Kirche macht nicht nur sonntags Schule
„Die Kirche hat mir eine Chance gegeben“, sagt Mohamad Agub. Er hat die Grund- und Oberschule in Kherwara (Indien) besucht. Sie gehört zu den Schulen, die die Neuapostolische Kirche rund um den Erdball unterstützt oder selbst betreibt.
Bildung ist die beste Chance auf ein besseres Leben. Doch rund 60 Millionen Kinder haben nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) weltweit nicht mal die Möglichkeit, Lesen, Schreiben und Rechnen zu lernen. Wie zum Beispiel im Südsudan: Ohne das Engagement verschiedener Kirchen gäbe es in der Hauptstadt Juba dort nur eine Handvoll statt derzeit 60 Grundschulen – und gar keine weiterführende Schule. So berichtet es das Hilfswerk NAK-Karitativ.
In die Riege dieser christlichen Schulträger reiht sich auch die Neuapostolische Kirche ein. Von 2008 bis 2012 haben die Gebietskirchen Niedersachsen und Südsudan in Jubas nordwestlichem Stadtteil Muniki etappenweise einen Kindergarten und eine Grundschule aufgebaut. Und derzeit ist ein Erweiterungsbau für 240 Schüler der Klassen neun bis zwölf in Planung.
Aus Nächstenliebe und Verantwortung
Gelebte Nächstenliebe, die Verantwortung der Institution als Teil der Gesellschaft und der Beitrag für ein friedvolles Zusammenleben: Das sind die Beweggründe für ein solches Engagement im Bildungsbereich. Bezirksapostel Charles Ndandula aus Sambia nennt ein weiteres Motiv: „Bildung vermittelt Wissen. Und gut informierte Mitglieder können viel besser ihren Teil zum Gemeinwesen und zur Kirche beitragen.“
Seine Arbeitsbereich, der die Länder Sambia, Malawi und Simbabwe umfasst, betreibt zwei Schulen: „Matenda“ und „Makapaela“ in den beiden Provinzhauptstädten Mansa (Nordsambia) und Mongu (Westsambia). Finanziert werden nicht nur Gebäude, Lehrkräfte und Lernmaterial für insgesamt sechs Grundschulklassen. Auch ein Lehrplan ist in Arbeit.
Gemeinsam mit örtlichen Partnern
Vor allem Straßenkinder besuchen die beiden Schulen, die das „Missionswerk der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland“ 2005 in Zebatah und 2008 in Tefki in Äthiopien aufgebaut hat. Über 100.000 Kinder in Äthiopien leben nach einer Schätzung des Kinderhilfswerkes UNICEF auf der Straße. Viele von ihnen sind als „AIDS-Waisen“ auf sich alleine gestellt und leben in Angst vor Gewalt, Missbrauch und Krankheiten.
Geleitet werden die insgesamt knapp 800 Schüler großen Einrichtungen von der örtlichen Hilfsorganisation „Selam Hiwot Integrated Children and Community Support Organization“. Die Baukosten wurden vollständig vom Missionswerk übernommen. Und für den Betrieb der Schulen kommt aus Süddeutschland jährlich ein Budget, aus dem zum Beispiel Lehrmittel und Lehrergehälter bezahlt werden.
Seit drei Jahrzehnten aktiv
„Escola Nova Apostólica“ nennt sich die älteste unter den neuapostolischen Schulgründungen. 1985 eröffnete die Einrichtung in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon. Gestartet mit 40 Schülern und sieben Angestellten zählt die Schule heute bis zu 500 Schüler und gut 30 Lehrkräfte.
1993 legte die deutsche Gebietskirche Nordrhein-Westfalen mit ihrer zweiten Schulgründung nach: in Kherwara im indischen Bundesstaat Rajasthan. Begonnen als Vorschule schließt sich mittlerweile der Grundschule auch die Sekundarstufe an, in der die Zehntklässler ihren Abschluss machen.
Eine Vielzahl von Projekten
Diese Schulen unter Eigenregie sind die prominentesten Beispiele für das Engagement der Neuapostolische Kirche im Bildungsbereich: Ein Vielfaches an Kinder profitiert außerdem von unzähligen Einzelaktionen oder mittelfristigen Projekten. Das reicht von finanzieller Starthilfe für Schulbusse in Bolivien über die Unterstützung bei der Gründung einer christlichen Gemeinschaftschule im ostdeutschen Gera bis hin zum Wiederaufbau einer Schule auf den Philippinen, die von einem Taifun zerstört wurde.
Entscheidend bei allen Aktivitäten ist, was Shitaye Asefa über ihre Arbeit als Lehrerin an der „Selam Hiwot School“ in Zebetah (Äthiopien) sagt: „Ich konnte Schüler dabei unterstützen, erfolgreich und engagiert zu sein.“