60 Kleinbauern bereiten sich in Kenia auf ihr erstes eigenes Volk vor – ein Bienenvolk. Wie die Apis Africana ihnen das Leben versüßen – ein Rundflug zum Weltbienentag am 20. Mai:
Vor Fressfeinden geschützt sollen die hanging hives, also die schwebenden Bienenstöcke, an Drahtseilen in Bäumen aufgehängt werden. So kommt der Honigdachs nicht von unten an die verführerisch duftenden Waben ran und Affen, die von oben auf den Kasten springen, fallen unverrichteter Dinge von dem schwankenden Bienenstock herunter.
Außerdem sollen die Bienenstöcke möglichst vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt sein und in der Nähe von Wasser angebracht sein – auch Bienen arbeiten nicht so gerne in sengender Hitze. Ein Platz im Wald bietet sich an. Hier werden auch die Pflanzen nicht chemisch gedüngt, dorthin fliegen die Bienen lieber.
NAK-karitativ, das Hilfswerk der Neuapostolischen Kirche Westdeutschland, hat in Zentralkenia in der Region Igembe an zwei Gruppen von Kleinbauern Bienenstöcke verteilt. Das ist Teil des Igembe-Projekts, das gemeinsam mit KUMEA, dem neuapostolischen Hilfswerk von Ostafrika, verantwortet wird, um gegen die durch längere Trockenzeiten verursachten Hungersnöte anzukämpfen.
Von den Ziegen zu den Bienen
Begonnen hatte das Projekt damit, dass die Bauern in Igembe zwei weibliche und eine männliche Ziege erhielten und in Ziegenhaltung und nachhaltigen Anbaumethoden, Bewässerung und Kompostnutzung geschult wurden. Inzwischen gibt es zwei neue Gruppen mit je 30 Kleinbauern. Jeder der Bauern bekommt zwei Bienenstöcke. Einen davon nutzt er oder sie mit seiner Familie privat und die anderen Bienenstöcke nutzen sie in der Gruppe gemeinschaftlich. „Es gibt Leute, die für die Hege und Pflege verantwortlich sind, andere schauen, dass die Bienenstöcke leicht zugänglich sind und machen das Gestrüpp außenherum weg, und andere wiederum sind für die Produktion und Vermarktung zuständig“, erklärt Lea König, die Junior-Projektkoordinatorin von NAK-karitativ.
Der Honigverkauf ist für die Kleinbauern eine zusätzliche Einnahmequelle, sieben bis acht Dollar bekommen sie auf dem Wochenmarkt für ihren Honig, der qualitativ hochwertiger ist als der traditionell hergestellte Honig. Das reicht für rund fünf Kilo Reis. Damit ist die Armut der Menschen zwar noch lange nicht beendet – aber ein bisschen gemildert.
Hilfe vermitteln
Beim traditionellen Honiganbau wird ein ausgehöhlter Baumstumpf oder ein dicker Ast in einen Baum aufgehängt und bei der Ernte vertreibt der Bauer die Bienen mit sehr viel Rauch. „Das hat Einfluss auf den Geschmack des Honigs, er nimmt Räucheraromen auf“, erklärt Lea König. „Außerdem: Die Bienen kommen bei dieser Erntemethode teilweise zu Schaden. Das ist bei der gemeinen Arbeiterbiene gar nicht so schlimm, aber oft wird auch die Königin des Bienenvolks verletzt, dann verschwindet das ganze Volk und kommt nicht mehr zurück.“
Deshalb sucht KUMEA vor Ort landwirtschaftliche Berater, darunter ausgebildete Imker. Diese bringen den Kleinbauern die moderne Bienenzucht bei: In einem Bienenkasten sind mehrere Rähmchen. In einigen legt die Bienenkönigin ihre Brut ab, in den anderen sammeln die Arbeiterbienen den Honig. Mit ein bisschen Rauch kann man die Bienen ablenken und dann die Rähmchen mit dem Honig entnehmen. Man entnimmt nur so viel, dass immer noch genug Honig für die Bienen bleibt.
Lea König und ihr Team sind in diesem Projekt die Mittler zwischen den lokalen Experten, den Kleinbauern und den Geldern in Deutschland. Sie finanzieren das Projekt und verwalten die Administration. „Wir sind sozusagen die Schnittstelle zwischen den Geldern der Spenderinnen und Spender, den öffentlichen Mitteln, der Projektidee und der Partnerorganisation“, erklärt Lea König.
Umweltschutz als Nebeneffekt
Mit nach Zitrone riechenden Blättern, lokalem Wein und Bier oder Bananenschalen locken die neuen Imker die Bienen in ihre Bienenkästen. Es sind übrigens die Apis Africana-Bienen, die nichts mit der Afrikanischen Killerbiene zu tun haben – eine Kreuzung zwischen der afrikanischen und der europäischen Biene, die ziemlich aggressiv ist und vielen Imkern das Leben schwer machte. Das Ziel des Projektes ist ja die Einkommensförderung der Familien. Aber dass es gleichzeitig auch die kenianischen Bienen schützt, die dort wie fast überall auf der Welt bedroht sind, ist ein positiver Nebeneffekt. Schon im Juli oder August können die Projektteilnehmer dann das erste Mal Honig ernten. Er wird wie klassischer Waldhonig schmecken, nur weniger verraucht, also wird er sich auch besser verkaufen.