Save our Children: Zum Weltkindertag 2019
Brauchen Kinder einen eigenen Gedenktag? Die Vereinten Nationen bejahen das und tatsächlich: Den Kindern gehört nicht die Welt, obwohl sie es eigentlich sollte. Nachdenkliche Anmerkungen wider den Trend.
Der Weltkindertag steht immerhin in 145 offiziellen Regierungskalendern. Er ist ein Termin, der an die Bedürfnisse und Rechte von Kindern erinnern soll. Die Vereinten Nationen haben dafür den 20. November jeden Jahres eingetragen – das ist der Tag, an dem 1989 die UN-Vollversammlung die Kinderrechtskonvention verabschiedete. „Haben Kinder denn Rechte?“, fragen die Großen. „Ja klar haben wir das“, antworten die Kleinen. „Und warum sollen wir dann daran erinnern?“ – „Weil wir nicht wollen, dass ihr das vergesst! Vergesst nicht: Noch immer stirbt alle zehn Sekunden ein Kind an den Folgen von Hunger: 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, tot.“
Ein Recht auf Kindheit
Welche Rechte sind das? Da fallen gleich mehrere ins Gewicht: Das Recht auf Kindheit zum Beispiel. Zwar sind die Zeiten der Kinderarbeit weitgehend geächtet, abgestellt sind sie aber noch nicht. Kinderhände, die zu früh zum Lebensunterhalt beitragen, haben zu wenig Zeit für Wichtigeres, für das Spielen etwa. Spielende Kinder dürfen im dritten Jahrtausend kein anachronistisches Gemälde einer romantisierenden Vergangenheit sein. „Kinder ins Museum“ – welch schreckliche Idee! Immer noch, so schätzt die UNICEF, werden zehn Prozent der Kinder zu einer ausbeuterischen Arbeit gezwungen – in Kupferminen unter Tage, in Textilfabriken, die ihren Namen kaum verdienen, auf Kakaoplantagen. Erwachsene wären zu teuer – und die Kunden in den Abnehmerstaaten wollen lieber günstige Produkte. Ein Teufelskreis!
Auch das Recht, nein sagen zu dürfen ist für das ganze Leben identitätsstiftend. Ein Kind, das immer nur zustimmt, hat keine eigene Meinung. Erst durch ein klares Nein wird es zur Persönlichkeit. Und solch ein Nein muss noch nicht einmal begründet sein, um zu gelten. „Nein ist nein“ – Punkt. Wer aber Kinder zur Mitsprache und Mitbestimmung erziehen will, muss sie auch bestimmen lassen. Ein Kind, das nein sagen darf, sagt ja zu sich selbst.
Was Kinder brauchen
Was Kinder wirklich brauchen,
- sind Freunde, Ratgeber, Lehrer, die Zeit für sie haben und ihnen zuhören.
- sind Orte der Geborgenheit, die Frieden und Schutz garantieren.
- sind Träume, die dann und wann Wirklichkeit werden. Wenn Träume fliegen lernen, lohnt sich die Reise zum Horizont.
Kinder brauchen wohlwollende Menschen, die großzügig sind ohne beliebig zu sein, die sich für ihre Welt interessieren ohne sie andauernd zu bemäkeln, die sich kleinmachen können, um mit den Augen des Kindes zu sehen. Nur so und nicht allein durch Gesetze oder behördliche Anordnungen werden Kinderrechte zu Rechten, nicht nur zu Pflichten.
Hände sollen segnen, nicht wehren
Achtung: Manche Kulturen schließen die Kindermeinung aus. Das gilt auch für viele Kulturen der heutigen Zeit. Zwar steht alles schwarz und weiß nachlesbar auf Papier, doch sieht die Wirklichkeit häufig anders aus. Für das christliche Glaubensbekenntnis setzte Jesus Christus den Maßstab: „Da wurden Kinder zu ihm gebracht, dass er die Hände auf sie legte und betete. Die Jünger aber fuhren sie an. Aber Jesus sprach: Lasset die Kinder und wehret ihnen nicht, zu mir zu kommen; denn solchen gehört das Himmelreich. Und er legte die Hände auf sie und zog von dort weiter“ (Matthäus 19,13-15). Das gilt kulturunabhängig.
Solange noch ein Kind in den Kupferminen arbeiten muss, brauchen wir den Weltkindertag. Solange es noch Große gibt, die ein Nein aus Kindermund als billig oder überflüssig sanktionieren, brauchen wir diesen Gedenktag.
Aus der Bibel Der Rangstreit unter den Jüngern (Matthäus 18,1-5):
„Zu derselben Stunde traten die Jünger zu Jesus und sprachen: Wer ist nun der Größte im Himmelreich? Und er rief ein Kind zu sich und stellte es mitten unter sie und sprach: Wahrlich, ich sage euch: Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. Wer nun sich selbst erniedrigt und wird wie dieses Kind, der ist der Größte im Himmelreich. Und wer ein solches Kind aufnimmt in meinem Namen, der nimmt mich auf.“
Foto: Susanne Dietmann / Kindermissionswerk