Zeitschriften, Gesangbücher, Lehrwerke: Noch vor Frankfurt war Leipzig das Zentrum neuapostolischen Verlagswesen. Die Gemeinde, die der Stammapostel am kommenden Sonntag besucht, hat nicht nur damit Geschichte geschrieben.
Wenn neuapostolische Christen gefragt werden, wo der Kirchenverlag sein Zuhause hat, dann sagen sie „in Frankfurt“ – oder seit dem Umzug „in Neu-Isenburg“. Doch das war nicht immer so. Denn der Bischoff-Verlag hat einen Vorgänger – vor rund 100 Jahren, Leipzig.
„Neuapostolischer Verlag“ nannte sich das Unternehmen, das zeitweise in den Räumen der Gemeinde Leipzig-Mitte untergebracht war. Ab 1908 erschienen hier Zeitschriften wie die „Neuapostolische Rundschau“ und die „Wächterstimme aus Zion“, Bücher wie „Fragen und Antworten“ oder „Alte und Neue Wege“ sowie das erste neuapostolische Gesangbuch und das Gemeinde-Adressbuch.
Bruch und Versöhnungsprozess
Der Neuapostolische Verlag wurde zu einem der Konfliktfelder in der Auseinandersetzung zwischen Stammapostel Hermann Niehaus und dem Leiter des Apostelbezirks Dresden, Apostel Carl August Brückner. Aufgrund wachsender Differenzen in der Lehrauffassung entließ das Apostelkollegium 1921 den Apostel Brückner und weitere sächsische Amtsträger und schloss sie aus der Neuapostolischen Gemeinde aus. Diese gründeten den „Reformiert-apostolische Gemeindebund“, der sich Mitte der 90er Jahre der „Apostolischen Gemeinschaft“ anschloss.
Bis heute ist dieser Bruch nicht bewältigt. Allerdings treffen sich beide Seiten mittlerweile zu Versöhnungsgesprächen. Eine gemeinsame Versöhnungserklärung steht unmittelbar bevor. In der Presseerklärung heißt es dazu vielversprechend: „Beide Seiten stimmen darin überein, dass in einem nächsten Schritt die Gestaltung der Versöhnungsfeierlichkeit abgestimmt werden soll.“
Wachstum und Wiederaufbau
Stammapostel Jean-Luc Schneider kommt am 7. August also in eine geschichtsträchtige Gemeinde. Deren Anfänge reichen bis in das Jahr 1894 zurück. Stammapostel Friedrich Krebs gründete sie damals. Von hier ging die Lehre in die Breite: Nach Halle, Schkeuditz und Dresden. 1911 begann im Frühjahr der Bau der Leipziger Hauptkirche in der Sigismundstraße. Dort steht sie heute noch. Sie wurde am 9. Juni 1912 durch Stammapostel Hermann Niehaus geweiht. 1922 entstand der Apostelbereich Leipzig. Wachstum war angesagt. Allein in den Jahren 1927 bis 1934 gingen in der Stadt Leipzig fünf weitere Gemeinden aus der Gemeinde Leipzig-Mitte hervor.
Dann kam der Zweite Weltkrieg. Bomben fielen auf die Stadt. Auch die Leipziger Hauptkirche wurde getroffen: 1943 getroffen – im selben Monat wieder hergerichtet. 1944 getroffen – wieder hergerichtet. 1945 getroffen –1949 wieder aufgebaut. 1950 kommt die Jehmlich-Orgel ins Kirchenschiff. 1994 wird sie erneuert: Drei Manuale und Pedal für 35 Register mit 2422 Pfeifen.
Heute zählt die Gemeinde über 700 Mitglieder, wovon etwa die Hälfte aktiv ist. Ihnen stehen 35 Amtsträger in der Seelsorge zur Seite. Damit ist Leipzig die größte Gemeinde im gleichnamigen Kirchenbezirk, dem über 3000 neuapostolische Christen angehören.
Freude in der Familie Nehrkorn
Ein Name ist fest mit Leipzig verbunden: Nehrkorn. 17 Jahre lang war Fritz Nehrkorn Bezirksapostel und leitete die Gebietskirche Sachsen/Thüringen. Am 16. Juni 2002 trat er mit 67 Jahren in den Ruhestand. Insgesamt 50 Jahre war er Amtsträger der Kirche. Am 12. August 1956 heirateten Liselotte und Fritz Nehrkorn. Stammapostel Schneider wird dem Paar am kommenden Sonntag den Segen zum diamantenen Ehejubiläum spenden.