„ICH BIN“ heißt das Pop-Oratorium, das beim Internationalen Jugendtag 2019 erstmals in Englisch auf die Bühne kommt. Übersetzt hat das Werk Jeremy Dawson. Die Lehre seiner Lebensgeschichte: „Gott gibt zuerst und fragt dann.“
„Ich freue mich, bei so etwas Großem wie dem Pop-Oratorium dabei zu sein. Die Begeisterung der Jugend, die ich dabei erlebe, inspiriert mich“, berichtet der Priester aus London (Vereinigtes Königreich). Innerhalb von nur sechs Wochen schaffte er die Übersetzung. „Wie das in so kurzer Zeit möglich war, kann ich nur mit einem Wort erklären: Jesus. Er war dabei.“
Jeremy wurde in eine neuapostolischen Familie geboren. Als seine Mutter die Leitung eines Altenheims in Ipswich im Osten Englands übernahm, zog die vierköpfige Familie in die Dienstwohnung. „Mein Vater war Priester und hielt Gottesdienste in unserem Wohnzimmer. Für mich war das Kirche. Wir waren eine Gemeinde mit vier Personen.“
Als eine große neuapostolische Familie aus den USA zuzog, fanden die Gottesdienste in einem größeren Zimmer des Altenheims statt. Dadurch wurden die Bewohner des Altenheims neugierig und einige wollten sich taufen und versiegeln lassen. „Mein Glaube wurde durch diese besondere Gemeinde gestärkt.“
Mit dem Vertrauen auf Gottes Hilfe
„Im Altenheim stand ein altes Klavier, welches niemand mehr haben wollte. Um die Tasten zu drücken brauchte ich zwei Finger“, grinst Jeremy, der damals etwa sechs Jahre alt war. „Eines Tages sah mich mein Vater am Klavier sitzen und zeigte mir, welche Taste welchen Ton erzeugt.“
Colin Dawson war Berufsmusiker gewesen: als Saxophonist in der Militärkapelle der „Grenadier Guards“, eines der Leibregimenter der Königin. Für seine Familie hatte der Vater diesen Beruf aufgegeben und arbeitete als Taxifahrer. „Ich habe erst viel später davon erfahren, dass er das Instrument verkauft hatte – damit die Familie im Winter heizen konnte.“.
„Als ich 14 Jahre alt war, fragte mich unser Bezirksevangelist, ob ich zur Ruhesetzung des Bezirksältesten ein Lied komponieren könne“, berichtet er von seinen Anfängen als Komponist. „‚Ich?‘, fragte ich erstaunt zurück. Doch mit der Überzeugung, dass Gott helfen werde, setzte ich mich noch am gleichen Tag ans Klavier und komponierte zum Lieblingspsalm des Bezirksältesten ein Lied.“
Zwei Jahre später war er erneut als Komponist gefragt. Dieses Mal sollten es zwei Stücke für den Stammapostelgottesdienst zur Jahreswende in London sein. „Als Stammapostel Richard Fehr davon erfuhr, dass ein Jugendlicher die ihm unbekannten Lieder geschrieben hatte, wollte er mich kennenlernen und rief mich zum Altar“, sagt Jeremy.
Auf die Probe gestellt
Im Alter von 18 Jahren begann Jeremy Dawson sein Musikstudium an der Hochschule in London. „Ich fühlte mich sehr wohl unter vielen Jugendlichen. Das Studentenleben in der Hauptstadt machte mir Spaß. Das war Highlife“, berichtet Jeremy.
In der Zeit gehörte er der Londoner Hauptgemeinde an und diente dort als Diakon. „Es gab eine Phase, da habe ich mich gefragt, ob ich mich für die Zeit meines Studiums beurlauben lasse, um mehr Zeit zu haben. Ich habe viel gebetet und in der Bibel gelesen und kam zu der Antwort, dass das Diakonenamt Freude und einen starken Glauben bringt – so wollte ich daran festhalten.“
Und das blieb auch so, als er in der sehr kleinen Gemeinde Ilford mithelfen sollte und dazu zwei Mal in der Woche fast zwei Stunden An- und Abreise bewältigen musste. Doch Diakon Dawson nahm dies gerne auf sich, da er der festen Überzeugung war und ist: „Gott hat mich gerufen.“ In der neuen Gemeinde fand er sein zweites Zuhause.
Inspiration aus Glaube und Gemeinschaft
In der Gemeinde London lernte Jeremy vor rund 20 Jahren seine Frau Ruth kennen, eine gebürtige Deutsche. Als die Kinder kamen, sprach die Mutter mit ihnen Deutsch. Der zweifache Vater nutzte die Gelegenheit, zusammen mit seinen Kindern diese Sprache zu lernen. So wurden die Weichen für Jeremys Einsatz beim Pop-Oratorium gestellt.
Der inzwischen zum Priester ordinierte Dawson übernimmt in der Kirche vielfältige Aufgaben: Als Religionslehrer und Bezirkskinderbeauftragter macht er sehr gerne mit den Kindern Musik, er spielt Orgel und Klavier, wirkt in einem Musikgremium mit und komponiert Lieder. „Mein Glaube, die Gottesdienste und die Gemeinschaft mit Glaubensgeschwistern sind Quelle meiner Inspirationen. Und worauf es mir ankommt, ist, den Menschen durch die Musik Gott näher zu bringen.“
Im Rückblick auf manche Erfahrungen ist Jeremy fest davon überzeugt: „Wenn Gott einen Menschen für irgendetwas braucht, gibt er immer die Möglichkeiten, die Werkzeuge und die Zeit, damit man später die gestellte Aufgabe auch meistern kann. Der liebe Gott gibt zuerst und fragt dann und fordert von uns nur das, was uns möglich und was gut für uns ist.“
Eine ausführliche Version dieses Portraits findet sich in der Ausgabe 22/2018 der Zeitschrift „Unsere Familie“.