Ihr 25-jähriges Bestehen hat die Neuapostolische Kirche in Nepal gefeiert – obwohl der Glaube dort schon länger aktiv ist. Und gefeiert wurde mit einem Jahr Verspätung. Beides aus gutem Grund.
Nepal zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Fast 40 Prozent der Menschen leben unterhalb der Armutsgrenze. Doch die Lage hat sich insgesamt verbessert, seit das Land am Himalaya mit politischen und wirtschaftlichen Reformen begonnen hat.
Aus 1990 datiert zum Beispiel eine Verfassungsreform, die die ersten demokratischen Wahlen ermöglicht hat. Aus dem gleichen Jahr datiert die Neuapostolische Kirche ihre Geburtsstunde in Nepal. Dabei ist dieses Glaubensbekenntnis bereits 1982 ins Land gekommen. Durch die Arbeit des späteren Apostels Herald K. K. Jacob aus Indien. Er kam mit dem Zug aus seiner Heimatstadt Kalkutta über die Grenze und wurde in der Region Jeetpur aktiv.
Religionsfreiheit bringt neue Möglichkeiten
Doch die Missionsarbeit und das Gemeindeleben geschahen in aller Stille. Denn in Nepal war der Hinduismus die Staatsreligion. Und die Konvertierung etwa zum Christentum stand unter Strafe. Das bekräftigte zwar auch die neue Verfassung. Aber der Konvertierungsparagraph wurde seit 1990 nicht mehr vollstreckt.
Erst 2006 erklärte sich Nepal zu einem säkularen Staat und führte damit auch verfassungsrechtlich die Religionsfreiheit ein. Und so boten sich auch der Neuapostolischen Kirche bald neue Möglichkeiten – zum Beispiel das Recht, Grundstücke zu kaufen. Bis 2009 entstand das erste eigene, von Grund auf selbst errichtete Kirchengebäude in Nepal.
Kirchenbau mit Hindernissen
Der Kirchenbau und seine Einweihung im Bergdorf Sipapokhare zeigen die Schwierigkeiten im Alltagsleben der Nepalesen. Rund neun Monate dauerten die Arbeiten an dem einfachen Gebäude. Die Materialien dafür mussten zum größten Teil per vierstündigem Transport über holprige und steile Straßen aus der Hauptstadt Katmandu geholt werden.
Wenige Tage vor der geplanten Einweihung durch den damals zuständigen Bezirksapostel Leslie Latorcai war eine provisorische Zufahrtsbrücke wieder abgebaut worden. Und so mussten die Amtsträger aus der federführenden Gebietskirche Kanada den Fluss über eine lange, freischwebende Brücke überqueren, während sich ihre Jeeps durch die Fluten quälten.
Geburtstagsfeier mit allen Gemeinden
Sipapokhare ist heute die Zentralgemeinde für das östliche Nepal. Insgesamt 13 Gemeinden zählt die Neuapostolische Kirche in dem Himalaya-Staat bei knapp 1000 Mitglieder. Seelsorgerisch und organisatorisch betreut werden sie von der Gebietskirche Kanada. Verantwortlich dafür ist Bezirksapostelhelfer Frank Dzur.
Sipapokhare ist auch der Ort, in dem derzeit eine humanitäre Hilfsaktion angelaufen ist. Ein Erdbeben der Stärke 7,8 sowie ähnlich schlimme Nachbeben hatten im Frühjahr 2015 weite Teile Nepals verwüstet. In die Gruppe der internationalen Hilfsorganisationen reihen sich auch neuapostolische Einrichtungen ein: NAK-karitativ und das Missionswerk aus Deutschland, NAK-Humanitas aus der Schweiz sowie die Hilfswerke der Gebietskirchen Kanada und USA.
So war im Jubiläumsjahr alles andere als Feiern angesagt. Das hat Bezirksapostel Mark Woll nun mit seinem Besuch im Frühjahr 2016 nachgeholt. Dazu gehörten ein Gottesdienst für die Amtsträger und ihre Frauen in der vom Erdbeben geschädigten Kirche in Katmandu sowie Zentralgottesdienste für die Glaubensgeschwister aus dem Hochland in Katmandu und Umgebung sowie für den südlichen Landesteil in Jeetpur. Auf diese Weise waren alle Gemeinden des Landes in die verspätete Geburtstagsfeier eingebunden.