gläubigen zu Gott spiegelte sich für ihn in dieser Vielfalt wider. Diese Einheit in der Vielfalt ist bis heute Reichtum wie auch Herausforderung in der Kirche.

Bescheiden, bis zum Schluss

1987 erlitt Stammapostel Urwyler einen schweren Schlaganfall, der ihn in seiner Amtsausübung stark einschränkte. In einem Brief an den Apostelrat, also den Vorstand des Internationalen Apostelbundes, brachte er seine Sorge um das Wohl der Kirche und der „Weiterführung des Werkes Gottes zum Ausdruck.“ Zu diesem Zeitpunkt hatte er schon längere Zeit Gott um Zeichen für einen Nachfolger gebeten. Anlässlich der Bezirksapostelversammlung in London sprachen sich die versammelten Bezirksapostel und Apostel einstimmig für Stammapostelhelfer Richard Fehr aus.

Am 3. Mai 1988 besuchten Stammapostelhelfer Fehr sowie die Bezirksapostel Engelauf, Fernandes, Higelin, Karnick, Kraus, Kühnle und Steinweg den Stammapostel in Bern. Freudig reagierte Stammapostel Urwyler auf die Wahl der Apostel, auch er war im Vorfeld auf denselben Namen gelenkt worden. Und so ordinierte Stammapostel Urwyler in diesem Kreis seinen Nachfolger.

Der Sprecher des Apostelrates, Arno Steinweg, beschrieb später, wie die Anwesenden vor Ergriffenheit einige Minuten nur noch weinten: „Ich habe in meinem Leben schon manches Gotterleben haben dürfen, aber dieses war für mich – und ich glaube auch für die anwesenden Apostel – nach der voraufgegangenen sorgenvollen Zeit das größte und heiligste.“

Im Kreis der Familie entschlafen

In dem Schreiben an die neuapostolischen Christen weltweit wurde hervorgehoben, dass Stammapostel Urwyler diese „Entscheidung unter Zurückstellung der eigenen Person im Interesse der Sache des Herrn getroffen hat. Seine Einstellung soll uns für die Zukunft Richtung sein.“

Trotz seiner gesundheitlichen Einschränkungen blieb er bis zu seinem Heimgang im Jahr 1994 mit der Kirche eng verbunden und pflegte auch weiterhin die Beziehungen zu vielen Gläubigen.
Am 17. November 1994 konnte Stammapostel i.R. Hans Urwyler im Beisein der nächsten Angehörigen friedlich und ruhig entschlafen. Stammapostel Fehr schrieb in dem Trauerzirkular an die Apostel: „Wo die Liebe weint, tröstet der Glaube.“

Sein bleibendes Erbe

Viele der Impulse, die Hans Urwyler setzte, prägen die Neuapostolische Kirche bis heute – sei es die Verankerung der Eigenverantwortung in Lehre und Richtlinien, das Pfingstfest als hoher Feiertag mit oft weltweiten Übertragungen oder der Grundstein für das Verständnis von Kirche Christi.

Stammapostel Urwyler wirkte als Brückenbauer zwischen Tradition und Entwicklung. Genauso prägend war die persönliche Haltung zur Seelsorge: Empathisch die Gläubigen auf dem individuellen Glaubensweg begleiten, statt sie zu bevormunden. So bleibt sein Name untrennbar mit einer entscheidenden Phase in der Geschichte der Neuapostolischen Kirche verbunden.

20 02 2025

Author: Simon Heiniger

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