Danken – nicht nur am Erntedank

Eigentlich wollte Stammapostel Jean-Luc Schneider den Gottesdienst zum Erntedank am 4. Oktober 2020 in Paris feiern. Die Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie verhinderten das leider, also kam er in die Gemeinde Straßburg (Frankreich). Seine Predigt hatte die Aspekte im Blick, für die ein Mensch seinem Gott danken könnte.

Freiwillig opfern

Ausweis des Dankens sei unter anderem das Opfer, so der internationale Kirchenleiter: „Wir wissen, dass wir das, was wir haben, in erster Linie seiner Gnade zu verdanken haben, und wir danken ihm dafür.“ Das sei nicht allein auf Erntedank beschränkt, denn eigentlich beweise unser Opfer unsere Freiheit: „Wir sind keine Sklaven des Geldes!“

Respekt vor dem Nächsten und vor Gottes Schöpfung

Auch der Mensch sei das Werk des Schöpfers, ließ der Stammapostel anklingen. „Alle Menschen sind in ihrer Natur identisch. Wir schulden ihnen allen – Männern, Frauen und Kindern – den gleichen Respekt, unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem sozialen Status.“ Das habe auch Jesus zum Ausdruck gebracht: „Wir behandeln den Nächsten so, wie wir wollen, dass er uns behandelt.“

Die Schöpfungsverantwortung des Menschen gehe noch weiter: „Die Erde wollen wir mit Liebe und Weisheit behandeln. Im Bewusstsein unserer Verantwortung gegenüber der heutigen und der kommenden Generationen achten wir darauf, die natürlichen Ressourcen nicht in egoistischer Weise auszubeuten.“

Dankbar für Arbeit

Selbst die Aufforderung zur Arbeit sei göttlicher Wille. Die Aussage, dass die Arbeit eine Strafe für den in Sünde gefallenen Menschen ist, beruhe auf einer Fehlinterpretation von 1. Mose 3, 17–19: Dieser Bibelabschnitt zeige stattdessen, welche Auswirkungen die Sünde auf seinen gesamten Lebensraum des Menschen gehabt hat. Ihm gehe es nicht um Arbeitsmarktfragen, machte Stammapostel Schneider deutlich, sondern um die Herzenseinstellung: „In Dankbarkeit gegenüber dem Schöpfer liegt es uns am Herzen, durch unsere Arbeit zum Gemeinwohl beizutragen.“

Heiligung des Ruhetages

Gott, der Schöpfer, ruhte am siebten Tag von seinen Werken – das betone die Vollkommenheit seiner Schöpfung. Dieses Bibelwort dränge den Menschen dazu, einmal pro Woche die Arbeit einzustellen, um das Werk des Schöpfers zu betrachten und ihn zu loben. Das dritte Gebot greift dieses Thema auf.“ Für Christen sei das der Sonntag. Er erinnere sie an die Auferstehung Jesu Christi, ihres Erlösers und sie versammelten sich zu Gottesdiensten, um Gott zu danken.

Zugleich machte er deutlich, dass die Auswirkungen der Corona-Krise, in der viele Gläubige keine Gottesdienste besuchen könnten, eine gewisse Gefahr nach sich zieht: „Diese Zeit des Mangels könnte einige in ihrer Überzeugung bestärken, dass es nicht notwendig ist, in die Kirche zu gehen, um ein „guter Christ“ zu sein. Für solch eine Aussage gibt es keine biblische Grundlage.“ Stattdessen sei der Gottesdienst viel eher eine Gelegenheit, Gottes Wohltaten zu zählen, ihm Zeit zu widmen und den Bund mit Jesus Christus zu feiern. Seine Frage klang eindringlich: „Wie könnten wir glaubwürdig sein, wenn wir sagen, dass Gott gestorben ist, um uns zu retten, wenn wir nicht einmal das Bedürfnis verspüren, zu ihm zu kommen und ihn anzubeten?“

Dafür bräuchten wir keine äußerlichen Zeichen tragen oder Ernährungsvorschriften beachten: „Gehen wir in die Kirche! Unsere Verbundenheit mit den Werten des Evangeliums – Liebe, Toleranz, Vergebung, Ablehnung von Gewalt und Ungerechtigkeit – bringen wir durch den Besuch des Gottesdienstes zum Ausdruck.“

Denn schließlich, so rief der Stammapostel Schneider in Erinnerung, wirke sich die Anzahl der Christen, die die Kirchen besuchen, unweigerlich auf die Bedeutung aus, die die Gesellschaft den christlichen Werten beimisst.

Den Wortlaut der Stammapostel-Gedanken zum Erntedank hat die Webseite der Neuapostolischen Kirche International veröffentlicht.