„Die Zukunft der Kirche gestalten“, das gelingt dem, der junge Christen für kirchliches Handeln gewinnt – sagt Stammapostel Schneider. Gedanken über Herausforderungen, Möglichkeiten und eine Win-Win-Situation.
Seelsorge ist zumeist spannend, anspruchsvoll und im positiven Sinne ‚unkalkulierbar‘. Diesbezüglich gibt es vermutlich keine Unterscheidung in der Seelsorge bei Heranwachsenden oder Altgewordenen, bei gesunden, kranken und sterbenden Glaubensgeschwistern. Und doch hat die Seelsorge auch immer etwas Eigenes; so auch bei jungen Menschen.
Doppelt herausfordernd: Leben und Glauben
Für die Seelsorge gibt es unterschiedliche Ansätze; einer von ihnen lautet – nach altem pädagogischem Grundsatz – den anderen dort „abzuholen“, wo er gerade ist. Aber wo befindet sich der jugendliche Mensch, der im Heranwachsen manches Mal selbst nicht weiß, wo sein Platz ist? Schließlich werden „eigene Lebensziele und Lebensmaßstäbe“ gesucht und „bestehende Werte und Normen des Umfeldes kritisch hinterfragt“, so der Katechismus der Neuapostolischen Kirche (KNK) in Kapitel 12.4.2.1. Diese Phasen des Großwerdens, der ganz normalen Entwicklung aber auch des Umbruchs sind prädestiniert für Begleitung und Seelsorge.
Dazu kommen für junge Glaubende weitere Herausforderungen: Insbesondere in der industrialisierten Welt geraten sie zunehmend „in das Spannungsfeld zwischen den Maßstäben des Evangeliums und mannigfachen religiösen und ethischen Anschauungen einer in vielen Teilen zunehmend säkularisierten Gesellschaft: Die Jugendlichen erleben, wie der christliche Glaube zurückgedrängt wird und die Kirchen an Bedeutung verlieren; zunehmend gelten Kirchen als anonyme Institutionen und werden als moralische Instanz nicht mehr akzeptiert“ (KNK 12.4.2.1).
Ganz einfach: authentisch bleiben und lieben
Seelsorge bietet dem Nächsten Herz, Auge und Ohr, begleitet und unterstützt. Dabei hilft der Grundsatz von Apostel Paulus: „Den Juden bin ich wie ein Jude geworden, damit ich die Juden gewinne. Denen unter dem Gesetz bin ich wie einer unter dem Gesetz geworden – obwohl ich selbst nicht unter dem Gesetz bin –, damit ich die unter dem Gesetz gewinne“ (1. Korinther 9,20). Das bedeutet nicht Schauspielerei, Anbiederung oder Kopieren. Es meint, sich in die Lebenswelt des Nächsten zu begeben, zu verstehen und ihn wertzuschätzen – das schafft Nähe, Verständnis und Grundlage für Seelsorge.
Jesus Christus hat in seinem Zugehen auf den jungen, reichen Mann beispielhaft gehandelt (Markus 10):
- Jesus suchte aktiv den Kontakt. Seine Zuwendung galt unabhängig vom späteren Ergebnis.
- Jesus antwortete auf Fragen und gab Orientierung. Er blieb dem Nächsten keine Antwort schuldig.
- Jesus blieb authentisch. Er predigte nicht nur, sondern lebte vor, was er lehrte.
Vielfältig: Ausbildung und Möglichkeiten
Jugend-Seelsorger werden vielfach ausgebildet und unterstützt. Die Gebietskirchen bieten dazu spezielle Fortbildungen, so beispielsweise in Europa. Virtuell werden Jugendleiter und Lehrkräfte mit Themen des Jugendprogramms in Nordamerika geschult. Die Angebote sind weltweit vorhanden und an die jeweiligen Rahmenbedingungen angepasst. Kirchenverwaltungen und Apostel vor Ort bieten Auskunft.
Anlass für Seelsorge bieten regelmäßige Gespräche, aber auch der gemeinsame Austausch in Jugendstunden, Jugendgottesdiensten, Jugendfreizeiten und Jugendtage. Und ja, in der Corona-Pandemie gibt es Einschränkungen – aber auch neue Möglichkeiten. Das Kontaktverbot lässt vielerorts neue Formate entstehen: Über Jugendstunden per Webcam in den Niederlanden und in Deutschland berichtete nac.today bereits.
Seelsorge anzubieten oder auch Seelsorge nachzufragen – beides kann Aufgabe sein. Der Start in die Seelsorge, das Aufeinanderzugehen ist nicht ausschließlich dem Seelsorger vorbehalten.
Mehrfacher Nutzen: starke Persönlichkeiten und starke Kirche
Seelsorge begleitet, unterstützt und stärkt. Jugendliche dürfen Gemeinschaft erleben und „in den Werten des christlichen Glaubens gefestigt und für sie begeistert werden“; das schaffe ihnen „Entscheidungsgrundlagen in ihrer Lebensführung“ (KNK 12.4.2.2) – für den Alltag und den Glauben. Glaubensstarke und verantwortungsbewusste Persönlichkeiten – dazu will seelsorgerische Betreuung verhelfen.
Dass sich Jugendseelsorge auch für die Kirche selbst lohnt, darauf machte Stammapostel Schneider vor einiger Zeit bereits aufmerksam: „Wer heute die jungen Menschen für das kirchliche Handeln gewinnt, gestaltet die Zukunft der Kirche. Heute werden die Standards der Kirche von morgen definiert.“ Und dazu gehöre auch, dass die jungen Glaubenden einmal auf den Seelsorger zugehen: „Deshalb sage ich euch, liebe junge Geschwister, seid anspruchsvoll, wenn es um die Kirche geht, und verlangt nur das Beste.“
Foto: Oliver Rütten