Ein Mann mit klarem Profil: Nicht nur in Statur, Stimme und Auftreten war er eine markante Persönlichkeit, sondern vor allem in seiner inneren Haltung. Heute wäre Bezirksapostel Klaus Saur (Süddeutschland) 75 Jahre alt geworden.
Geboren in Engen, Kreis Konstanz, als erstes von drei Kindern wuchs er in einem gläubigen katholischen Haus auf. Mit Dankbarkeit blickte er zeit seines Lebens darauf zurück, dass seine Mutter ihm die Fundamente des christlichen Glaubens legte. Doch die Katholische Kirche empfand er nie richtig als sein Zuhause. Das fand er, als er über seinen Onkel die Neuapostolische Kirche kennenlernte.
Vorbilder fest im Blick
Anderthalb Jahre nach seiner Versiegelung im Jahr 1961 wurde der damals 21-jährige Klaus Saur zum Unterdiakon ordiniert. Da hatte er eine große Glaubensprüfung schon hinter sich: den Tod von Stammapostel Johann Gottfried Bischoff und damit auch die Nichterfüllung dessen Botschaft, dass Jesus noch zu seinen Lebzeiten wiederkommen werde. „Das hat mich zunächst zutiefst erschüttert“, sagte er einmal in einem Interview. Doch dann habe er sich vorgenommen: „Du machst jetzt genau das, was dein Bezirksapostel Hahn tut. – Und da war der Kampf für mich zu Ende.“
Diese unbeugsame Orientierung an seinen Vorbildern war es, die Klaus Saur auch in späteren Jahren auszeichnete. Nachdem er in den Amtsstufen Priester, Gemeinde-Evangelist und Bezirksevangelist gedient hatte wurde er 1979 zum Bischof berufen. Da gab der gelernte Industriekaufmann, mittlerweile Personalleiter eines Unternehmens in Waldshut mit an die 1500 Mitarbeitern, seinen Beruf auf, um vollständig in den Dienst der Kirche zu treten.
Autorität und Gegengewicht
Als Klaus Saur 1981 zum Apostel ordiniert und gleichzeitig mit der Betreuung des Bezirks Baden betraut wurde, war er der Jüngste im Kreise der Kirchenleitung. Während er sich zunächst an der langjährigen Erfahrung seiner Amtskollegen orientierte, gewann er selbst mit wachsender Erfahrung an Bedeutung, bis er nach 25 Jahren zu den am längsten amtierenden Bezirksaposteln überhaupt zählte.
„Er war ein ruhender Pol. Eher sogar ein konservatives Element. Aber das war auch notwendig“, beschrieb Stammapostel Richard Fehr einmal die Rolle von Bezirksapostel Saur. „Er war ein Gegengewicht zu denen, die progressiv waren. Im Kreise der Bezirksapostel war er eine Autorität, wurde anerkannt und geschätzt.“
Herausforderungen und Akzente
Wie Berge türme es sich nach seinen eigenen Worten, wenn der Amtsauftrag ihn mit neuen Herausforderungen konfrontierte und er sich mit innigem Gottvertrauen an die Arbeit machte. Und Herausforderungen gab es einige. Zum Beispiel 1984, als Bezirksapostel Saur die Leitung der Gebietskirche Hessen/Rheinland-Pfalz /Saarland übernahm – in der sehr schwierigen Phase von Auseinandersetzungen mit Vertretern der späteren Apostolischen Gemeinde Wiesbaden. Doch er wusste, die Amtsträger und Geschwister zu überzeugen und der Gebietskirche neue Orientierung zu geben.
Eine besondere Herausforderung kam auch mit dem Jahr 1995. Da übernahm Klaus Saur die Leitung der neuen Gebietskirche Süddeutschland, zu der die bisherigen Bezirke Baden, Württemberg und Bayern zusammengefasst wurden, mitsamt der Betreuung von 30 Ländern in Afrika, Südosteuropa und in der Golfregion. Hier wie dort setzte der Bezirksapostel zahlreiche Akzente – etwa den Aufbau der Öffentlichkeitsarbeit in Hessen, die Gründung des karitativen „Missionswerkes“ und der Bildungseinrichtung „Forum Fasanenhof“ in Süddeutschland oder den Bau der ersten Zentralkirchen in Schwarzafrika.
Sendungsbewusst und tatkräftig
„Überblickt man die 45 Jahre seiner Amtstätigkeit, staunt man über die gewaltige Arbeit, die geleistet wurde“, fasste Stammapostel Wilhelm Leber bei der Ruhesetzung von Bezirksapostel Saur im Jahr 2006 zusammen: „So markant wie die äußere Erscheinung ist auch seine Gesinnung: gradlinig, konsequent, erfüllt von einem tiefen Sendungsbewusstsein, innig verbunden mit seinen Segensträgern, in väterlicher Liebe den Brüdern und Schwestern zugetan, allzeit in Treue und Demut dem Herrn anhangend.“
Im Juli 2014 verstarb Klaus Saur völlig unerwartet. Bei der Trauerfeier zitierte Stammapostel Jean-Luc Schneider den Ausspruch eines Amtskollegen und übersetzte sinngemäß: „His actions spoke louder than his words – seine Taten waren größer als seine Worte.“