Hand in Hand helfen: So engagieren sich neuapostolische Gemeinden seit Monaten in der Flüchtlingshilfe – zumeist gemeinsam mit anderen Christen, Initiativen und Organisationen. Infrastrukturelle Unterstützung kommt zunehmend auch aus der Kirchenleitung.
Drei Dinge haben Daniela Plugge aus Hagen in Norddeutschland und Torsten Hausdorf aus Lauchhammer in Ostdeutschland gemeinsam: Beide sind neuapostolisch, in der Flüchtlingshilfe aktiv und bekleiden darin seit Kurzem offizielle Funktionen. Sie arbeitet auf staatlicher Ebene, er auf kirchlicher Seite.
Zwei Helfer von vielen
Daniela Plugge ist Integrationsbeauftrage ihres Heimatortes, Torsten Hausdorf ist Beauftragter für Flüchtlingshilfe der Gebietskirche Berlin-Brandenburg. Für den Evangelisten begann das Engagement mit persönlichem Kontakt zu Flüchtlingen. Für die dreifache Mutter waren die tödlichen Schiffsunfälle im Mittelmeer der Auslöser ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit.
Das sind nur zwei von vielen Glaubensgeschwistern, die christliche Nächstenliebe in die Tat umsetzen: Manche packen beim Transport und der Verteilung von Hilfsgütern mit an, wie Jugendliche aus Charlottenburg oder Geschwister in Bergheim. Andere organisieren Sachspenden wie Lebensmittel (Herzogenrath), Haushaltswaren (Oberhausen), Hygieneartikel (Bremen) und vor allem Kleidung (Calden, Trier).
Spendensammeln im Verbund
Weit verbreitet sind Benefiz-Märkte: wie etwa in Dortmund, Wössingen, Berghausen, Karlsruhe oder Hohenlimburg. Hoch im Kurs stehen auch Wohltätigkeitskonzerte, wie sie in Breckerfeld und Münster bereits stattgefunden haben und quer durch die Republik, beispielsweise in Baunatal, Heidelberg und Marburg für diesen Herbst, noch anstehen.
Die so eingesammelten Spenden gehen zumeist an Hilfswerke wie die katholische Caritas oder die evangelische Diakonie und an Organisationen wie „Amnesty International“ oder „ Bundesverband Pro Humanitate“. Zusammenarbeit ist auch angesagt in den lokalen Arbeitskreisen zum Beispiel in Eberbach, Heimsheim, Kempten, Leonberg, Lippoldsweiler, Unterbrüden und Weissach am Tal.
Auch persönliche Zuwendung zählt
Mindestens ebenso wertvoll wie materielle und praktische Unterstützung ist menschliche Zuwendung. Beispiele gibt’s in Weimar (Spiele- und Bastelnachmittag) oder Neckarsteinach (kulinarischer Begegnungsabend). Dazu gehört auch das Lehrer-Ehepaar in Pension, das die persönliche Patenschaft für einen 19-jährigen Flüchtling übernahm.
Ebenso wie die Glaubensgeschwister ein Spiegelbild für die Hilfsbereitschaft in der Gesellschaft sind, so zeigt sie hier auch die Kehrseite: Angst vor dem Fremden und Sorge ums eigene Wohlergehen finden sich ebenfalls in glaubensorientierten Diskussionsrunden der sozialen Netzwerke.
Gebietskirchen setzen Zeichen
Wie sehr Fremdenfeindlichkeit dem christlichen Glauben zuwider läuft, hat Stammapostel Jean-Luc Schneider schon mehrfach deutlich gemacht – etwa beim jüngsten Gottesdienst in Luxemburg: „Man kann Gott nicht dienen und den Nächsten verachten. Der Nächste ist der Fremde.“ Klar äußern sich dazu die Bezirksapostel in Rundschreiben an die Gemeinden – wie Rainer Storck („stellen uns gegen jede Form von Fremdenfeindlichkeit“), Rüdiger Krause („an ausländerfeindlichen Diskussionen nicht beteiligen“) oder Wilfried Klinger („treten Parolen der Diskriminierung entgegen“).
Zeichen der Solidarität mit den Flüchtlingen setzen die Gebietskirchen auch selbst: Berlin-Brandenburg will einen erheblichen Teil des Erntedankopfers weitergeben. Süddeutschland hat die Flüchtlingshilfe zum Förderschwerpunkt 2015 seines Hilfswerkes erklärt und teilt jedem Kirchenbezirk bei Bedarf eine Spendensumme zu. Und Norddeutschland, Berlin-Brandenburg und Nordrhein-Westfalen haben den Behörden ehemalige Kirchen zur Nutzung angeboten.
Eins ist den Kirchenleitern ganz wichtig: Die Flüchtlingshilfe darf nicht der Missionierung dienen. Im Vordergrund steht die praktizierte Nächstenliebe. So sehen es auch die Helfer in den Gemeinden, wie Luisa Helmeke, einer der Jugendlichen aus Charlottenburg: „Wir können mit einem kleinen bisschen Verzicht Menschen helfen, die selbst auf alles verzichten müssen, um ihr Leben und das ihrer Kinder zu retten.“