Pfingsten – ein Fest der Gemeinschaft und der Verständigung
Eine Woche der Vorfreude hat begonnen – es geht dem Höhepunkt des neuapostolischen Kirchenjahres entgegen: Was geschah an Pfingsten? Welche Bedeutung hat dieses Fest für uns Christen? Eine Betrachtung in zwei Teilen.
Pfingsten war früher im jüdischen Kalender das so genannte schawuot (Wochen), ein jüdisches Erntedankfest. Auf Griechisch hieß das pentekostē hēméra – der 50. Tag. Nach dem mosaischen Gesetz sollte das Fest der Wochen sieben Wochen und einen Tag nach dem Passah gefeiert werden (3. Mose 23,15.16) – heute würden wir sagen: 50 Tage nach Ostern.
Etabliertes Fest mit neuer Bedeutung
Damit war dieser Feiertag zurzeit Jesu vom Inhalt bekannt, im Ablauf des Kalenders etabliert und von seiner Bedeutung her herausragend. Es war eines von drei Festen, zu denen jeder männliche Israelit vor dem Herrn erscheinen sollte (2. Mose 23,14-17). Opfergaben waren jeweils zwei Brote, die aus den zuerst geernteten Ähren gebacken worden waren.
Nach der Himmelfahrt Jesu Christi gab Gott diesem Tag einen gänzlich anderen Bezug: Es fand die Ausgießung des Heiligen Geistes statt – der Tröster kam zu den Glaubenden. Dies hatte der Gottessohn bereits vorausgesagt: „Und ich will den Vater bitten, und er soll euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit: den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr kennt ihn; denn er bleibt bei euch und wird in euch sein“ (Johannes 14,16.17).
Ein bleibendes Geschehen
Er wird bleiben und in euch sein, hatte Jesus zu seinen Jüngern gesagt. Welch ein Unterschied zu der Auffassung von früher – der immerwährende Empfang des Heiligen Geistes. Er …
- ist der Tröster, der nach der Himmelfahrt Jesu sicherstellt, dass seine Lehre, das Evangelium, wachgehalten wird (Johannes 14,26).
- zeugt von Christus (Johannes 15,26).
- ist der Geist der Wahrheit, der immer tiefer in die Wahrheit eindringt und Zusammenhänge offenbart, die Christus seinen Aposteln vorher nicht erschlossen hatte (Johannes 16,12-14).
Ein Brausen vom Himmel
Was dann am Pfingsttag, am zehnten Tag nach der Himmelfahrt Christi, am fünfzigsten nach seiner Auferstehung geschah, schildert das zweite Kapitel der Apostelgeschichte sehr anschaulich: „Und als der Pfingsttag gekommen war, waren sie alle an einem Ort beieinander. Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen; und sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.“
Dieses Brausen, das Getöse vom Himmel, blieb nicht verborgen. Eine große Menge Neugieriger hatte sich versammelt: Juden, zufällige Passanten, Touristen, Festtagsteilnehmer aus aller Herren Länder. Was sie hörten, löste Erschrecken und Staunen in ihnen aus: Die Jünger Jesu, Männer aus Galiläa, sprachen plötzlich in der jeweiligen Muttersprache der Zuhörer!
Ein Wunder der Verständigung
Heilsgeschichtlich wird das Pfingstwunder oft als Gegenbild zur Sprachverwirrung beim Turmbau zu Babel verwendet. Damals hatte der Herr beschlossen, dass die Menschen, die bis dahin die gleiche Sprache sprachen, einander nicht mehr verstehen konnten und sich in alle Länder zerstreuten. Nun waren aus vielen Ländern Menschen mit unterschiedlichen Sprachen zusammengekommen, und sie alle konnten verstehen, was der Geist Gottes ihnen mitteilte.
Insofern ist das Pfingstgeschehen ein klarer Beleg dafür, dass die frohe Botschaft, das Evangelium von Jesus Christus, für alle Menschen in allen Sprachen bestimmt ist und von jedermann, unabhängig von Abstammung, Bildung oder Kultur, erfasst und geglaubt werden kann. Von daher ist Pfingsten auch ein Fest der Verständigung!
Doch die Bedeutung des Pfingstfestes geht weit über dieses Wunder hinaus. Darum dreht sich der zweite Teil unserer Betrachtung, der morgen auf nac.today erscheint.
Foto: Jessica Krämer