Spotlight 14/2018: „Treubleiben, auch wenn`s schwierig wird“ – über die Dennoch-Treue
Was tun, wenn es einmal schwierig wird? Den Kopf in den Sand stecken? Aufgeben? Die Treue aufkündigen? Bezirksapostel Jürg Zbinden aus der Schweiz empfiehlt die „Dennoch-Treue“.
Kürzlich am Flughafen in Wien (Österreich): Meine Umsteigezeit war nur kurz, ich bewegte mich rasch zum nächsten Abfluggate, kam dort außer Atem an, nur um die Durchsage zu hören, dass der Weiterflug wegen technischer Probleme annulliert sei! Viele Gedanken schossen mir durch den Kopf: „Künftig werde ich eine andere Fluggesellschaft nehmen.“, „Warum muss mir das passieren?“ und vieles mehr. Doch nach einer gewissen Beruhigung siegte die Kundentreue und ich sagte mir: „So oft geschieht das ja nicht.“, „Bei anderen Gesellschaften kann das auch passieren“ und „Eigentlich bin ich doch ganz zufrieden.“
Und bevor man mir Bequemlichkeit vorwerfen will oder eine mangelnde Alternative – was in diesem Fall nicht stimmte: Es ist nur eine kleine Begebenheit aus dem Alltag. Doch auch im Glaubens- und Gemeindeleben stehen wir vor ähnlichen Situationen. Fehler geschehen – es läuft nicht so, wie ich es erwartet habe – Gott lässt manches zu – warum gerade ich? … und schon sind wir versucht, unserem Herrn die Treue aufzukündigen.
In Psalm 73,23.24 wird die Dennoch-Treue beschrieben: „Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an.“ Eine wunderschöne Beschreibung gegenseitiger Treue. Sie ist nicht Augenblickssache, sondern Ergebnis einer gewachsenen Beziehung über eine lange Zeit.
Besehen wir es recht, dann bedeutet von Gott enttäuscht zu sein eigentlich, dass wir von falschen Vorstellungen ausgegangen sind. Beispiel: Die Jünger, die wegen der scheinbar «harten Rede» (Johannes 6,60 ff.) Jesus verließen. Sie hatten ihn missverstanden und ärgerten sich deshalb an ihm.
Immer wieder begegne ich Glaubensgeschwistern, die in ganz schwierigen, aussichtslosen Situationen (Krankheit, wirtschaftliche Verhältnisse) stecken und dennoch mit Überzeugung sagen: „Aber den Glauben lasse ich mir nicht nehmen, ich bleibe dem Herrn treu!“ Erst neulich noch sagte ein junger Glaubensbruder mit Krebs im Endstadium ohne Heilungschancen zu mir: „Ich vertraue Gott. Er macht es immer richtig!“ Dabei schauten wir uns in die Augen und umarmten uns unter Tränen.
Mein Fazit aus all dem: Wenn die Treue zu Gott auf dem Erleben der göttlichen Liebe, einem festen Glauben und einer tiefen Erkenntnis gründet, kann sie nicht zerstört werden.
Treue gehört zum Wesen des dreieinigen Gottes. Als seine Kinder haben wir diesen Wesenszug auch.