Versammlung der europäischen Apostel im Hamburg läutet Pfingsten ein
Hamburg/Zürich. Mit einem herzlichen Dankeschön für alle Arbeit und Unterstützung, für die Gebete und die Bereitschaft, Entwicklungen mitzugestalten und mitzutragen, eröffnete der scheidende Stammapostel Wilhelm Leber die europäische Apostelversammlung am Pfingstsamstag in Hamburg. Bewegt fügte er hinzu: „Herzlich danken möchte ich auch meinem Vorgänger im Amt, Stammapostel Fehr. Ich danke ihm besonders, weil er mir den Übergang leicht gemacht hat. Seine Haltung hat mich geprägt und ich habe mich damit immer sehr verbinden können. Ich habe versucht, seine Arbeit weiterzuführen.“
Rechtzeitig vor dem Pfingstgottesdienst sind alle Bezirksapostel der Welt und die Apostel aus Europa nach Hamburg gekommen. Traditionell findet am Samstag zuvor eine Apostelversammlung statt. Diesmal stand sie unter der Überschrift Rückblick und Ausblick. Der internationale Kirchenleiter stellte die Rückschau unter das Bibelwort: „Seid nüchtern und wacht.“ (1. Petrus 5, aus Vers 8). Er habe versucht, nach diesem Wort zu handeln, so sein Fazit. „Die Festlegung, welchen Kurs die Kirche einschlagen soll, verlangt beides – Nüchternheit und Wachsamkeit.“ Der Kurs der Kirche sei gekennzeichnet durch eine gewisse Öffnung gegenüber den anderen christlichen Kirchen. Dies habe Stammapostel Fehr begonnen und er fortgesetzt. „In meiner Amtszeit ist es dann zu einem ausformulierten Taufverständnis gekommen mit der wesentlichen Änderung, dass auch die Taufen in anderen christlichen Kirchen von uns anerkannt werden. Ich glaube, das war ein wichtiger Meilenstein!“ Ebenso wesentlich sei die Veränderung im Kirchenverständnis gewesen.
Verwurzelt bleiben im Glauben
Unter der Überschrift Ausblick stellte er den Aposteln den Bibeltext aus Kolosser 2, 6 und 7 vor Augen: „Wie ihr nun den Herrn Christus Jesus angenommen habt, so lebt auch in ihm und seid in ihm verwurzelt und gegründet und fest im Glauben, wie ihr gelehrt worden seid, und seid reichlich dankbar.“ Daraus entnehme er den Aufruf zur Einheit und die gemeinsame Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Kinder und die Jugendlichen in das Gemeindeleben integriert werden: „Man ist verwurzelt in einer Sache, wenn es tausend Fäden gibt, die einen halten.“
Am Ende seiner emotionalen Ansprache dankte er dem Stammapostelhelfer Jean-Luc Schneider für dessen Bereitschaft, den Auftrag anzunehmen. „Schenkt ihm euer Vertrauen.“ Und dann wurde es ganz feierlich, als der Stammapostel ihm die Hand reichte: „Lieber Stammapostelhelfer, wir sagen dir zu, dich zu stützen und die Einheit des Geistes zu pflegen. Wir möchten miteinander das Ziel erreichen!“
Aktuelle Lage der Kirche analysieren
Der so angesprochene Stammapostelhelfer Jean-Luc Schneider betonte, wie bedeutsam es sei, im Herrn verwurzelt zu bleiben! „Die Ausrichtung auf den Herrn ist besonders wichtig, wenn es darum geht, die aktuelle Lage unserer Kirche zu analysieren und ihre Zukunft ins Auge zu fassen.“ In Europa und zum Teil auch in anderen Erdteilen stelle er eine Abnahme im Glauben an Gott und im Gottesdienstbesuch fest. Auch der Ämternachwuchs sei nicht mehr so ohne Weiteres gewährleistet. „Diese Situation wirkt sich auf die Stimmung innerhalb der Gemeinden aus. Bei manchen Brüdern droht die Gefahr der Entmutigung und Resignation. Diese Gefahr zu bekämpfen, ist unsere Herausforderung für die kommende Zeit.“
Evangelium nicht relativieren
Veränderungen müssten stattfinden, aber sehr vorsichtig und auf lange Sicht bedacht. Das Evangelium sei kein Produkt, das sich einem Markt anpassen muss. Es sei vielmehr die unveränderliche und ewige Wahrheit. Aus diesem Glauben hätten die ersten Christen die Kraft geschöpft zu widerstehen und in dieser Gewissheit hätten die Christen der vergangenen Jahrhunderte die Motivation gefunden, dem Herrn Jesus treu zu bleiben. „Als Apostel und Botschafter an Christi statt kämpfen wir nicht für das Überleben der Neuapostolischen Kirche, sondern für den Herrn Jesus Christus. Uns ist es heute aufgetragen, das Evangelium zu verkündigen, ohne es zu relativieren und das unmittelbar bevorstehende Kommen des Herrn zu predigen, ohne müde zu werden!“
Ein bewährter Katechismus
Heute, so der designierte Stammapostel weiter, verfüge die Kirche über einen bewährten Katechismus, dessen Qualität weitgehend anerkannt wird. Die Lehre sei festgelegt, die Identität definiert. „Wir stellen heute das Gemeinsame mit anderen christlichen Kirchen in den Vordergrund, nämlich den Glauben an Jesus Christus. Wir hegen den Wunsch, mit den anderen Kirchen zusammenzuarbeiten um die Stimme des Evangeliums in der heutigen Gesellschaft hörbar werden zu lassen, und wir freuen uns über die Fortschritte im Dialog mit den verschiedenen religiösen Instanzen.“ Er sei davon überzeugt, dass die „neuapostolischen Spezifitäten“, also der Glaube an die nahe Wiederkunft des Herrn, das Apostelamt und die Möglichkeit der Erlösung im Jenseits der Annäherung an andere Glaubensgemeinschaften nicht im Wege stehen. „Ganz im Gegenteil: ich bin davon überzeugt, dass wir als neuapostolischen Christen, die den Herrn lieben und durch sein baldiges Kommen besonders motiviert sind, all denen, die für die Sache Christi kämpfen, eine wertvolle Unterstützung leisten können.“
Zum Schluss seiner Ansprache stellte er den Aposteln seine Prioritäten für die kommende Zeit vor: das Wohlergehen der Amtsträger in ihrem Amt und der Jugend in ihrer Kirche.
Ein herzliches Gebet
Stammmapostelhelfer Schneider würdigte die „großartige Leistung“ der letzten acht Jahre und dankte dem Stammapostel für seine Art, für seine Nähe und Offenheit, für seine Geduld und seinen Fleiß! Statt viele Worte zu machen, bat er die versammelten Apostel sich für ein sehr emotionales, herzliches Gebet zu erheben.