Website-Farbe:

apostles.today seasons.today world.today

Nur mit dem Herzen singt man gut

Mai 18, 2016

Author: Andreas Rother

Print
Anhören

Wenn sie nicht grad proben, dann singen sie. Und das mit der richtigen Mischung aus Talent, harter Arbeit und umwerfender Herzlichkeit. Streifzug durch ein verlängertes Wochenende mit Chorkindern aus Kapstadt.

Wer den musikalischen Tausendsassa Sigi Hänger kennt, der weiß, wie Fröhlichkeit ausschaut. Doch jetzt: „Ich bekomme das Grinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht“, sagt er nach seiner Zeit mit einer Abordnung des Cape Town Children Choir aus Südafrika. Zehn Mädchen und zwei Jungs im Alter von 10 bis 14 Jahren waren aus Anlass des Pfingstreffens 2016 zu Gast in Deutschland.

Wiedersehen am Flughafen: Lee-Jeandre und Neléne kennen sich aus dem Winter 2014. Elf Tage waren da 120 junge Sängerinnen und Sänger aus Kapstadt auf Deutschland-Tournee gewesen. Seitdem haben die beiden Freundinnen Kontakt gehalten – per WhatsApp natürlich. Um so glücklicher sind sie jetzt, sich im wirklichen Leben wiederzutreffen.

Probe gerät zum Auftritt

Untergebracht sind die Kinder in einer Jugendherberge in Limburg. Dort haben sie bereits während des Probenvormittags am Freitag ihren ersten – eher unfreiwilligen – Auftritt. Dirigentin Anthea Rohde sucht ein Stück zum Einsingen und summt eine Melodie, die ihr gerade in den Sinn kommt. Sigi Hänger am Klavier steigt mit ein und auch die Chorkinder legen los – dreistimmig, aus dem Stegreif.

Was da musikalisch abgeht, heißt „Love yourself“ und stammt von Justin Bieber. Deshalb wird es plötzlich unruhig an der Tür zum Probensaal. Dort drücken sich nun etwas ältere Teenies einer Schulklasse herum, die ebenfalls in der Jugendherberge untergebracht sind. Immer wieder streckt jemand seine Hand durch den Türspalt, um mit dem Handy diesen coolen Chor zu filmen.

Sprudelwasser macht Spaß

Den ersten echten Auftritt haben die jungen Südafrikaner am Freitagabend in der Gemeinde Gießen-Süd. Dort bestreiten sie ein komplettes Konzert zusammen mit dem Kinderchor des Bezirks und dem Kinderorchester, das Beate Lindemann leitet.

Die Glaubensgeschwister dort verköstigen die Nachwuchsmusiker aufs Beste. Worüber sich die Gäste aber am meisten freuen, ist ein Getränk: stilles Wasser. „Die Kids fanden es total schräg, dass wir hier sprudeliges Wasser trinken“, amüsiert sich Sigi Hänger über „die kleinen kulturellen Unterschiede“. Doch die Kinder wissen sich zu helfen: Wenn es Sprudel gibt, dann schütteln sie halt ihre Flaschen, bis das Blubbern weg ist …

Vom Herzen über die Stimmbänder ins Gesicht

Bei den Proben am Samstagvormittag – für das abendliche Konzert – läuft Dirigentin Anthea Rohde zur Hochform auf. Für den gemeinsamen Vortrag bringt sie den deutschen Kindern die Grundregeln der Cape-Chöre bei, berichtet Sigi Hänger: „Singt nicht mit euren Stimmen, sondern mit euren Herzen.“ Und: „Was in euren Herzen ist, das muss raus auf euer Gesicht.“

Tränen gibt‘s, als den Kindern klar wird, wo sie am Abend auftreten würden – im äußerst gediegenen Theatersaal-Ambiente des Wiesbadener Kurhauses. „So ein wunderschöner Saal – welche eine Ehre, dort auftreten zu dürfen“, freuen sich vor allem die Mädels.

Natürlich ist das Konzert der Höhepunkt der Reise. Doch ebenso begeistert berichten die Kinder von dem Treffen mit dem Stammapostel, nein, den Stammaposteln, mit Jean-Luc Schneider und seinem Vorgänger Wilhelm Leber.

Botschaft vor Leistung

Von den südafrikanischen Kindern könnten europäische Musiker durchaus noch lernen, meint Sigi Hänger. Beeindruckt hat ihn etwa die Stückeauswahl für das Konzert: „Die haben nicht ihr spektakulärstes Stück ausgesucht, sondern das Lied, das am besten zum Thema passt.“ Botschaft vor Leistung, dieser Grundsatz sei in Deutschland hier und da aus dem Blick geraten, bestätigt er.

Die jungen Gäste sind mittlerweile wohlbehalten zu Hause angekommen. Doch der Kontakt zu den deutschen Kindern bleibt. Lee-Jeandre und Neléne haben sich noch besser kennengelernt und wissen: „Wir haben eine wirklich starke Beziehung zueinander.“

Und es sind jede Menge neuer Freundschaften entstanden, die natürlich gepflegt werden wollen: „Wir haben eine riesige WhatsApp-Gruppe gegründet.“ Aber: „Ich bin da mittlerweile raus“, lacht Sigi Hänger: „Hunderte von Nachrichten am Tag, das hält man doch nicht aus …“

Mai 18, 2016

Author: Andreas Rother

Print