Mit einem Bündel an Maßnahmen hilft NAK-karitativ den Hunger der Menschen Burkina Faso zu besiegen. Mit dem Anbau von Sesam, der Gründung von Bauerngenossenschaften und Spar- und Kreditgruppen wurde begonnen. Weitere Hilfsmaßnahmen laufen nun an …
Burkina Faso ‒ übersetzt: „Land des aufrichtigen Menschen“ ‒ ist ein westafrikanischer Staat in der Subsahara-Gegend und grenzt an Mali, Niger, Benin, Togo, Ghana sowie an die Elfenbeinküste. 1960 erreichte die ehemalige französische Kolonie „Obervolta“ ihre Unabhängigkeit, 1984 wurde sie in Burkina Faso umbenannt. 20 Millionen Menschen leben in dem Land auf einer Fläche, die etwa der Größe Deutschlands entspricht. Es ist eines der ärmsten Länder der Welt, häufig haben die Menschen weniger als einen US-Dollar am Tag zum Leben. Sie leiden unter wiederkehrenden Dürreperioden einerseits und Überschwemmungen durch Starkregen in der Regenzeit andererseits. Zusätzlich belastet die Menschen die zunehmenden Bedrohungen durch Kampf um Weideland.
Maßnahmen gegen Hunger
Mit mehreren Maßnahmen hat NAK-karitativ den Menschen in den ländlichen Regionen geholfen, ein Einkommen zu erzielen. 2013 begann es mit Maßnahmen gegen eine große Hungersnot im Südosten des Landes: Der Anbau von Sesam wurde eingeführt. Bäuerinnen und Bauern fanden eine nachhaltige Möglichkeit, etwas für ihre eigene Ernährung anzubauen. Dann wurden Bauerngenossenschaften sowie Spar- und Kreditgruppen gegründet. Gemeinsam sparten die Mitglieder etwas an, um dann aus dem Gruppenkapital kleine Kredite für ihre individuellen Einkommensaktivitäten aufnehmen zu können.
Das System funktionierte und die Gruppen konnten Vorsorge für die wiederholt auftretenden Nahrungsengpässe betreiben. Schweinefleisch ist auch in Burkina Faso beliebt ‒ 20 Prozent des Bruttosozialprodukts von Burkina Faso werden mit Nutztieren wie Schweinen, Hühnern und Fischen erwirtschaftet. NAK-karitativ legte in Burkina Faso den Fokus auf die Tierhaltung. Als guter Partner erwies sich dabei die regionale Hilfsorganisation Poteram Si Volebam; an mehreren Orten entstanden Schweinefarmen, Gemeinschaftsställe für die Geflügelzucht und Binnenteiche für die Fisch-Wirtschaft.
Schweinehaltung findet in den Dörfern zumeist nach traditioneller Methode statt: Die Bewohner kümmern sich gemeinsam um die Aufzucht, die auf einem Gemeinschaftsgelände des Dorfes geschieht. Durch die Übernahme einfacher Pflege- und Hütearbeiten haben auch Menschen mit geringen Kenntnissen die Möglichkeit, etwas Geld zu verdienen. Die „Nächte“ oder auch „heißen Tage“ verbringen die Schweine dann in kleinen, dunklen Lehmställen oder gebunden an einen Pflock. In der Schweinehaltung rund um die Stadt Bobo-Dioulasse geht es schon professioneller zu, dort werden die Schweinerassen „Korrohogo“ und „Große Weiße“ gefördert. Sie reagieren besser auf große Hitze und intensive Sonneneinstrahlung. Zudem haben sie eine schnellere Zuwachsrate und produzieren größere Würfe.
In der Stadt Dedougou wurden große Ställe gebaut sowie Landwirte ausgebildet und angestellt, die sich ausschließlich mit der Schweinezucht befassen. Ein herangezüchtetes Schwein bringt bis zu 80 Kilogramm auf die Waage. Überschüsse aus den Verkäufen werden dann an die Spar- und Kreditgruppen weitergegeben. Das so eingebrachte Vermögen wird in Form von Mikrokrediten anderen Bäuerinnen und Bauern zur Verfügung gestellt. Das System funktioniert gut, die Familien können mit dem Geld die eigene Kleintierhaltung finanzieren.
Geflügelhaltung und Fischzucht
Bevor NAK-karitativ zusammen mit seinem Partner tätig wurde, betrieb die Gruppe „Wend Naam“ bei Kedougou (etwa 100 Kilometer westlich von Ouagadougou), ihr gemeinsames Geflügelhaltungsprojekt nur nebenberuflich, um ihr spärliches Einkommen als Schweißer, Lehrer oder Kiosk-Besitzer aufzubessern. „Wir müssen unsere Kinder wegen unseres geringen Einkommens oft hungrig zu Bett schicken“, bekam der Projektleiter immer wieder zu hören. Diese Sätze sind inzwischen sehr selten geworden, denn mit der Unterstützung der Gruppe hat sich die Situation verändert.
Nach Beobachtungen des Marktes entstand die Idee, eine Geflügelzucht auf einem Grundstück im Dorf aufzubauen. Das Projekt startete mit 300 Legehennen und 30 Hähnen. Außerdem wurden Perlhühner gezüchtet. In zwölf Inkubatoren werden die Eier ausgebrütet und somit Nachschub an Küken für andere Abnehmer produziert. Die Küken-Aufzuchtstation gewinnt ihren eigenen Strom mit einer Solaranlage. Ergänzt wird die Geflügelzucht durch Gemüseanbau in der Trockenzeit.
Noch ein Blick auf den Fisch, der als Nahrungsmittel in Burkina Faso nicht auf den Tischen fehlen darf. Fischverzehr sorgt für die Eiweiße, die bei der häufigen Mangelernährung lebensnotwendig sind. Die Fischproduktion ist zudem deutlich günstiger als Fleisch. Man muss bedenken, dass Burkina Faso als Binnenstaat beim Fisch auf Importe angewiesen ist. Das ist teuer! Nachdem durch Überfischung und Verunreinigungen der heimischen Flüsse die Fischbestände rapide zurückgegangen waren, wurde jetzt mit der Bauerngruppe „La Paix“ ein Fischereiprojekt gestartet. Die Flächen zum Bau der Aufzuchtbecken sind bereits gefunden und angelegt.
Die aktuelle Situation
Alle vier Formen der Ernährungssicherung (Sesam, Schweine, Geflügel und Fisch) verlangen intensive Betreuung und Zuspruch. Die Projektrealisierung ist nicht immer einfach, da die erschwerten infrastrukturellen Bedingungen, wie unterbrochene Beschaffungsketten für Futter- und Saatgut, sinkende Grundwasserspiegel, Tierkrankheiten oder mangelhafte Impfstoffe den Kleinbauern oft große Schwierigkeiten bereiten.
Nicht jedes Projekt läuft gleich „rund“. Aus den Projekten gewonnene Erkenntnisse können auf andere Regionen in Westafrika übertragen werden. Die Corona-Pandemie hat in den westafrikanischen Ländern zu einer angespannten Ernährungssituation geführt. NAK-karitativ bereitet gezielte Hilfsmaßnahmen vor.
Das Porträt erschien zum ersten Mal in der Zeitschrift „Unsere Familie“ Ausgabe 05 | 2020.