„Feuer!“, donnert es aus 1600 Kehlen. Die Halle bebt bei der Uraufführung des „Pop-Oratoriums “ in Westdeutschland. Wovon singt der Chor da eigentlich? Und was hat das mit einer Heilpflanze zu tun? Eine Brandspur durch die Bibel.
„Cassia senna“, so nennen Botaniker das Ding, mit dem diese Geschichte aller Wahrscheinlichkeit nach anfängt: der Senna-Busch. Ein Flüchtling sieht ihn, ein gewisser Mosche, und wundert sich. Nicht, dass der Busch überhaupt dasteht, nicht einmal, dass er in Flammen steht, sondern weil er brennt, aber nicht verbrennt (2. Mose 3,2).
Bunte Blüten und elektrische Entladungen
Die Blüten des Busches sind leuchtend gelb. Das, so meinen manche, habe Mose für ein Feuer gehalten. Ehrlich jetzt? Ein Hirte, der sich schon seit Jahren in der Gegend herumtreibt? – Sankt-Elms-Feuer heißt ein seltenes Lichtphänomen durch elektrische Entladungen bei gewittrigem Wetter. War das, so fragen andere, der Buschbrand?
Selbst wenn ein Physiker daneben gestanden hätte und rein gar nichts zu messen gewesen wäre: Was Mose am Berg Horeb erlebt, wird so real, dass es das Schicksal eines ganzen Volkes prägt. Der Mensch begegnet Gott und erhält seinen ganz persönlichen Auftrag.
Flächenbrand: Vom „sene“ zum „Sinai“
Der hebräische Name des Busches, „sene“, klingt nach „Sinai“ – nicht ohne Grund. Denn der brennende Dornbusch ist nur das Vorspiel zu einem viel größeren Feuer: „Der ganze Berg Sinai aber rauchte, weil der HERR auf den Berg herabfuhr im Feuer; und der Rauch stieg auf wie der Rauch von einem Schmelzofen und der ganze Berg bebte sehr“ (2. Mose 19,18).
Und selbst, wenn man die Schilderung für Einbildung oder Mythenbildung halten will: Was Mose am Berg Sinai erlebt, ist so wirklich, dass es bis heute Milliarden von Leben beeinflusst. In den Geboten begegnet Gott den Menschen und weist ihnen den Weg in die Gemeinschaft.
Die Kraft jenseits des Feuers
Noch ein Berg und ein Busch, noch ein Feuer und ein Flüchtling: Elia liegt unter dem Wacholder, niedergedrückt von schwerer Depression. Doch Gott begegnet ihm bald darauf am Horeb: „Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der HERR war nicht im Feuer. Und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Sausen“ (1. Könige 19,12).
Elia findet neuen Mut und neue Kraft. Er erinnert sich an seine Aufgabe und nimmt sie wieder an. Am Ende stirbt er nicht, sondern wird entrückt. Fortan hoffen Menschen auf seine Wiederkehr – als Wegbereiter dessen, der Gott und die Menschen wieder zusammenbringt.
Die Zeugen der Wahrheit
Schon wieder ein Berg, später wird man ihn Tabor nennen. Hier treffen sich Mose und Elia, gerne als die größten der Propheten angesehen. Doch bei alledem, was sie erlebt und vollbracht haben – dieses Mal spielen sie nicht die Hauptrolle. Sie dienen nur als Zeugen für das größte Feuer, dass Gott jemals entzündet hat.
„Das ist mein lieber Sohn; den sollt ihr hören!“ – So erschallt die Stimme auf dem Berg der Verklärung (Markus 9,7). In Jesus Christus begegnet Gott den Menschen als Mensch. Er kommt ihnen näher als jemals zuvor. Und er weist ihnen einen neuen Weg in die Gemeinschaft.
Zwischen brennen und verbrennen
„Feuer!“, donnert es aus 1600 Kehlen – beim Pop-Oratorium in der Westfalenhalle. Der Chor singt vom Pfingst-Geschehen. Nicht nur von den Feuerzungen über den Häuptern der Apostel und der Gemeinde (Apostelgeschichte 2,3). Sondern vor allem von dem Feuer der Begeisterung für die Botschaft Jesu.
Und welches Feuer brennt ihn dir? Sowohl das Hebräisch des Alten Testaments als auch das Griechisch des neuen Bundes kennen unterschiedliche Wörter fürs Brennen: für das Feuer, das verzehrt, und für das Feuer, das erwärmt; für die Flamme, die erleuchtet, und für die Flamme, die Schatten wirft. Welche Feuer nährst du in dir?
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