Was ist Amt? Wie funktioniert es? Wie hängt es mit Person zusammen? Damit hat sich diese Serie in bislang 17 Folgen im Detail auseinandergesetzt. Jetzt geht es weiter: Wer kann ein Amt tragen? Für die richtige Antwort muss man genau hinsehen.
Amt ist die durch Ordination erteilte Vollmacht, Segnung und Heiligung, im Namen Gottes zu reden und zu handeln. Gestiftet hat es Jesus Christus selbst, indem er den Aposteln Vollmachten verliehen hat. Und die Apostel wiederum haben ein Teil davon weitergegeben.
Gott, Jesus, Apostel – wer Antworten sucht, muss die Frage mindestens drei Mal stellen: Was will Gott? Was hat Jesus gesagt oder getan? Was haben die Apostel gelehrt? Und zu suchen sind diese Antworten zunächst einmal in der Bibel – der Glaubensurkunde des Christentums. Doch das Buch der Bücher macht es nicht einfach.
Ein Buch mit sieben Siegeln
Das zeigt sich schon bei der Frage: Was will Gott? Ablesen lässt sich das am besten an der Schöpfung vor dem Sündenfall, am Zustand der Welt, so wie Gott sie wollte: „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut“ (1. Mose 1,31).
Allerdings: Die Heilige Schrift kennt gleich zwei verschiedenen Schöpfungsgeschichten. Und die beiden Berichte lassen sich durchaus unterschiedlich verstehen.
Das geht weiter mit der Frage: Was hat Jesus gesagt oder getan? – Das Problem hier: Gesagt hat Christus zu dieser Frage rein gar nichts. Und sein Handeln lässt sich auf die eine oder andere Weise interpretieren.
Schwierigkeiten bereitet schließlich auch die Frage: Was haben die Apostel gelehrt? Da gibt es zwar einige sehr deutliche Ansagen. Doch die widersprechen sich nicht selten. Oder ihnen fehlt eine logische Begründung. Oder es geht nicht um Glauben, sondern um Kultur.
Nicht das Was, sondern das Wie
„Wie nutzen wir die Bibel?“, fragt Stammapostel Jean-Luc Schneider in einem Rundschreiben an die Apostel. „Wir finden darin keine wissenschaftlichen Erklärungen“, verweist er auf das Sprichwort: „Die Bibel erklärt uns nicht die Erde und den Himmel, sondern sagt uns vielmehr, wie wir auf der Erde leben müssen, um in den Himmel zu gelangen.“
„Vermeiden wir es, unsere Entscheidungen auf der Grundlage einer einzelnen, aus dem Kontext gerissenen Bibelstelle zu treffen oder zu rechtfertigen.“ Denn: „Zu vielen Punkten kann man in der Bibel alles und auch wiederum das Gegenteil finden, und jeder kann in ihr das finden, was ihm zusagt.“ Zum Beispiel:
- „Im Alten Testament fordert der Herr Israel auf, nicht zu kämpfen und ihn gewähren zu lassen. An einer anderen Stelle fordert er das Volk jedoch auf, Krieg zu führen.“
- „Jesus bittet seine Apostel zunächst, nur zu den Juden zu gehen. Später sendet er sie zu allen Völkern.
- In 1. Korinther 7,26–33 empfiehlt Paulus, nicht zu heiraten, um dem Herrn zu gefallen. Aber wir lesen in 1. Timotheus 4,1–3, dass diejenigen, die den Gläubigen raten, nicht zu heiraten, Irrlehrer sind!“
Diese wenigen Beispiele zeigen laut Stammapostel:
- „dass wir uns bei unseren Entscheidungen nicht auf einzelne Bibelstellen stützen können“,
- „dass die Bibel uns nicht vorschreibt, welche Entscheidungen wir treffen sollen, sondern uns sagt, wie wir sie treffen sollen – indem wir den Willen Gottes respektieren, insbesondere das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe“,
- und „dass der biblische Text auf vielfältige Weise interpretiert werden kann. Wir glauben, dass Jesus seinen Aposteln die Aufgabe anvertraut hat, die Heilige Schrift durch den Heiligen Geist auszulegen (1. Korinther 4,1; KNK 1.2.5.1).“
Unterwegs zur Antwort
Den Weg zu Antwort weisen: „Das kann nur die sachgemäße Auswertung des biblischen Befundes“, betonte Stammapostel Schneider deshalb in seiner Videoansprache.
Und das heißt: Nicht einfach aus der Bibel herauspicken, was einem gerade passt. Sondern: Widersprüche wahrnehmen, Hintergründe erkunden, Zusammenhänge erkennen. Auf eine solche Entdeckungsreise durch die Schöpfungsgeschichte, die Evangelien und die Apostelbriefe begibt sich diese Serie ab der kommenden Folge.
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