Wer Leid und Not erlebt, der sieht darin nicht selten eine Prüfung Gottes. Doch Gott braucht keine Prüfungen, um unseren Glauben und unsere Liebe zu ermessen, betont Stammapostel Jean-Luc Schneider und fragt: „Ja, warum denn dann?“
Es war eine internationale Gemeinde, der Stammapostel Schneider am 8. März 2015 in Skopje (Mazedonien) diente: Eingeladen waren Glaubensgeschwister aus Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Mazedonien, Serbien sowie Amtsträger aus der Ukraine. Die Predigt stand unter dem Bibelwort aus Psalm 66,10: „Denn, Gott, du hast uns geprüft und geläutert wie Silber geläutert wird.“
„Natürlich müssen wir auch auf dieser Erde noch durch vieles Leid und viele Not gehen“, sagte der Stammapostel und nannte Beispiele: Kriege oder Naturkatastrophen, aber auch Krankheit und Armut. „Wir sagen dann: ,Der liebe Gott hat eine Prüfung zugelassen.‘“ Doch was ist eine Prüfung überhaupt? Bei einem Examen etwa werde ein Schüler oder Student getestet: Weiß er genug? Kann er genug? „Das ist die Prüfung bei den Menschen. – Aber das ist nicht der Sinn der Prüfung bei Gott.“ Gott brauche keine Prüfung um zu wissen: Hat der Mensch genug Glauben? Liebt er genug? Denn Gott ist allwissend.
Warum dann überhaupt Prüfungen? Dazu machte Stammapostel Schneider deutlich: „Das Erfahren des Bösen während des Leides, während der Not kommt nicht von Gott. Wir sind krank, wir leiden unter der Ungerechtigkeit, weil wir immer noch auf dieser Erde sind. Aber Gott gibt uns die Möglichkeit, im Erfahren dieser Not gesegnet zu werden.“
Und worin besteht dieser Segen? Dazu nannte der Stammapostel fünf Punkte:
- „Im Leid gibt uns Gott die Möglichkeit, uns selbst besser kennenzulernen“: In Leid und Not erlebt man Widersprüche zum Glauben. Treue wird vielleicht nicht belohnt, man erlebt die Unvollkommenheit der Menschen in der Kirche, die Wiederkunft Christi bleibt Jahr um Jahr eine Verheißung. „Wenn wir diesen Widerspruch sehen, dann merken wir erst, wie schwach, wie groß unsere Liebe und unser Glaube ist.“
- „Gott schenkt uns Gelegenheit ihn besser kennenzulernen“: In der Not kann man erkennen das Gesundheit, Wohlergehen und Harmonie in der Familie eine Gnade Gottes ist, die man nicht verdienen kann. „Jetzt sucht man Gott im Gebet, im Gottesdienst, in der Gemeinschaft. Dann erlebt man wieder: Gott ist da!“ Und dann erlebt man die Hilfe Gottes.
- „Jetzt kann man erleben, wie Christus in uns mächtig ist“: Man erfährt Schmerz, die Konsequenzen der Sünde und die Macht des Bösen. „Jetzt muss ich kämpfen! – Jetzt will ich überwinden, was mich von Gott trennen will! – Ohne Prüfung würden wir das gar nicht lernen.
- „Wir können zu einem Segen werden für unseren Nächsten“: Leidgeprüfte können zeigen, dass man trotz Schwierigkeiten dem Herrn nachfolgen kann. Sie können diejenigen verstehen, die Mühe haben ihr Kreuz anzunehmen, weil sie es selbst so erlebt haben. Und sie können trösten und stärken.
- „In der Prüfung kann man den Wert und die Wichtigkeit der Gemeinschaft lernen“: Jetzt ist die Gemeinschaft nicht nur eine Gruppe von Geschwistern, die den gleichen Glauben haben. „Wir sehen in der Gemeinschaft die Helfer, die Gott uns geschickt hat.“
„Wir können Gott vertrauen“, betont der Stammapostel abschließend: „Weil Gott die Liebe ist, gibt er uns die Garantie, dass die Prüfung nie zu lange werden wird.“