Die Kirche Christi – was genau ist das eigentlich? Und wie verhält es sich dazu mit der Neuapostolischen Kirche? Diese Fragen stellen sich, nachdem der Begriff kürzlich gleich doppelt in den Fokus gerückt ist.
Drinnen oder draußen? So lautete Ende Februar die Kernfrage jenes Gottesdienstes in Dieburg (Deutschland), in dessen Rahmen Bezirksapostel Bernd Koberstein in den Ruhestand trat. Da skizzierte Stammapostel Jean-Luc Schneider den Begriff nur kurz.
Eine ausführliche Antwort bietet der geistliche Teil der internationalen Bezirksapostelversammlung im Herbst vergangenen Jahres in Dortmund (Deutschland). Genau daraus zitierte Bezirksapostel Koberstein Anfang Februar auch bei seiner offiziellen Verabschiedung vor Vertretern aus Politik und Kirchen.
Allein Gott erkennt den wahren Glauben
Ausgangspunkt für die Darlegung des Stammapostels während der Bezirksapostelversammlung war das Bild vom „Leib Christi“. Damit beschreibt Apostel Paulus die Kirche in den Briefen an die Kolosser, Römer, Epheser und Korinther:
- Das Haupt ist Jesus Christus. In seinem Dienst steht die Kirche.
- Die Glieder haben unterschiedliche Funktionen und wirken dennoch zusammen.
- Das Wachstum richtet sich nach dem Willen Gottes.
Und wer gehört nun dazu? „Die Kirche Christi besteht aus all den Gläubigen, die Christus durch die Taufe, den Glauben und das Bekenntnis angehören.“ Dabei dürfe die Kirche Christi nicht mit einer konkreten Institution aus der Vielfalt christlicher Kirchen verwechselt werden.
„Sie besteht unter anderen aus katholischen, neuapostolischen, protestantischen oder orthodoxen Christen, jedoch ist sie weder die katholische, neuapostolische, protestantische oder orthodoxe Kirche noch die Gesamtheit all dieser Kirchen“, betont der Stammapostel. Niemand könne wissen, welche Christen wahrhaftig der Kirche Christi angehören. „Allein Gott kann die Aufrichtigkeit des Glaubens eines jeden Einzelnen sehen.“
Gott gibt jederzeit die nötigen Gaben
„Jesus Christus hat seine Kirche mit dem Apostelamt ausgestattet“, heißt es in den Ausführungen weiter: „Durch das Apostelamt haben die Gläubigen Zugang zur Fülle des Heils.“ Aber: „Über das Apostelamt hinaus hat Gott die Kirche noch mit Gaben und geistlichen Diensten ausgestattet.“
Nach dem Tod der Apostel der Urkirche sei das Apostolat über Jahrhunderte nicht mehr besetzt worden. Dennoch habe Gott weiterhin für die Kirche Christi gesorgt: „Der Heilige Geist setzte sein Heilswirken fort, indem er die Mitglieder der Kirche Christi mit den für die Verkündigung des Evangeliums, die Vertiefung der Erkenntnis und die Entwicklung der Kirche notwendigen Gaben ausstattete.“
Berufen zu besonderen Diensten
„Der Glaube an die lebenden, die gegenwärtigen Apostel und die Gabe des Heiligen Geistes sind Gnadengaben, die Gott denen schenkt, die er dazu erwählt hat“, erläutert der Stammapostel. Allerdings: „Die Kirche als Leib Christi besteht demnach zugleich aus den mit Wasser Getauften und den aus Wasser und Geist Wiedergeborenen.“
Die Glieder des Leibes Christi, welche die Gabe des Heiligen Geistes empfangen hätten, seien nicht „besser“ als die anderen. Sie seien lediglich zur Erfüllung eines besonderen Dienstes berufen: „Sie sollen die nahe Wiederkunft des Herrn ankündigen, von der Tätigkeit der lebenden Apostel zeugen, dem Heiligen Geist in sich Raum gewähren, sich die göttlichen Tugenden aneignen und sich so auf die Wiederkunft Christi vorbereiten.“
Den gemeinsamen Auftrag erfüllen
„Wir sind mit einer tiefen Dankbarkeit allen Christen in Vergangenheit und Gegenwart gegenüber erfüllt, welche die von Gott empfangenen Gaben in den Dienst Christi und seiner Kirche gestellt haben.“ So lauten die zentralen Schlusssätze von Stammapostel Schneider, aus denen auch Bezirksapostel Koberstein zitierte. „Als Glieder am Leib Christi ist es den neuapostolischen Christen ein Anliegen, den allen Christen gemeinsamen Auftrag zu erfüllen, den Glauben an Jesus Christus zu bekennen und in Wort und Tat die Wohltaten Gottes zu verkündigen.“
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