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Die Sakramente (19): Esst und trinkt – wenn Christus in die Gemeinde kommt

September 29, 2020

Author: Peter Johanning

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Bislang beschäftigte sich unsere Serie über die Sakramente in der Kirche Christi mit der Heiligen Wassertaufe. Jetzt wechseln wir das Thema und sprechen über das Heilige Abendmahl. Wie ist die neuapostolische Position dazu?

Das Heilige Abendmahl ist neben der Wassertaufe ein Sakrament, das in allen christlichen Kirchen zuhause ist. Und es wird nicht ein einziges Mal, sondern mehrmals gefeiert – in der neuapostolischen Gemeinde in jedem Gottesdienst, in anderen Kirchen weniger häufig. Die Inhalte, die Kirchen mit dem Sakrament verbinden, weisen erhebliche Unterschiede auf – ein Grund dafür, warum es eine gemeinsame Feier des Abendmahls zwischen den Konfessionen bis heute nicht gibt.

Vom Herrn selbst eingesetzt

„Ich glaube, dass das Heilige Abendmahl zum Gedächtnis an das einmal gebrachte, vollgültige Opfer, an das bittere Leiden und Sterben Christi, vom Herrn selbst eingesetzt ist. Der würdige Genuss des Heiligen Abendmahls verbürgt uns die Lebensgemeinschaft mit Christus Jesus, unserm Herrn. Es wird mit ungesäuertem Brot und Wein gefeiert; beides muss von einem vom Apostel bevollmächtigten Amtsträger ausgesondert und gespendet werden“, sagt der neuapostolische Christ im Glaubensbekenntnis. Die Bedeutung des Sakraments lässt sich lehrmäßig und rational hingegen nicht erschöpfend erschließen, was prinzipiell für alle Heilstaten Gottes gilt. Es steht in engem Zusammenhang mit dem Geheimnis der Person Jesu Christi. Im Heiligen Abendmahl werden die Wirklichkeit Gottes und seine Hinwendung zum Menschen unmittelbar erfahrbar.

Ob Abendmahl oder Eucharistie oder Mahl des Herrn oder Brotbrechen – gemeint ist jedesmal, dass Jesus Christus selbst das Abendmahl in den Kreis seiner Jünger eingeführt hat. Mit den Worten „Das tut zu meinem Gedächtnis“ erteilte der Herr seinen Aposteln Auftrag und Vollmacht, Heiliges Abendmahl in der Weise zu vollziehen, wie er es selbst getan hatte.

Die Abendmahlsliturgie

Bedeutsame Augenblicke brauchen Vorbereitung: Nach der Predigt und der Sündenvergebung kommt der Höhepunkt im Gottesdienst. Die Gemeinde feiert das Heilige Abendmahl – ein erhabenes, außergewöhnliches Ereignis für den Gottesdienstbesucher. Hinführende Gedanken zur Selbsteinsicht und Buße sind gesprochen, ein Bußlied von der Gemeinde gesungen, das Vaterunser gemeinsam gebetet, die Freisprache (Absolution) erteilt und das Opfergebet gesprochen worden.

Jetzt folgen Augenblicke der Stille, des Verharrens. Es ist dies die Zeit, die für das sichtbare, wahrnehmbare Abdecken der liturgischen Geräte, der Abendmahlskelche genutzt wird. Dies geschieht in größtmöglicher Ruhe und Würde. Im übertragenen Sinn öffnet sich jetzt quasi das Allerheiligste: Die Abendmahlselemente werden offengelegt. Und das soll die Gemeinde bewusst miterleben.

Der Tisch des Herrn ist bereitet

Der Priester breitet seine Arme aus, hält seine Hände segnend über die Kelche und spricht die würdevollen Worte der Konsekrationsformel: „In dem Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, sondere ich aus Brot und Wein zum Heiligen Abendmahl und lege darauf das einmal gebrachte, ewig gültige Opfer Jesu Christi. Denn der Herr nahm Brot und Wein, dankte und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird. Das ist mein Blut des neuen Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden. Esst und trinkt! Das tut zu meinem Gedächtnis. Denn sooft ihr von diesem Brot esst und von diesem Wein trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er wiederkommt. Amen!“

Jesus Christus ist in seine Gemeinde getreten. Durch die Worte des Priesters kommen zu Brot und Wein Leib und Blut Christi hinzu. Gott ist wirklich gegenwärtig – real präsent!

Die Worte der Aussonderung stehen überwiegend im 1. Korinther 11,24–26. Apostel Paulus zitiert darin Worte Jesu und beschreibt den Inhalt des Heiligen Abendmahls vom Grundsatz her. Aussondern oder auch konsekrieren bedeutet die Herausnahme von Brot und Wein aus dem üblichen Gebrauch. Durch das Sprechen der Einsetzungsworte wird die verborgene Gegenwart von Leib und Blut Christi in den sichtbaren Elementen Brot und Wein möglich. Dabei werden Brot und Wein in ihrer Substanz nicht verändert. Vielmehr tritt eine weitere Substanz hinzu, nämlich die von Leib und Blut Christi (Konsubstantiation). Eine Wandlung der Substanz (Transsubstantiation) findet nicht statt.

Keine Wandlung, aber mehr als Symbol

Und genau in diesem Punkt gehen die Meinungen in den Konfessionen auseinander. Manche Kirchen feiern die Verwandlung, für andere gelten Brot und Wein als Symbole. Das neuapostolische Abendmahlsverständnis sagt: keine Wandlung, aber mehr als Symbol. Brot und Wein sind nicht lediglich Metaphern für Leib und Blut Christi; vielmehr sind Leib und Blut Christi wahrhaft anwesend (Realpräsenz). Zur Substanz von Brot und Wein tritt durch das weihende Wort die Substanz von Leib und Blut Christi hinzu. Die äußere Gestalt (Akzidenz) der Abendmahlselemente ändert sich durch dieses Geschehen nicht.

In den Abendmahlselementen ist der Gottessohn nun wahrhaft gegenwärtig. Und bleibt dort solange gegenwärtig, bis sie die für sie bestimmten Empfänger erreicht haben. Die Gemeinde ist aufgerufen, das Heilige Abendmahl wegen seiner hohen Bedeutung in Andacht, Glauben und völliger Hinwendung zu Christus zu feiern.

Foto: Jessica Krämer

September 29, 2020

Author: Peter Johanning

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