Was feiert die Gemeinde mehr? Die Gemeinschaft mit Christus? Oder die Gemeinschaft untereinander? Antwort gibt die Art und Weise, wie sich die Gläubigen zum Abendmahl versammeln und die Elemente entgegennehmen.
Das Abendmahl ist ausgesondert – und dann? Die Praxis in den Kirchen kennt heute im Prinzip drei Formen, wie die Teilnehmer zu den Elementen kommen:
- Die Gläubigen kommen zum Abendmahl: Die Teilnehmer verlassen den Sitzplatz, gehen zum Altarraum und nehmen dort Brot und Wein entgegen. So praktiziert es zum Beispiel die Neuapostolische Kirche.
- Die Gläubigen kommen zueinander: Die Teilnehmer bilden stehend einen (Halb-)Kreis oder setzen sich an einen Tisch. Ersteres kennen etwa die evangelischen und katholischen Kirchen, letzteres zum Beispiel die Baptisten.
- Das Abendmahl kommt zu den Gläubigen: Die Teilnehmer bleiben am Sitzplatz und bekommen die Elemente gebracht. Derart handhaben es unter anderem die reformierten Kirchen.
Zwischen Theologie und Praxis
Im ersten Fall sind es zumeist die dazu ordinierten oder beauftragten Geistlichen, die das Abendmahl austeilen. Dieser Ritus insgesamt soll betonen, dass Jesus Christus der Stifter und der Einladende der heiligen Feier ist.
Im zweiten und dritten Fall reichen sich die Gemeindemitglieder die Elemente häufig einander weiter. Das stellt nicht nur den Gemeinschaftssinn in den Vordergrund, sondern auch das „allgemeine Priestertum aller Gläubigen“.
Welche Form eine Gemeinde praktiziert, unterscheidet sich nicht nur von Konfession zu Konfession, sondern auch innerhalb einer Konfession. Denn hier geht es auch um ganz praktische Angelegenheiten: Je mehr Teilnehmer vor Ort sind, umso schwerer lässt sich ein Treffen im (Halb-)Kreis oder am Tisch bewerkstelligen.
Von wessen Hand in den Mund?
Unterschiede gibt es auch in der Form, wie der Gläubige die Abendmahlsgaben zu sich nimmt. Das fängt schon beim Brot an. Bis ins neunte Jahrhundert hinein war es üblich, dass die Gläubigen das Element in die Hand gegeben bekamen.
Bereits ab dem sechsten Jahrhundert entwickelte sich aber die Sitte, die Hostie dem Teilnehmer direkt auf die Zunge zu legen – der dabei niederkniete. Diese Variante macht das Konzil von Rouen 878 zur verbindlichen Vorgabe – in der Katholischen Kirche im Prinzip bis heute. Doch mittlerweile habe die Teilnehmer ein Wahlrecht.
Auch die beiden Formen der Entgegennahme haben ihre Begründung: Den Vertretern der Mundkommunion geht es um Ehrerbietung gegenüber dem Abendmahl. Die Befürworter der Handkommunion betonen den Charakter als Mahl, wofür die Gabe selbst zum Mund geführt werde müsse.
Mit Strohhalm oder Löffel
Noch mehr Varianten gibt es bei der Darreichung des Weines: Als ursprüngliche Form wird der Gemeinschaftskelch angesehen. Alle Teilnehmer trinken aus dem gleichen Becher, der zwischendrin gegebenenfalls abgewischt und ein Stückchen gedreht wird.
Dagegen erheben sich – nicht erst seit heute – hygienische Bedenken. Einzelbecher als mögliche Lösungen widersprechen dem Gemeinschaftsgedanken. Geschichte ist die Idee eine Art Strohhalm zu benutzen. Das meist silberne Saugröhrchen, Fistula genannt, war noch bis ins 20. Jahrhundert bei Papstmessen üblich, ist mittlerweile so gut wie ausgestorben.
Bis heute praktiziert wird hingegen die Intinctio, das Eintauchen der Hostie in den Wein – dann zumeist gespendet als Mundkommunion. Eine Sonderform kennen die orthodoxen Kirchen. Hostien und Wein werden vermischt und dem Empfänger per Löffel, dem Cochlear, verabreicht. Mit Gabeln aus Elfenbein versuchten es vor mehr als hundert Jahren neuapostolische Gemeinden in den Niederlanden, bevor die Kirche die Kombi-Hostie einführte.