Historisches Treffen in Hilversum

Johannes Hendrik van Oosbree (1862-1946) war neuapostolischer Apostel und gilt zugleich als Gründungsvater der „Apostolischen Genootschap“ in den Niederlanden. Jetzt, nach 70 Jahren, fand ein gemeinsames Treffen beider Gemeinschaften in Hilversum statt. Apostel Peter Klene von der Neuapostolischen Kirche bezeichnet die Zusammenkunft am 17. September 2016 als historisch.

In seiner Begrüßungsansprache ging er darauf ein, dass die Kirchengeschichte in den Niederlanden von vielen Neugründungen geprägt gewesen sei. „Die Trennung der beiden apostolischen Richtungen ist für uns damals ein großes Ereignis gewesen – und doch nur eines von vielen, die die niederländischen Kirchen kennzeichnen.“ Manchmal, so der niederländische Kirchenleiter, wurden diese Trennungen „scharf wie mit einem Messer durch Familien und Ehen“ gezogen. Das hätte viel Schmerz und Leid verursacht.

Dennoch kommt er zu dem Schluss, dass „wir mit Milde zurückschauen wollen in dem Bewusstsein, dass sich viele nach bestem Wissen und Gewissen entschieden haben.“ Heute könnten wir uns in das Denken der damaligen Generationen nicht mehr hineinversetzen.

Trennung und Neugründung

Die Apostolische Sendungskirche, wie die damalige Neuapostolische Kirche in Holland hieß, lernte Johannes Hendrik van Oosbree als 16-Jähriger kennen. Apostel Friedrich Wilhelm Schwartz versiegelte ihn 1878. Sehr bald wurde er Amtsträger der Kirche und 1910 Bezirksapostel der Hersteld Apostolische Zendinggemeente.

Unter Stammapostel Johann Gottfried Bischoff entwickelte sich die Zusammenarbeit zunehmend schwierig. Etappenweise kam es zur Trennung. Es entstanden zwei Kirchen nebeneinander. Die „Hersteld Apostolische Zendingsgemeente in de Eenheid der Apostelen“ blieb die neuapostolische, und die neue Kirche, die entstand, nannte sich „Apostolische Genootschap“ – Apostolische Gesellschaft.

Zusammentreffen nach 70 Jahren

Etwa 350 Mitglieder beider Gemeinschaften kamen nun Mitte September in Hilversum zusammen, um miteinander einen Tag der Rückschau zu gestalten. Verschiedene Vorträge und Präsentationen standen unter der Überschrift „Erneuerung und Tradition in der Apostolischen Gesellschaft und der Neuapostolischen Kirche 1946-2016“. Und es wurde ein Tag, so der gastgebende Apostel Klene, der von einer angenehmen Atmosphäre geprägt war und an dem viele Begegnungen stattfanden.

Naturgemäß ist die Bewertung der Trennung beider Gemeinschaften noch immer ganz unterschiedlich. In seinem Schlusswort zog Apostel Albert Wiegman von der Apostolischen Genootschap den interessanten Vergleich, dass unter einem Mikroskop zwei Herzmuskeln, die sich unterschiedlich bewegen, wieder so zueinander gebracht werden könnten, dass sie anfangen, sich gleich zu bewegen. Damit unterstrich er, dass es noch vieles gebe, das beide Glaubensrichtungen verbindet und es sich lohne, sich näher zu kommen. „Es gibt noch viele gute Kontakte zwischen Familien aus den beiden Kirchen.“

Ein gemeinsames Chorlied beendete der Tag.

Mit weiteren Gemeinschaften im Gespräch

Damit haben wieder zwei apostolische Gemeinschaften einen Schritt aufeinander zu gemacht: Im Februar 2016 hatten sich Vertreter der United Apostolic Church of South Africa und der New Apostolic Church Cape zu ersten Gesprächen getroffen. An einer Versöhnungserklärung arbeiten derweil der frühere „Reformiert-apostolische Gemeindebund” und die Neuapostolische Kirche in Ostdeutschland.

Bereits unterschrieben wurde ein solches historisches Dokument im November 2014 mit der „Apostolischen Gemeinschaft” in Nordrhein-Westfalen. „Es ist unser Wunsch, den eingeschlagenen Weg der Versöhnung mit anderen apostolischen Gemeinschaften weiterzugehen“, hatte Stammapostel Jean-Luc Schneider diesen Schritt seinerzeit kommentiert. Weitere apostolische Gemeinschaften gibt es auch in Australien und in den USA sowie in der Schweiz, wo schon 2005 eine Versöhnungserklärung mit der Vereinigung Apostolischer Christen unterzeichnet wurde.

Stichwort: Apostolische Genootschap

Die Apostolische Genootschap ist die größte Apostelgemeinschaft in den Niederlanden. Offiziell entstand sie 1951 aus der damaligen neuapostolischen Richtung, die sich „Hersteld Apostolische Zendingkerk in de Eenheid der Apostelen“ (HAZEA) nannte. Nachdem Apostel van Oosbree gestorben war, übernahm Apostel Lambertus Slok die Leitung der jungen Glaubensrichtung. Die Trennung ging durch die Gemeinden: Etwa 26.000 Mitglieder folgten Apostel Slok, 5000 blieben beim Stammapostel. Heute bezeichnet sich die Apostolische Genootschap nicht als kirchliche Gemeinschaft, sondern sieht sich als humanistische Gemeinschaft in jüdisch-christlicher Tradition.