Mit großer Sorge verfolgt Bezirksapostel Bernd Koberstein die aktuelle Lage in Niger: Bei gewaltsamen Ausschreitungen sind dort Dutzende christlicher Kirchen angegriffen oder zerstört und mindestens zehn Menschen getötet worden.
Auslöser der wütenden Proteste waren die Mohammed-Karikatur in der neuen Ausgabe des französischen Satiremagazins „Charlie Hebdo“. Nach dem jüngsten Freitagsgebet zogen aufgebrachte Muslime durch die Straßen der Hauptstadt Niamey sowie der zweitgrößten Stadt Zinder und suchten christliche Kirchen heim.
Mindestens 45 katholische und evangelische Gotteshäuser wurden geplündert, verwüstet oder in Brand gesteckt, berichtet das Hilfswerk Caritas. Außerdem seien 36 von Christen geführte Bars und Restaurants angegriffen worden. Bei den Ausschreitungen wurden am vergangenen Wochenende nach ersten Angaben zehn Menschen getötet.
Vor diesem Hintergrund hat der hessische Bezirksapostel Koberstein, der die neuapostolischen Christen in Niger seelsorgerisch betreut, seinen geplanten Besuch in Niamey abgesagt. Dem vor Ort zuständigen Bischof empfahl er, vorerst die Gottesdienste auszusetzen. So will er die Glaubensgeschwister möglichst davor schützen, Ziel von Attacken zu werden. Auf ähnliche Weise hat auch die katholische Kirche reagiert.
Niger gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Das Land galt laut Caritas bislang als ruhig, der Islam dort als gemäßigt. Die Ursachen für die gewaltigen Ausschreitungen sind nach Berichten verschiedener Tageszeitungen nicht nur im Protest gegen Mohammed-Karikaturen zu suchen, sondern auch in sozialen und politischen Spannungen.
Unterdessen berichtet das Hilfswerk Missio von dem Fall eines evangelischen Pastors, der in Zinder angegriffen wurde. Der 73-Jährige und seine Familie seien in ihrem brennenden Haus
eingeschlossen gewesen. Ihre muslimischen Nachbarn hätten das Feuer bemerkt und die Familie
gerettet.
Update: Nach jüngsten Angaben des überkonfessionellen Hilfswerkes Open Doors wurde mittlerweile die Zerstörung von 72 Kirchen, sieben christlichen Schulen, 30 Häusern von Christen und mehreren Pfarrhäusern registriert.
Foto: BOUREIMA HAMA/AFP/Getty Images