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Die Sakramente (44): Der Taufe zweiter Teil

Oktober 18, 2021

Author: Andreas Rother

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Wie kommt der Gläubige zum Heiligen Geist? Dazu bleibt die Bibel mehrdeutig und lässt Lücken. Antworten entwickeln sich in der frühen Kirche. Und dieses Fundamente stehen bis heute.

Zeichen, es braucht mehr Zeichen: Ja, da ist die Wassertaufe – verstanden als das Ertränken des alten Adams, das Bad der Wiedergeburt, das Eintauchen in den Tod Jesu, das Abwaschen der Sünden. Aber in der Bibel ist auch vom Heiligen Geist samt Siegel und Salbung die Rede. Und was wäre ein Jünger des Christus‘ (= Messias = Gesalbter) ohne Salbung?

So oder ähnlich liefen die Gedankengänge in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten, als eine Entwicklung einsetzte, die dauerhafte Auswirkungen haben sollte.

Von Handauflegung zu Salbung

Der Heilige Geist wird gegeben. Das bezeugt Evangelist Johannes. Das erklärt Briefeschreiber Paulus. Und das zeigen die Handauflegungen in der Apostelgeschichte. So gehört diese Geste schon zu neutestamentlichen Zeiten neben dem Wasserbad mit zum Ritus der Taufe.

Doch schon bald kommt die Salbung hinzu. Das hat seine biblischen Wurzeln zum Beispiel da, wo Jesus die messianischen Jesaja-Worte auf sich selbst bezieht: „Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat“ (Lukas 4,18). Oder wenn Petrus im Hause des Kornelius davon predigt, „wie Gott Jesus von Nazareth gesalbt hat mit Heiligem Geist“ (Apostelgeschichte 10,38).

Mehr als nur Dekoration

Spätestens ab dem dritten Jahrhundert empfängt der Täufling nach der Wassertaufe die Handauflegung des Bischofs, der ihn mit Öl salbt. Das ist der Endpunkt eines viel umfangreicheren Ablaufes vom mehrjährigen Unterricht bis zur mehrtägigen Vorbereitung mit Fasten, Gebeten sowie weiteren Bädern und Salbungen.

Und schon früh wird dieser Akt zur Geistesübermittlung nicht nur als eine dekorative Erweiterung der Taufriten gesehen, sondern als eine theologische Notwenigkeit. Ohne diese Bestätigung gilt die Taufe als unvollendet. So spricht bereits Kirchenvater Cyprian Mitte des dritten Jahrhunderts vom Doppelsakrament.

Die Anbindung ans Apostelamt

Doch es gibt Unterschiede: Während in der lateinischen Westkirche die bischöfliche Handauflegung im Zentrum steht, hat in der griechischen Ostkirche die Salbung den höheren Stellenwert. Und das soll einmal die entscheidende Rolle dabei spielen, welches Amt diese Handlung durchführen darf. So oder so geht es darum, wie das werdende neue Sakrament mit dem apostolischen Amt verbunden ist.

Hier wie da läuft die Amtsautorität zunächst über die „apostolische Sukzession“: die ununterbrochene Folge an Ordinationen von Bischöfen durch Bischöfe bis in Zeit der biblischen Apostel zurück. Weil die Handlauflegung an den Bischof gebunden ist, kann aber normalerweise nur ein Bischof die katholische Firmung durchführen. Die orthodoxe Salbung kann hingegen auch ein Priester spenden. Dazu reicht es, wenn ein Bischof das Salböl geweiht hat.

Eintritt im Dreifach-Schritt

Ebenso wie die Frühkirche empfangen die orthodoxen Kirchen den Gläubigen mit einer dreigliedrigen Feier. Auf die Wassertaufe folgt unmittelbar die Chrismation (oder auch Myronsalbung). Dem schließt sich die Kommunion, der Empfang des Abendmahls an – und zwar sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen.

Gesalbt wird mit Chrisam, einem geweihten Öl, das mit Dutzenden von Aromastoffen angereichert ist. Im Zeichen des Kreuzes werden damit Stirn, Augen, Nase, Mund, Ohren, Brust, Hände und Füße berieben. Jedes Mal spricht der Priester dabei die Worte: „Siegel der Gabe des Heiligen Geistes”.

Während die Taufe die persönliche Teilhabe an Tod und Auferstehung Christi gibt, gibt die Myronsalbung nach orthodoxem Verständnis die persönliche Teilhabe an der Niederkunft des Heiligen Geistes zu Pfingsten. Durch die Salbung wird der Getaufte zum Laien — einem Mitglied des laós, dem Volk Gottes.

Die Handauflegung zur Geistesmitteilung, die Anbindung dieses Aktes ans apostolische Amt und das Bild des Siegels: Diese Aspekte hat die „Heilige Versiegelung“ der Neuapostolischen Kirche aus dem frühen Christentum geerbt. Wo der Status als eigenständiges Sakrament wurzelt, darum geht es in der nächsten Folge dieser Serie.

Foto: blobbotronic – stock.adobe.com

Oktober 18, 2021

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