Stellung beziehen und Verantwortung übernehmen – die Konfirmation
„Wer bin ich eigentlich? Und wo will ich hin?“ Fragen dieser Art stellen sich in diesen Tagen die jungen Konfirmanden der Kirche. Ohne Nachdenken darüber, was Konfirmation bedeutet, ist solch ein kirchliches Angebot nur Brauchtum und Liturgie. Wie ein Baum ohne Wurzeln.
Sich richtig zu entscheiden, ist manchmal ganz schön schwierig. Das wissen ältere Menschen deshalb, weil sie mal jung waren. Junge Menschen müssen das lernen. Von ihrer Konfirmation wissen sie, dass ein besonderer Gottesdienst mit feierlicher Segenshandlung für junge Christen erwartet werden darf. Sie werden an den Altar gerufen und legen ein außergewöhnliches Gelübde ab. Freunde und Verwandte sind da, die herzlich gern mitfeiern. Die Kirchen sind meist gut gefüllt.
Öffentlich bekennen
Nun heißt „confirmare“ aber „befestigen, festmachen“. Was soll denn gefestigt werden? Warum lässt sich ein junger Christ konfirmieren? Der neuapostolische Katechismus sagt darüber, dass „junge neuapostolische Christen Verpflichtungen übernehmen“. Der stellvertretende Glaubensvollzug durch ihre Eltern ist zu einem Ende gelangt. „Von nun an trägt der mündige Christ vor Gott die uneingeschränkte Verantwortung für sein Tun und Lassen. Er verpflichtet sich zur Treue gegenüber Gott und bekennt sich öffentlich zum neuapostolischen Glauben“ (KNK 12.2.2 ).
Dazu haben sie in der Vorbereitung den Konfirmationsunterricht besucht und kennen also die wesentlichen Grundzüge der Glaubenslehre, insbesondere die zehn Glaubensartikel: Sie haben den Wert des Glaubens schätzen gelernt. Sie suchen ernsthaft, ihr Leben dem Evangelium entsprechend zu führen, und sie orientieren sich am Glaubensziel, der Wiederkunft Christi. Der am Altar gespendete Segen besiegelt ihr Treueversprechen gegenüber Gott – Kinder übernehmen Verantwortung!
Wo stehe ich, wo will ich hin?
Was heißt das? Bevor ein Mensch Verantwortung übernehmen will, muss er wissen, wofür. Und er muss wissen, wo er gerade steht. Eine klare Positionierung ist der Schuhanzieher für die Übernahme von Verantwortung. Ein Beispiel von vielen: Der junge Jesus aus Nazareth sitzt als Kind im Jerusalemer Tempel und spricht eingängig mit den Schriftgelehrten. Seine Eltern haben ihn aus den Augen verloren und suchen ihn überall. Auf die Idee, ihn im Tempel zu suchen, kommen sie erst ganz zuletzt. Und so schwingt ein kleiner Vorwurf mit, als Jesus ihnen ihre Frage mit einer Gegenfrage beantwortet: „Wisst ihr nicht, dass ich sein muss in dem, was meines Vaters ist?“ (Lukas 2,41 ff.). Er, der junge Mensch, hatte sich positioniert und Stellung bezogen. Er war im Tempel und hatte daran mehr Interesse als am Paschafest.
Verantwortung übernehmen ist wichtig
Wer Verantwortung übernehmen will, muss wissen, wer er ist, wo er ist und was er kann. Alle diese Fragen hatte der 12-jährige Jesus durch seinen Besuch im Tempel beantwortet. Deshalb ist diese Bibelgeschichte bis heute wichtig für die jungen Christen. Quasi als Maßstab für eigenes Handeln: Begegnungen mit Gott sind mir wichtig, also gehe ich in die Gottesdienste. Die Predigt als das Wort Gottes ist mir wichtig, also höre ich es oft. Das Miteinander in der Gemeinde ist mir wichtig, also beteilige ich mich. Und schon ist man dabei, Verantwortung zu übernehmen. Dazu sagt Apostel Petrus klare Worte: „Seid allezeit bereit zur Verantwortung vor jedermann, der von euch Rechenschaft fordert über die Hoffnung, die in euch ist“ (1. Petrus 3,15). Das Gute daran: Wer Verantwortung trägt, kann auch entscheiden, setzt Maßstäbe, trägt zu Wachstum und Entwicklung bei und beeinflusst die Welt, in der er lebt.
„Ihr seid nicht allein“
Stammapostel Jean-Luc Schneider schreibt deshalb in seinem 2018er Konfirmandenbrief: „In seiner Liebe hat euch Gott die Möglichkeit gegeben, dem Bild Jesu Christi gleich zu werden. Wenn ihr es wollt, könnt ihr, so wie er es tat, lieben, vergeben und überwinden! Setzt euch das Ziel, Nachfolger Christi zu werden. Es ist dies ein anspruchsvolles Vorhaben, das viel Bemühungen und Geduld fordert; es ist es aber wert!“ Und, auch das ist klar: Wenn Stellung beziehen und Verantwortung übernehmen mal schwierig wird, hat der Kirchenleiter auch einen Tipp für die jungen Leute: „Übrigens werdet ihr dabei nicht allein sein: eure Eltern, eure Lehrer und die ganze Gemeinde stehen euch zur Seite, um euch zu unterstützen.“
So gesehen sind die Konfirmationsgottesdienste eine Verpflichtung für die ganze Gemeinde, den jungen Christen beizustehen! Am besten mit Lob: „Wie schön, dass du da bist!“