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Kleine Füße, tiefe Spuren

Oktober 14, 2024

Author: Simon Heiniger

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Unsichtbar bleibt oft der Schmerz, den die Eltern so tief in sich tragen: Am 15. Oktober wird der Gedenktag für Sternenkinder begangen – eine Gelegenheit, sich still an die Seite der bekannten und unbekannten Trauernden zu stellen.

Der Verlust eines Kindes ist ein unbeschreiblicher Schmerz, besonders wenn dieses Leben kaum begonnen hat. Sternenkinder – Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt verstorben sind – hinterlassen eine Leere, die für die betroffenen Eltern oft schwer zu fassen ist. Die Vorstellung, ein Leben zu begrüßen, das dann so schnell und unerwartet endet, bringt unvorstellbare Trauer mit sich. Doch gerade in dieser Dunkelheit kann der Glaube eine Quelle der Hoffnung sein.

Unsichtbarer Schmerz – bleibende Liebe

In vielen Familien bleibt der Verlust eines Sternenkindes für das Umfeld unsichtbar. Doch für die betroffenen Eltern sind ihre Kinder unvergessen. Kinderzimmer wurden bereits eingerichtet und Pläne für die Zukunft geschmiedet. Die Freude auf das Leben, das Eltern mit ihrem Kind teilen wollten kehrt sich in Trauer.

Geschieht dieser Verlust in einem frühen Stadium des Lebens, ist es möglich, dass Außenstehende diesen nie bemerken. Und so ist die Trauer der Eltern oft eine stille und einsame Trauer. Dort wo der Verlust bekannt ist, besteht oft die Schwierigkeit zu begreifen, wie sehr sich Eltern nach einem Kind sehnen können, das sie nie in den Armen halten konnten. Reaktionen wie „Das Leben geht weiter“ oder „Ihr habt ja noch andere Kinder“ sorgen für Verletzungen und verstärken das Gefühl großer Hilflosigkeit.

Wie Sterne am Himmelszelt

Für Eltern, die auf diese Art ihr Kind verloren haben, kann der Glaube oft ein Anker in stürmischen Zeiten sein. „Gott sieht das Unsichtbare, hört das Ungesagte und versteht das Unbegreifliche“ – diese Worte spiegeln den tiefen Trost wider, den der Glaube schenken kann. Auch wenn das Leben eines Sternenkindes so kurz war, wird es von Gott gesehen, gehört und geliebt.

Das deutsche Kinderlied „Weißt du, wie viel Sternlein stehen“ mag international wenig bekannt sein, doch seine Botschaft ist universell und berührend. In einfachen Worten erzählt das Lied davon, dass Gott jeden Sternlein am Himmel kennt, zählt und liebevoll bewahrt.

Hoffnung, die über den Tod hinausgeht

Die Neuapostolische Kirche vermittelt, dass der Tod nicht das Ende ist. Der Glaube an das Weiterleben der Seele nach dem Tod spendet Trost, insbesondere in Momenten tiefen Schmerzes. „Gott hat den Menschen als leibliches und als geistiges Wesen, nämlich Geist und Seele, erschaffen. Der Leib des Menschen ist sterblich, während Geist und Seele unsterblich sind“.

Neben der seelsorgerischen Begleitung durch die Kirche gibt es zahlreiche Initiativen, die Eltern von Sternenkindern auf ihrem Trauerweg begleiten. Dort können Eltern, wenn es ihnen hilft, ihre Geschichten teilen, sich austauschen und erfahren, dass ihre Trauer gesehen und gehört wird.

Ein solches Gedenken kann heilend wirken. Es ermöglicht den Eltern, ihre Kinder, die sie oft nur kurz in den Armen halten konnten, nicht zu vergessen, sondern ihnen einen Platz in ihrem Leben und Herzen zu geben.

Eine Welle des Lichtes

Der Gedenktag für Sternenkinder, der jedes Jahr am 15. Oktober begangen wird, hat seinen Ursprung in den USA und Kanada. Eine Initiative betroffener Eltern hat diesen Tag als „Pregnancy and Infant Loss Remembrance Day“ etabliert. Das Entzünden einer Kerze um 19 Uhr Ortszeit ist hierbei eine besondere Tradition. Während in einer Zeitzone das Licht wieder erlischt, wird es in der nächsten entzündet. Diese „Welle der Lichter“ symbolisiert die Verbundenheit der Menschen in ihrer Trauer.

Dieser Gedenktag soll besonders in der breiten Gesellschaft auf das Thema aufmerksam machen und im öffentlichen Raum diese unsichtbare Trauer sichtbar machen. Für die meisten der betroffenen Familien ist keine Erinnerung notwendig, die Trauer bleibt Teil ihres Lebens.

Denn: Die kleinsten Fußabdrücke hinterlassen die tiefsten Spuren.

Foto: AkuAku – stock.adobe.com

Oktober 14, 2024

Author: Simon Heiniger

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